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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wollte. Was wollten Peottre und die Narcheska am meisten: den Tod des Drachen oder eine Allianz mit den Weitsehern? Doch wir kamen einer Antwort darauf auch nicht näher, als Peottre stammelte: »Aber... aber ist das nicht, was die Sechs Provinzen sich am meisten wünschen ? Eine Allianz gefestigt durch diese Ehe?«
    »Die Narcheska ist nicht die einzige Frau von hohem Rang auf den Äußeren Inseln«, erwiderte Chade abschätzig. Pflichtgetreu verhielt sich vollkommen ruhig. Ich fühlte, wie seine Gedanken sich überschlugen, konnte sie jedoch nicht hören. »Prinz Pflichtgetreu kann sicher auch eine Frau in Eurem Volk finden, die sein Leben nicht so frivol riskiert, und falls nicht, kann man auch andere Allianzen knüpfen. Glaubt Ihr etwa, Chalced würde eine solche Verbindung mit den Sechs Provinzen nicht zu schätzen wissen? Auch wir in den Sechs Provinzen haben unsere Redensarten. Denkt einmal über Folgendes nach: >Viele Fische schwimmen im Meer.<«
    Peottre hatte noch immer damit zu kämpfen, die plötzlich veränderte Situation zu erfassen. »Aber warum das Leben des Prinzen auf der Drachenjagd riskieren, wenn nichts dabei herumkommt?«, fragte er verwirrt.
    Nun war es endlich an Pflichtgetreu, das Wort zu ergreifen. Chade sagte ihm mittels der Gabe vor, doch ich glaube, dass er auch so gewusst hätte, was er darauf erwidern musste. »Um die Äußeren Inseln daran zu erinnern, dass ein Weitseher tut, was er gesagt hat. Es sind viele Jahre vergangen, seit mein Vater die mit ihm verbündeten Uralten geweckt und den Großteil dieser Stadt in Schutt und Asche gelegt hat. Vielleicht ist eine Ehe nicht der beste Weg, einen Krieg zwischen den Sechs Provinzen und den Äußeren Inseln zu vermeiden. Vielleicht ist es besser, Eure Landsleute noch einmal daran zu erinnern, dass wir unseren Worten auch Taten folgen lassen.« Die Stimme des Prinzen klang ruhig und sachlich. Er sprach nicht von Mann zu Mann, sondern wie ein König.
    Selbst ein Krieger wie Peottre war solch einem Auftreten gegenüber nicht immun. Er fühlte sich durch die Worte meines jungen Prinzen weniger beleidigt, als hätte einer der anderen Kaempra so mit ihm gesprochen. Seine Haltung drückte Unsicherheit aus, doch konnte ich nicht sagen, ob ihn die Aussicht bestürzte, dass seine Schwestertochter nicht den Prinzen heiraten könnte, oder ob es ihn erleichterte. »In der Tat, für Euch muss es so aussehen, als hätten wir Euch mit einer List dazu gebracht, Euch solch einer Aufgabe zu verschwören, und nun, da Ihr seht, welche Folgen Euer Schwur nach sich ziehen könnte, kommt Ihr Euch doppelt betrogen vor. Es ist die Aufgabe eines Helden, die Elliania Euch auferlegt hat, und Ihr habt geschworen, sie zu erfüllen. Würde ich es vorziehen, meine Ziele mit List zu erreichen, würde ich Euch daran erinnern, dass Ihr auch Euer Wort gegeben habt, sie zu heiraten. Ich könnte Euch fragen, ob Ihr als Weitseher nicht auch an dieses Wort gebunden seid; doch davon will ich Euch ohne Streit entbinden. Ihr fühlt Euch von uns betrogen, und ich kann nicht leugnen, dass es auf den ersten Blick so aussehen mag. Ich bin sicher, Euch ist klar, dass Ihr uns in gleichem Maße beschämt wie Ihr Ruhm erntet, wenn Ihr diese Aufgabe erfüllt und anschließend die Hand der Narcheska verweigert. Ihr Name wird zum Inbegriff einer treulosen, hinterlistigen Frau werden. Natürlich freue ich mich nicht ob solch einer Aussicht; dennoch erkenne ich Euer Recht an, dies zu tun. Auch werde ich keine Blutrache gegen Euch schwören, sondern mein Schwert in der Scheide lassen und offen anerkennen, dass Ihr das Recht hattet, Euch hintergangen zu fühlen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Was Peottre sagte, brachte seine aufgewühlten Gefühle zum Ausdruck, doch die ganze Tragweite seiner Worte blieb mir verborgen. Unsere Traditionen waren schlicht zu unterschiedlich. Eines wusste ich jedoch, und einen Augenblick später echote der Prinz meinen Gedanken, während er Peottre nachdenklich betrachtete.
Nun, ich habe die Situation nicht gerade verbessert Jetzt fühlen wir uns beide durch das Verhalten des jeweils anderen beleidigt. Wie soll ich da wieder rauskommen ? Soll ich das Schwert ziehen und ihn hier und jetzt herausfordern ?
    Sei kein Narr!
Chades Tadel war so scharf, wie Pflichtgetreu ernst gewesen war.
Akzeptiere sein Angebot, auf der
Keiler
nach Wuislington zu fahren. Wir wussten, dass wir diese Reise ohnehin würden unternehmen müssen; dann können wir es auch so aussehen lassen, als

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