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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Missbilligung nicht verbergen.
    »Als Lutwin seine wahren Absichten enthüllt hat, glaubte ich, Gentil sei an der Verschwörung beteiligt. Ich fühlte mich von ihm verraten. Das war einer der Gründe für meine Verzweiflung. Ich hatte nicht nur meine Katze verloren, sondern auch feststellen müssen, dass mein Freund mich verraten hatte. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr es mich gefreut hat, als ich von meinem Irrtum erfahren habe.« Erleichterung und echtes Vertrauen standen ihm ins Gesicht geschrieben.
    Also vertraute er Gentil Bresinga und zwar bis zu dem Punkt, an dem er glaubte, Gentil könne ihn in der ungesetzlichen Magie der Zwiehaften unterrichten und ihn nie verraten. Oder ihn damit in Gefahr bringen. Wie viel von diesem Vertrauen, fragte ich mich, basierte wohl auf seiner Sehnsucht nach einem wahren Freund? Ich verglich das mit seiner Bereitschaft, mir zu vertrauen, und zuckte innerlich zusammen. Sicherlich hatte ich ihm nur wenig Grund gegeben, sich mit mir zu verbinden, und doch hatte er es getan. Es war, als wäre er so isoliert, dass jeder engere Kontakt automatisch zu Freundschaft in seinem Geist wurde.
    Ich hielt meine Zunge im Zaum. Schweigend wunderte ich mich darüber, dass mir das gelang, während kalte Entschlossenheit mich erfüllte. Ich würde diesem Gentil Bresinga auf den Grund gehen und selbst nachschauen, was in ihm lauerte. Sollte er von Verrat zerfressen sein, würde er dafür bezahlen. Und sollte er meinen Prinzen in Bezug auf den letzten Verrat angelogen und sich seine vertrauensselige Natur zunutze gemacht haben, würde er doppelt dafür zahlen. Aber im Augenblick wollte ich dem Jungen gegenüber nichts davon erwähnen. »Ich verstehe«, sagte ich stattdessen schlicht.
    »Er hat mir angeboten, mich die Magie der Zwiehaften zu lehren … derer vom Alten Blut, wie er es nennt. Ich habe ihn nicht darum gebeten; er hat es mir angeboten.«
    Das beruhigte mich keinesfalls, aber wieder behielt ich meine Meinung für mich. Wahrheitsgemäß erwiderte ich: »Mein Prinz, ich würde es vorziehen, wenn du im Augenblick noch keinen Unterricht in der Magie des Alten Blutes nehmen würdest. Wie ich dir gesagt habe, müssen wir diese beiden Magien voneinander trennen. Ich halte es für besser, wenn wir die Alte Macht erst einmal brachliegen lassen und uns stattdessen auf die Gabe konzentrieren.«
    Pflichtgetreu stand eine Weile am Fenster und blickte still aufs Meer hinaus. Ich wusste, dass er sich darauf gefreut hatte, bei Gentil in die Lehre zu gehen, ja, dass er sich sogar danach gesehnt hatte. Trotzdem sagte er leise: »Wenn du das für das Beste hältst, dann werden wir es so machen.« Dann drehte er sich zu mir um und blickte mir in die Augen. Kein Widerwille war in seinem Gesicht zu sehen; er akzeptierte die Disziplin, die ich ihm auferlegte.
    Er war gutmütig, umgänglich und lernwillig. Ich erwiderte seinen offenen Blick und hoffte, dass ich als Lehrer seiner würdig war.
    Wir begannen an diesem Tag. Ich setzte mich ihm gegenüber an den Tisch und bat ihn, die Augen zu schließen und sich zu entspannen. Dann forderte ich ihn auf, alle Barrieren zwischen sich und der Außenwelt zu senken und zu versuchen, allen Dingen gegenüber offen zu sein. Leise und beruhigend redete ich auf ihn ein, als wäre er ein Fohlen, das gleich zum ersten Mal den Sattel spürte. Dann saß ich einfach nur da und beobachtete schweigend sein faltenloses Gesicht. Er war bereit. Er war wie ein Teich voll klarem Wasser, in den ich eintauchen konnte.
    Falls ich mich denn dazu überwinden konnte, den Sprung zu wagen.
    Meine Gabenmauern waren eine Angewohnheit zur Verteidigung. Sie mochten ja durch Sorglosigkeit dünn geworden sein, aber aufgegeben hatte ich sie niemals. Zum Prinzen hinauszugreifen, war etwas vollkommen anderes, als mich selbst in die Gabe zu stürzen. Da bestand die Gefahr, bloßgestellt zu werden. Was den Gebrauch der Gabe von einem Menschen zum anderen betraf, so war ich außer Übung. Würde ich mehr von mir enthüllen, als ich beabsichtigte? Noch während ich über diese Dinge nachdachte, fühlte ich, wie die Mauern um meine Gedanken dicker wurden. Sie vollkommen zu senken, fiel mir schwerer, als man annehmen mochte. Sie stellten schon so lange meinen Schutz dar, dass es zu einem Reflex geworden war, sie aufrecht zu erhalten. Es war, als würde man direkt in die Sonne schauen und den Augen befehlen wollen, nicht zu blinzeln. Langsam senkte ich dennoch meine Mauern, bis ich schutzlos vor

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