Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Drachens ausgeschlossen hatte. Zurückblickend, als erwachsener Mann, verstand ich auch warum. Manchmal, als Nachtauge noch gelebt hatte, hatte ich mit der Idee gespielt. Was für eine Art Drache hätten wir beide erschaffen können? Und nun, egal ob freiwillig oder nicht, war ich wieder Teil einer Kordiale. Dennoch hatte ich bis jetzt nie auch nur darüber nachgedacht, das Pflichtgetreu, Dick, Chade und ich je den Wunsch verspüren könnten, unseren eigenen Drachen zu erschaffen. Unsere Kordiale hatte mehr durch Zufall denn aus Absicht zusammengefunden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir die Entschlossenheit und Hingabe entwickeln könnten, eine solche Kreatur zu erschaffen - ganz zu schweigen von dem Willen, unser menschliches Leben aufzugeben und unsere Erinnerungen in dem Drachen zu verschmelzen.
Ich drehte mich herum und entfernte mich langsam von den Steinen. Dabei bemühte ich mich, nicht an die Erinnerungen der Verwandelten zu denken, die in ihnen gefangen waren. Waren die Geister sich ihrer selbst bewusst? Und falls nicht, was genau waren sie?
Erneut griff ich zu Pflichtgetreu und Chade hinaus.
Ich glaube, ich habe ein paar Erinnerungen der Verwandelten gefunden, die man während des Krieges aus den Sechs Provinzen gestohlen hat.
Was
?, fragte Chade ungläubig nach.
Nachdem ich es ihm erklärt hatte, folgte ein langes, entsetztes Schweigen. Dann fragte Pflichtgetreu zögerlich:
Können wir sie befreien
P
Zu welchem Zweck? Die meisten Menschen, denen diese Erinnerungen gehört haben, sind schon lange tot. Einige davon sind sogar durch meine eigene Hand gestorben. Außerdem habe ich keine Ahnung, ob das überhaupt machbar wäre.
Je mehr ich darüber nachdachte, desto nervöser wurde ich.
Chades Gedanken waren ruhig, doch voller Resignation.
Im Augenblick bleibt uns nichts anderes übrig, als es so zu lassen, wie es ist. Vielleicht wird Peottre ja bereit sein, uns zu sagen, was er weiß, sobald wir den Drachen erschlagen haben. Oder vielleicht können wir insgeheim arrangieren,dass ein Schiff der Sechs Provinzen hierherfährt und heimbringt, was uns gehört Was auch immer es sein mag.
Das Kochfeuer neben unserem Zelt war zu einem rotglühenden Haufen heruntergebrannt. Ich stocherte darin herum, schob ein paar Reste Feuerholz hinein und erweckte tatsächlich ein, zwei kleine Flammen zum Leben. Im Kessel war noch etwas lauwarmer Tee und im Topf ein Löffel Brei. Sieber war gegangen - vermutlich auf Wache, oder er hatte sich unter seine Decke gelegt. Ich kroch durch den niedrigen Zelteingang und tastete im Dunkeln nach meiner Seekiste. Dick hatte sich in seine Decken gewickelt. Ich versuchte, ihn nicht aufzuwecken, während ich nach meinem Becher kramte. Ich war überrascht, als er in der Dunkelheit sagte: »Das ist ein schlimmer Ort. Mir wäre es lieber, nicht hier zu sein.«
Insgeheim pflichtete ich ihm bei. Laut sagte ich jedoch: »Er kommt mir wild und öde vor, aber nicht schlimmer als andere Orte, an denen ich gewesen bin. Keiner von uns wollte wirklich hierher kommen; aber wir werden das Beste daraus machen und tun, was wir tun müssen.«
Dick hustete und sagte: »Das ist der schlimmste Ort, an dem ich je gewesen bin, und ihr habt mich hergebracht.« Er hustete erneut, und ich konnte sehen, wie müde er vom Husten war.
»Ist dir warm genug?«, fragte ich schuldbewusst. »Willst ein paar meiner Decken?«
»Mir ist kalt. Ich bin innen und außen kalt ... wie dieser Ort. Die Kälte frisst mich auf. Die Kälte wird uns allen das Fleisch von den Knochen nagen.«
»Ich werde etwas Tee aufwärmen. Willst du welchen?«
»Vielleicht. Ist auch noch Honig da?«
»Nein.« Dann gab ich der Versuchung nach. »Oder vielleicht doch. Hier ist meine Decke. Ich werde den Tee aufsetzen und dann schauen, ob ich noch etwas Honig finden kann.«
»Wir werden sehen«, sagte Dick zweifelnd.
Ich zog die Decken um ihn zurecht. So nahe waren wir uns schon seit Tagen nicht mehr gekommen. »Ich mag es nicht, wenn du wütend auf mich bist, Dick. Ich wollte weder hierher kommen noch dich herbringen. Das war schlicht etwas, was wir tun mussten, um unserem Prinzen zu helfen.«
Dick erwiderte nichts darauf, und ich fühlte kein Nachlassen der Kälte mir gegenüber, aber wenigstens schlug er nicht nach mir. Ich wusste, wer vielleicht Honig haben könnte. Ich verließ das Zelt und stieg den Hügel hinauf, wo die Zelte der Narcheska und des Prinzen standen. Zwischen und ein kleines Stück oberhalb von ihnen blähte sich
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