Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
war, als wären sie gekommen, um einen Wettkampf zweier Helden zu bestaunen, und wir waren nicht ihr Liebling. Niemand schleuderte verfaultes Gemüse oder Beleidigungen nach uns, doch das wissende Schweigen um uns herum war fast genauso schwer zu ertragen.
Näher am Schiff standen unsere Edelleute, um uns Lebewohl zu sagen und Glück zu wünschen. Sie drängten sich um den Prinzen, wünschten ihm alles Gute, und während ich gehorsam hinter ihm wartete, fiel mir auf, wie wenig sie tatsächlich über unsere Queste und die möglichen Folgen wussten. Fröhlich scherzten sie mit Pflichtgetreu, und nicht einer von ihnen wirkte sonderlich beunruhigt.
Als wir an Bord gingen, war von Dick noch immer nichts zu sehen, und vor lauter Furcht zog sich mir der Magen zusammen. Wir konnten ihn hier nicht allein lassen, egal wie wütend Pflichtgetreu auch auf ihn war. Ich fürchtete nicht nur, was er in unserer Abwesenheit tun könnte; ich sorgte mich auch, was man
ihm
antun könnte, wenn er erst einmal des Schutzes des Prinzen beraubt war. Würde es die Edelleute der Sechs Provinzen kümmern, was mit dem Schwachkopf des Prinzen in dessen Abwesenheit geschah? Ich lehnte mich an die Reling und blickte über die Menge hinweg zum Haus des Eberclans. Web trat neben mich. »Und? Freust du dich auf die Reise?«
Ich lächelte verbittert. »Die einzige Reise, auf die ich mich freue, ist unsere Heimreise.«
»Ich habe Dick noch nicht an Bord kommen sehen.«
»Ich weiß. Wir warten noch auf ihn. Er wollte nicht noch einmal auf ein Schiff, aber wir hoffen, dass er noch kommen wird.«
Web nickte langsam und ging dann wieder.
Ich blieb an der Reling stehen und kaute nervös an meinen Fingernägeln.
Dick? Kommst du? Das Schiff wird bald abfahren.
Lass mich allein, Stinkehund!
Er schleuderte den Namen mit solch leidenschaftlicher Wut, dass ich das Bild fast roch, das er von mir hatte. Am Rand seines Zorns fühlte ich jedoch auch die Angst und die Enttäuschung, weil wir ihn im Stich gelassen hatten. Unser Aufbruch hatte ihn erregt und besorgt, doch ich vermutete, dass seine Sturheit trotzdem siegen würde.
Die Zeit und die Gezeiten warten auf niemanden, Dick. Entscheide dich bald, denn ist die Flut erst mal da, wird das Schiff losfahren. Solltest du uns danach wissen lassen, dass du dich doch noch umentschieden hast und
kommen
willst, wird es zu spät sein. Wir werden dich nicht mehr holen kommen können.
Mir doch egal.
Und mit diesen Worten fuhr er seine Mauern so schnell hoch, dass ich es fast wie einen körperlichen Schlag empfand. Ich hatte das Gefühl, die Situation nur verschlimmert zu haben.
Viel zu bald sah ich, wie die letzten Vorbereitungen für den Aufbruch getroffen wurden. Eine Hand voll Ladung kam verspätet von der
Maidenglück .
Dabei handelte es sich um ein paar Fässer, und ich lächelte und fragte mich, ob Chade sich wohl an die Rest des Branntweinvorrats auf dem anderen Schiff erinnert hatte. Waffen und Werkzeuge wurden ebenfalls an Bord geschafft, während wir jede Ecke des Laderaums mit allem füllten, was Chade für hilfreich hielt. Doch schlussendlich war die Zeit zur Abfahrt gekommen. Leute, die sich verabschieden wollten und dem Prinzen an Bord gefolgt waren, gingen vom Schiff, und die Vertreter des Hetgurd erschienen mit ihrer Ausrüstung. Die letzten Gepäckstücke wurden aus dem Weg geräumt und die kleinen Boote bemannt, die uns in die Bucht hinausschleppen sollten. Web trat besorgt neben mich an die Reling.
»Ich glaube nicht, dass er noch kommen wird«, sagte ich leise. »Ich werde mit dem Prinzen sprechen. Wir müssen jemanden nach ihm schicken.«
»Das habe ich schon«, erwiderte Web grimmig.
»Du hast? Was hat Prinz Pflichtgetreu dazu gesagt?« Ich hatte keinen unserer Gardisten von Bord gehen sehen.
»Oh, mit dem habe ich gar nicht gesprochen«, antwortete Web gedankenverloren. »Ich habe jemanden geschickt. Flink.« Und mehr zu sich selbst murmelte er: »Ich hoffe, das ist kein unfairer Test. Ich glaube, er schafft das. Aber vielleicht hätte ich doch lieber selbst gehen sollen.«
»Flink?« Im Geiste verglich ich den Jungen mit Dick und schüttelte den Kopf. »Er wird das nie schaffen. Dick ist zwar unbeholfen, aber er kann auch überraschend stark sein, wenn es darauf ankommt. Er könnte dem Jungen wehtun. Ich gehe ihm besser hinterher.«
Web packte mich am Arm. »Nein! Geh nicht! Schau. Er hat es geschafft. Sie kommen!«
Die Erleichterung in Webs Stimme war unüberhörbar, als hätte Flink
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