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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Tage zurückblicke, glaube ich, dass ich ihm nur ein Klotz am Bein gewesen wäre. Ich war noch sehr jung, hitzig und impulsiv.« Ich atmete tief ein und lenkte das Gespräch in die Richtung, die ich haben wollte. »Ich sage dir diese Dinge, damit dir klar wird, dass ich kein Gabenmeister bin. Ich habe all diese Schriftrollen nicht studiert … Ich habe nur ein paar von ihnen gelesen. In einem gewissen Sinne sind wir also beide Schüler hier. Ich werde mein Bestes tun, um dich anhand der Schriftrollen zu unterweisen, während ich dir gleichzeitig die Grundlagen dessen beibringe, was ich weiß. Wir werden gemeinsam einen gefährlichen Pfad beschreiten. Verstehst du das?«
    »Ich habe es verstanden. Und die Alte Macht?«
    Das hatte ich heute nicht diskutieren wollen. »Nun. Ich bin mit der Alten Macht ähnlich wie du in Berührung gekommen. Ich bin in sie hineingestolpert, als ich mich mit einem Welpen verschwistert habe. Ich war schon ein Mann, bevor ich jemanden getroffen habe, der versucht hat, meiner willkürlichen Magie einen Rahmen und damit Zusammenhang zu geben. Wieder war die Zeit mein Feind. Ich habe viel von ihm gelernt, aber nicht alles, was es zu wissen gibt … weit weniger als das, um ehrlich zu sein. Also kann ich nur wiederholen, dass ich dir auch in diesem Fall beibringen werde, was ich kann. Aber du wirst von einem unzulänglichen Lehrmeister lernen.«
    »Dein Selbstbewusstsein ist ja wirklich inspirierend«, murmelte Pflichtgetreu düster. Einen Augenblick später, lachte er. »Wir werden ein schönes Paar abgeben, wie wir hier durch die Gegend stolpern. Wo fangen wir an?«
    »Ich fürchte, mein Prinz, wir werden mit einem Schritt zurück beginnen müssen. Du musst einiges von dem verlernen, das du dir selbst beigebracht hast. Immer wenn du dich bisher in der Gabe versucht hast, hast du das mit der Alten Macht vermischt. Ist dir das bewusst?«
    Er starrte mich verständnislos an.
    Nach einem entmutigenden Augenblick sagte ich brüsk: »Nun. Unser erster Schritt wird sein, die beiden Magien zu entwirren.« Als hätte ich gewusst, wie ich das machen sollte. Ich war noch nicht einmal sicher, ob beide Magiearten unabhängig voneinander waren. Ich schob den Gedanken beiseite. »Zunächst würde ich dir gerne die Grundlagen des Gabengebrauchs beibringen. Die alte Macht lassen wir erst einmal außer Acht, um Verwirrung zu vermeiden.«
    »Hast du je andere wie uns gekannt?«
    Wieder war er mir in Gedanken voraus. »Andere wie was?«
    »Die sowohl über die Gabe als auch die Alte Macht verfügen.«
    Ich atmete tief durch. Wahrheit oder Lüge? Wahrheit. »Ich glaube, ich habe einmal jemanden getroffen, aber ich habe ihn damals nicht als solchen erkannt. Ich glaube, er wusste noch nicht einmal, was er tat. Zuerst habe ich schlicht geglaubt, er verfüge über ein ungewöhnlich großes Talent. Seitdem habe ich mich gefragt, wie gut er verstanden hat, was zwischen meinem Wolf und mir vorging. Ich vermute, dass er über beide Arten der Magie verfügte; aber er hielt sie wohl für das Gleiche und setzte sie so gemeinsam ein.«
    »Wer war er?«
    Ich hätte nie damit beginnen sollen, seine Fragen zu beantworten. »Ich habe dir ja gesagt, dass es schon lange her ist. Er war ein Mann, der versucht hat, mir mit der Alten Macht zu helfen. Mehr kann ich dir nicht erzählen. Wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren, weshalb wir heute hergekommen sind.«
    »Gentil.«
    »Was?« Die Gedanken des Jungen sprangen umher wie Flöhe. Er musste lernen, sich zu konzentrieren.
    »Gentil ist seit frühester Kindheit in der Alten Macht ausgebildet worden. Vielleicht wäre er bereit, mich zu unterweisen. Da er ohnehin schon weiß, dass ich ein Zwiehafter bin, wird er mein Geheimnis nicht verraten; das hat er bis jetzt ja auch nicht getan. Und …«
    Ich glaube, es war mein Gesichtsausdruck, was ihn zum Schweigen brachte. Ich wartete, bis ich meiner Stimme wieder genug vertraute. Dann tat ich so, als wäre ich ein weiserer Mann, als ich in Wirklichkeit war. Ich beschloss zuzuhören, bevor ich etwas sagte. »Erzähl mir von Gentil«, schlug ich vor. Dann, weil ich meine Zunge nicht ganz im Zaum halten konnte, fügte ich hinzu: »Erzähl mir, warum du glaubst, ihm vertrauen zu können.«
    Mir gefiel, dass er nicht sofort antwortete. Er runzelte die Stirn und sprach dann, als berichte er von Ereignissen, die schon eine Ewigkeit zurücklagen. »Ich habe Gentil zum ersten Mal gesehen, als er mir meine Katze gegeben hat. Wie du weißt, war

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