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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatte das vermutlich verdient. »Was ich gerade gesagt habe. Geh in die Werkstatt, und sprich mit seinem Meister. Bitte ihn um etwas Zeit mit Harm. Treib ihn in die Ecke, und stell ein paar Regeln für ihn auf. Sag ihm, wenn er sie nicht einhielte, würdest du darauf bestehen, dass er wie die anderen Lehrlinge bei seinem Meister wohnt. Da würde er dann lernen, sich am Riemen zu reißen, sonst würden andere es für ihn tun. Denn wenn er dort in die Lehrlingsquartiere zieht, wird er feststellen, dass er höchstens ein, zwei Abende im Monat für sich hat.«
    Plötzlich hörte ich aufmerksam zu. »Dann leben die anderen Lehrlinge also alle bei Meister Gindast?«
    Jinna blickte mich erstaunt an. »Natürlich tun sie das! Der hält sie an einer kurzen Leine, was vielleicht auch Harm ganz gut tun würde … aber du bist sein Vater; deshalb nehme ich an, du weißt, was das Beste für ihn ist.«
    »Er hat bis jetzt nie einen gebraucht«, bemerkte ich.
    »Nun, das war, als ihr auf dem Land gelebt habt.
    Und da gab es keine Tavernen und willige junge Frauen.«
    »Nun … ja. Aber ich habe nicht darüber nachgedacht, dass er im Haus seines Meisters leben könnte.«
    »Das Quartier der Lehrlinge liegt hinter der Werkstatt von Meister Gindast. Das macht es ihnen einfacher aufzustehen, sich zu waschen, zu essen und bei Sonnenaufgang bei der Arbeit zu sein. Hast du nicht bei deinem Meister gelebt?«
    Wenn ich so darüber nachdachte, hatte ich das wohl. Ich hatte es nur nie so wahrgenommen. »Ich bin nie formell in die Lehre gegangen«, log ich in beiläufigem Ton. »Deshalb ist das alles neu für mich. Ich hatte angenommen, dass ich für Harms Kost und Logis sorgen müsse, während er unterrichtet wird. Deshalb habe ich das auch mitgebracht.« Ich öffnete meine Börse und schüttete die Münzen auf den Tisch.
    Und da lagen sie auf einem Haufen zwischen uns, und ich war plötzlich verlegen. Würde sie das als Bezahlung für etwas anderes betrachten?
    Schweigend starrte Jinna mich einen Augenblick lang an; dann sagte sie: »Tom, ich habe kaum angefasst, was du zuvor geschickt hast. Wie viel, glaubst du, kostet es, einen Jungen durchzufüttern?«
    Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Das ist wieder so ein Stadtding, das ich nicht weiß. Daheim haben wir angebaut, was wir brauchten, oder gejagt. Ich weiß, dass Harm eine Menge nach einem Tag Arbeit isst. Ich hatte angenommen, es sei teuer, ihn zu ernähren.« Chade musste dafür gesorgt haben, dass man ihr eine Börse schickt. Ich hatte keine Ahnung, wie viel da drin gewesen war.
    »Nun. Wenn ich mehr brauche, werde ich es dich wissen lassen. Die Benutzung des Ponys und des Karrens hat meiner Nichte viel bedeutet. Sie hat sich so etwas immer gewünscht, aber du weißt, wie hart es ist, für solche Dinge zu sparen.«
    »Ihr könnt ihn gerne benutzen. Wie Harm gesagt hat, ist es viel besser für das alte Tier, sich zu bewegen als ständig im Stall rumzustehen. Oh. Soll ich Futter für das Pony besorgen?«
    »Das können wir leicht besorgen, und es erscheint mir nur fair, wenn wir für das Tier sorgen, das wir benutzen.« Sie hielt kurz inne und blickte mich an. »Dann wirst du heute also mit Harm reden?«
    »Natürlich. Deshalb bin ich ja in die Stadt gekommen.« Ich begann, die Münzen zu stapeln, um sie anschließend wieder in meine Börse zu stecken. Es fühlte sich seltsam an.
    »Ich verstehe. Darum bist du also hier vorbeigekommen«, bemerkte Jinna, aber sie lächelte neckisch, als sie das sagte. »Nun, denn. Dann will ich dich mal ziehen lassen.«
    Plötzlich dämmerte mir, dass sie mich wissen ließ, es sei an der Zeit für mich zu gehen. Ich klimperte mit den Münzen in meiner Börse und stand auf. »Also dann. Danke für den Tee«, sagte ich und hielt inne. Jinna lachte laut, und meine Wangen brannten, aber ich brachte ein Lächeln zustande. Sie vermittelte mir das Gefühl, jung und dumm und eindeutig im Nachteil ihr gegenüber zu sein. Ich wusste nicht, warum das so sein sollte, aber ich wusste, dass es mir egal war. »Nun. Ich gehe dann mal besser Harm besuchen.«
    »Tu das«, stimmte Jinna mir zu und reichte mir meinen Mantel. Dann musste ich wieder stehen bleiben, um meine Stiefel anzuziehen. Ich war gerade damit fertig, als ein Klopfen an der Tür ertönte. »Einen Augenblick!«, rief Jinna, und dann ging ich hinaus und nickte ihrem Kunden im Vorübergehen zu. Es war ein junger Mann mit besorgtem Gesichtsausdruck. Er deutete eine Verbeugung an und huschte dann

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