Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
können. Botenvögel fliegen nur heim und zu ihrem Gefährten. Kettricken kann uns keine Antwort schicken.« Vorsichtig fügte er hinzu: »Hast du noch einmal darüber nachgedacht zu versuchen, Burrich zu erreichen?«
    »Vergangene Nacht«, antwortete ich, und als Chade daraufhin die Augenbraue hob, erklärte ich weiter: »Nichts. Ich fühlte mich wie eine Motte, die gegen ein Lampenglas fliegt. Ich kann ihn nicht erreichen. Vor Jahren habe ich schon mal ab und an einen Blick auf Burrich und Molly erhascht. Keine Gedankenverbindung, aber ... Nun, es ist sinnlos. Das war einmal. Ich vermute, dass Nessel damals mein Fokus war, obwohl ich es nicht mit ihren Augen gesehen habe.«
    »Interessant«, sagte Chade leise, und ich wusste, dass er diese Information zum späteren Gebrauch in einer Ecke seines Gehirns verstaute. »Und Nessel kannst du auch nicht erreichen?«
    »Nein«, antwortete ich so knapp wie möglich, um mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Ich griff über den Tisch und nach der Branntweinflasche.
    »Sei vorsichtig damit«, warnte mich Chade.
    »Ich bin noch nicht einmal annähernd betrunken«, erwiderte ich verärgert.
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, sagte Chade in sanftem Tonfall, »aber wir haben nicht mehr viel davon übrig, und auf Aslevjal werden wir es vielleicht nötiger brauchen als hier.«
    Ich stellte die Flasche wieder hin, als Pflichtgetreu den Raum betrat. Dick folgte ihm, einen trübseligen Ausdruck auf dem Gesicht. »Ich werde nicht gehen«, verkündete Dick, als er hereinkam.
    »Doch, das wirst du«, erwiderte Pflichtgetreu stur.
    »Werde ich nicht.«
    »Wirst du doch.«
    »Genug!«, mischte sich Chade ein, als wären die beiden zwei Siebenjährige.
    »Werde ich nicht!« Keuchend setzte Dick sich an den Tisch.
    »Doch das wirst du«, bestand Pflichtgetreu. »Es sei denn, du willst ganz alleine hier bleiben. Ganz allein und ohne jemanden, mit dem du reden könntest. Ganz allein wirst du dann in diesem Zimmer sitzen und warten, bis wir wieder zurückkommen.«
    Dick stieß das Kinn vor und schob Unterlippe und Zunge heraus. Er verschränkte die kurzen Arme vor der Brust und blickte Pflichtgetreu abschätzend an. »Das ist mir egal. Ich werde nämlich nicht allein sein. Ich werde einfach mit Nessel reden. Sie wird mir Geschichten erzählen.«
    Ich setzte mich unvermittelt auf. »Du kannst mit Nessel reden?«
    Dick funkelte mich an, als hätte er gerade erst bemerkt, dass er mir unfreiwillig etwas enthüllt hatte, nur weil er Pflichtgetreu hatte ärgern wollen. Er ließ die Beine baumeln. »Vielleicht. Aber du kannst es nicht.«
    Ich wusste, dass ich es mir nicht leisten konnte, die Fassung bei ihm zu verlieren oder ihn zu stark unter Druck zu setzen.
    »Weil du mich davon abhältst, mit ihr zu reden?«
    »Nein. Sie will einfach nicht mit dir reden.« Er musterte mich aufmerksam, vielleicht um zu sehen, ob dieser Gedanke mich mehr aufbrachte als die Vorstellung, er könne mich von ihr abschneiden. Er hatte Recht. Es brachte mich mehr auf. Ich sandte eine leise, heimliche Bitte an Pflichtgetreu.
Finde es für mich heraus. Ist sie in Sicherheit?
    Dicks Augen huschten von mir zu Pflichtgetreu und wieder zurück. Der Prinä schwieg. Er wusste genauso gut wie ich, dass wir bei unserem Gabenkontakt erwischt worden waren. Alles, was er jetzt zu Dick sagte, würde das Misstrauen des kleinen Mannes erregen. Und Dick war im Augenblick nicht gut auf Pflichtgetreu zu sprechen. Ich griff dieses Thema auf. »So. Du wirst uns also nicht begleiten, Dick, ja?«
    »Nein. Keine Schiffe mehr.«
    Es war grausam, aber ich tat es dennoch. »Wie willst dann wieder nach Hause kommen? Nur mit einem Schiff kommt man wieder zurück.«
    Er blickte mich zweifelnd an. »Ihr fahrt nicht nach Hause. Ihr fahrt auf diese Dracheninsel.«
    »Zuerst einmal, ja; aber danach geht es wieder heim.«
    »Und ihr werdet wieder hierher zurückkommen und Dick holen.«
    »Vielleicht«, sagte Pflichtgetreu.
    »Vielleicht, falls wir dann noch leben«, flocht Gnade ein. »Wir haben auf deine Hilfe gezählt. Wenn du hier bleibst und wir ohne dich weitermachen ...« Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Der Drache könnte uns alle töten.«
    »Das würde euch nur recht geschehen«, erwiderte Dick düster; aber ich glaubte, dass wir seinen Entschluss ins Wanken gebracht hatten. Er hatte das Gesicht verzogen und klammerte sich an die Tischkante. Offenbar dachte er nach.
    Chade sprach langsam und bedächtig. »Wenn Nessel Dick

Weitere Kostenlose Bücher