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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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das Ufer freigaben. Die Kreatur, die sie enthüllte, war mir auf unheimliche Art vertraut. Wer einmal einen Drachen gesehen hat, vergisst ihn nie. Mein Herz schlug schneller. Könnte das die Antwort auf unser Rätsel sein?
    Ich glaube, ich habe deinen Drachen gefunden, Pflichtgetreu. Denk dir eine Entschuldigung aus, um an Deck zu gehen, und schau zum Ufer. Die Ebbe hat ihn enthüllt. In der Gezeitenzone ist ein Steindrache.
    Meine Gabenübertragung war nicht auf Pflichtgetreu beschränkt gewesen. Sie erreichte auch Chade. Kurz darauf erschienen Pflichtgetreu und der Rest der Speisenden an Deck. Sie starrten zum Ufer, doch ich bezweifelte, dass sie die Kreatur so genau sehen konnten wie ich, denn an Deck brannten Laternen, welche für die dort Stehenden die Sicht im Dunkeln beeinträchtigten. Ich wiederum erkannte in diesem zusätzlichen Licht meinen Irrtum. Was zunächst wie ein Drache ausgesehen hatte, waren tatsächlich mehrere Felsbrocken, die dicht beieinander standen, sich aber nicht berührten. Ich sah den Kopf auf den Vorderbeinen, den Hals und die Schultern, drei Teile des Rückens, die Hinterbeine und einen spitz zulaufenden Schwanz. Zusammengenommen hätten diese Felsen einen Drachen geformt. Hier auf dem nassen Sand erinnerten sie mich an die Bauklötze eines Kindes.
    Ist das unser Drache? Will sie, dass wir den Steinkopf zum Herd ihres Mütterhauses bringen?,
fragte ich.
    Mit Pflichtgetreu verbunden sah ich, wie er zu der Formation deutete und Peottre eine ähnliche Frage stellte. Doch es war Arkon Blutklinge, der lachend antwortete und den Kopf schüttelte. Über meine Verbindung zu Pflichtgetreu hörte ich Blutklinges Antwort so deutlich, als hätte ich neben ihm gestanden. »Nein, nein, was ihr da seht, ist eine der Torheiten der Bleichen Frau. Sie hat ihre Sklaven hier Stein hauen lassen und darauf bestanden, dass nur das schwarze Gestein dieser Insel auf ihren Schiffen als Ballast eingesetzt wird. Offenbar hat sie einige Sklaven den Stein auch bearbeiten lassen. Warum, das werden wir wohl nie ...«
    »Es ist schon spät«, unterbrach ihn Peottre unvermittelt, »und du musst mit der Morgenflut aufbrechen, Bruder. Lasst uns noch eine angenehme Nacht in den Betten an Bord verbringen, bevor wir uns morgen den Unbillen der Insel aussetzen müssen. Euch empfehle ich ebenfalls, früh zu Bett zu gehen, Prinz Pflichtgetreu. Morgen müssen wir uns früh auf den Weg zu der Stelle machen, wo es heißt, dass der echte Drache auf uns wartet. Das wird ein beschwerlicher Marsch werden. Es ist klüger, wenn wir alle ein wenig schlafen würden.«
    »Ein weiser Vorschlag von einem weisen Kopf. Dann wünsche ich Euch viel Glück und eine gute Nacht«, beeilte sich Arkon Blutklinge zu sagen.
    Nun. Das nenne ich geschickt das Thema gewechselt,
bemerkte Chade, als sie wieder hinuntergingen.
Arkon muss erkannt haben, dass er Geschichten erzählte, die Peottre uns lieber nicht hören lassen wollte. Sieh mal zu, was du noch herausfinden kannst, Fitz.
    Wie hat der Narr auf diese Geschichte reagiert?,
verlangte ich von ihm zu wissen.
    Da habe ich nun wirklich nicht drauf geachtet,
antwortete Chade brüsk.
    Wie ist der Narr überhaupt hierher gekommen? Warum ist er hier? Warum behältst du ihn da, wo ich nicht mit ihm reden kann?
Ich konnte die Fragen nicht länger unterdrücken und auch nicht meine Verärgerung darüber, dass sie die Antworten nicht mit mir geteilt hatten.
    Oh, jetzt sei doch nicht beleidigt
, tat Chade meinen Ärger ab.
Er hat uns wenig erzählt. Du weißt doch, wie er ist. Lass es bis morgen auf sich beruhen, Fitz; dann sind wir zusammen am Ufer, und du kannst ihn ausfragen, wie du willst. Ohne Zweifel wird er mit dir offener sein als mit uns. Und was den Vorwurf betrifft, dass ich ihn in unserer Nähe behalten habe ... Ich will ihn mehr von den Hetgurdkriegern als von dir fem halten. Er hat sich Peottre und der Narcheska gegenüber bereits als ein >Weißer Prophet< zu erkennen gegeben und ihnen gesagt, dass er alles tun werde, um uns davon zu überzeugen, den Drachen nicht zu töten. Und er ist geheimnisvoll und charmant genug, um Peottre und Blutklinge zu faszinieren, aber ich glaube, die Narcheska hat noch immer Angst vor ihm. Sie blickt ihm nie in die Augen.
    Der Prinz unterbrach Chades Gedanken.
Zuerst haben die Hetgurdmänner geglaubt,
er
sei Teil eines Betrugversuchs unsererseits, ein geheimer Verbündeter, den wir eingeschmuggelt haben. Als wir sie darauf hingewiesen haben, dass wir die Bedingungen

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