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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wie ein Kind. Seine Atmung war heiser, während er langsam einschlief. Nach all den Problemen, die er mir bereitet hatte, sehnte ich mich danach, es ihm gleichzutun, doch Web packte mich am Arm.
    »Komm«, sagte er. »Wir beide müssen reden.«
    Ich hätte mich ihm widersetzt, wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre; doch als er die Hand auf meine Schulter legte, brach mein Widerstand in sich zusammen. Ich ließ zu, dass er mich aufs Deck hinaus führte. Ich hörte die Spottrufe der Seeleute, als sie mich wieder sahen, doch Web ignorierte sie und zog mich zur Reling. »Hier«, sagte er, nahm eine Lederflasche vom Gürtel und öffnete sie. Mir stieg der Duft von Branntwein in die Nase. »Trink etwas davon, und atme ein paar Mal durch.«
    Ich glaubte nicht, dass ich den Branntwein brauchte, bis ich einen Schluck trank und die Hitze in meinem Körper spürte.
    Fitz?
    Die besorgte Frage des Prinzen erreichte mich als ein Flüstern. Da erkannte ich, dass ich noch immer meine Mauern aktiviert hatte. Vorsichtig senkte ich sie und antwortete Pflichtgetreu dann:
Es geht mir gut. Web hat Dick beruhigt
    »Das stimmt. Das habe ich. Das musst du mir nicht extra sagen.«
    Lass mir einen Augenblick Zeit, mein Prinz, um mich zu sammeln.
Ich hatte noch nicht einmal bemerkt, dass ich den Gedanken an Pflichtgetreu auch laut ausgesprochen hatte.
    »Ja«, sagte ich zu Web. »Ich bin wohl einfach nur ein wenig durcheinander.«
    »Ja, das bist du. Ich verstehe nur nicht warum. Allerdings habe ich so meine Vermutungen. Dieser einfache Mann ist dem Prinzen sehr wichtig, nicht wahr? Und das hat etwas damit zu tun, dass er einen Krieger einfach so aufhalten und ihm seinen Willen aufzwingen konnte. Was hat dich vor seiner Berührung zurückzucken lassen? Als ich ihn berührt habe, ist nichts passiert.«
    Ich gab ihm die Flasche zurück. »Das ist mein Geheimnis«, erwiderte ich unverblümt.
    »Ich verstehe.« Web trank ebenfalls einen Schluck. Nachdenklich blickte er in die Luft. Risk kreiste träge über unserem Schiff und wartete auf uns. Dann wurde das Segel gesetzt; der Wind blähte es, und ich spürte, wie unser Schiff sich nach vorne neigte und Fahrt aufnahm. »Es wird nur eine kurze Reise sein, wie man mir gesagt hat«, bemerkte Web. »Drei Tage, höchstens vier. Hätten wir die
Maidenglück
genommen, hätte sie die Inseln vollständig umsegeln müssen, und um nach Wuislington zu gelangen, hätten wir dennoch auf ein Flachwasserschiff umsteigen müssen.«
    Ich nickte, obwohl ich nicht wusste, ob das richtig war. Vielleicht hatte ihm das sein Vogel gesagt; wahrscheinlicher war jedoch, dass er es von den Seeleuten aufgeschnappt hatte.
    Als wäre das die logische Fortsetzung unseres Gesprächs, fragte Web: »Wenn ich dieses Geheimnis erraten würde, würdest du mir sagen, ob ich richtig liege?«
    Ich stieß einen leisen Seufzer aus. Erst jetzt, da der Kampf mit Dick vorüber war, erkannte ich, wie sehr mich das angestrengt hatte ... und wie stark Dick gewesen war, als er angetrieben von Furcht und Wut all seine Kraft gegen mich gerichtet hatte. Ich hoffte nur, dass er keine Reserven aufgebraucht hatte, die er noch benötigen würde. Die Krankheit hatte ihm schon viel von seiner Kraft geraubt. Allerdings hatte er geglaubt, mit mir um sein Leben kämpfen zu müssen; daran hegte ich keine Zweifel. Plötzlich war ich von Sorge um ihn erfüllt.
    »Tom?«, hakte Web nach, und erschrocken erinnerte ich mich an seine Frage.
    »Es ist mein Geheimnis«, wiederholte ich ausweichend. Hoffnungslosigkeit stieg in mir auf wie Blut aus einer tiefen Wunde. Dann erkannte ich, dass dieses Gefühl von Dick stammte. Ich musste es irgendwie unterdrücken, bevor es die anderen auf dem Schiff beeinflussen konnte.
    Kannst du ihn für uns übernehmen?
    Die Zustimmung, die ich daraufhin dem Prinzen schickte, war mehr eine Bestätigung, dass ich seine Bitte empfangen hatte, als eine Versicherung, dass ich das zustande bringen würde.
    Web bot mir erneut die Flasche an. Ich nahm sie, trank einen Schluck und sagte dann: »Ich muss wieder zu Dick. Es ist nicht gut, wenn man ihn allein lässt.«
    »Ich glaube, das verstehe ich«, erwiderte Web und nahm mir die Flasche wieder ab. »Ich wünschte nur, ich wüsste, ob du nun sein Beschützer oder sein Wächter bist. Nun, Tom Dachsenbless, solltest du zu der Auffassung gelangen, dass es sicher für mich ist, wenn ich bei ihm bleibe, lass es mich wissen. Du siehst nämlich aus, als könntest du selbst ein wenig Ruhe

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