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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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des Hetgurds bis vor kurzem ja gar nicht gekannt hätten, haben sie dann zugegeben, dass ein solcher Trick eher unwahrscheinlich sei.
    Wie haben die Narcheska und Peottre auf die Behauptung des > Weißen Propheten< reagiert, dass er den Drachen schützen würde
?, verlangte ich von den beiden zu wissen.
    Chades Gedanken schienen wohlüberlegt zu sein.
Sie haben seltsam reagiert. Ich hatte erwartet, dass Peottre und die Narcheska ihn ablehnen würden, doch Peottre wirkte erleichtert, ja sogar erfreut darüber, dass er hier ist. Was mich betrifft, so bin ich dankbar dafür, dass er nicht noch mehr gesagt hat, und dich möchte ich bitten, nur mit ihm zu reden, wenn Peottre und die Narcheska nicht in Hörweite sind. Sollten sie herausfinden, wie lange ihr schon befreundet seid, könnten sie auf die Idee kommen, dass du unserer Queste ebenfalls ablehnend gegenüber stehst.
    Chades Gedanken besaß einen warnenden Unterton, ein kleiner Test meiner Loyalität. Ich ignorierte das.
Ich werde warten und unter vier Augen mit ihm
Sprecher , sagte ich Chade.
    Ja. Das wirst du.
Seine Worte waren eine Mischung aus Bestätigung und Befehl.
    Die Leute auf dem Schiff gingen bereits zu ihren Betten. Ich blickte zu unserem Lager zurück. Es sah aus, als hätten sich dort bereits alle zum Schlafen niedergelegt. Das Feuer war heruntergebrannt. Ich hatte meinen Teil der Ration gar nicht gegessen. Heißer Brei würde im Laufe dieser Queste vermutlich noch eine Delikatesse sein, aber im Augenblick lockte mich das noch nicht.
    Das Meer hatte sich inzwischen weit genug zurückgezogen, dass ich um den gesamten Drachen herumgehen konnte, ohne tiefer als bis zum Knöchel im Wasser zu versinken. Ich wusste, dass ich am Morgen meine durchnässten Schuhe bereuen würde, aber falls es etwas über dieses Steinwesen herauszufinden gab, war nun die beste Gelegenheit dazu. Keine Gabenkordiale hatte dieses Wesen erschaffen, sondern die Lakaien der Bleichen Frau. Ich glaubte auch zu wissen warum. Ich hatte schon lange vermutet, dass Edel und Gabenmeister Galen Teile der Gabenbibliothek verkauft hatten. War Kebal Raubart, der Kriegsführer der Outislander während des Kriegs der Roten Schiffe, irgendwie in ihren Besitz gelangt? Hatten er und seine Verbündete, die Bleiche Frau, versucht, eigene Drachen zu erschaffen, um gegen die Sechs Provinzen zu kämpfen? Ich war nahezu sicher, dass dem so war.
    Als ich mich dem glänzenden, nassen Stein näherte, fiel mir auf, dass weder Seetang noch Muscheln daran klebten. Er war so sauber und schwarz wie an dem Tag, da er behauen worden war. Vorsichtig legte ich die Hand darauf. Der Stein war kalt, nass und hart, und er summte voll der Alten Macht unter meinen Fingern ... genau wie die schlummernden Drachensteine es getan hatten. Und doch war es anders. Ich wusste allerdings nicht genau wie und warum, bis ich den nächsten Steinblock berührte. Auch in ihm schlummerte Leben; dennoch unterschieden sich die beiden Steine voneinander. Vorsichtig, aus Furcht vor einer magischen Falle, griff ich mit der Gabe nach ihnen. Da war nichts. Ich strich mit der Hand über die feuchte, glatte Oberfläche. Und dann war da plötzlich etwas, eine verwirrende Vielfalt erregter Stimmen, die jedoch sofort wieder verstummten.
    Langsam drehte ich den Kopf und erkannte, wie dumm das war. Bei dem Gabenfuror, dessen Zeuge ich geworden war, handelte es sich um kein Gespräch, gedämpft durch Entfernung oder eine Barriere. So vorsichtig, als hielte ich ein glü-lendes Stück Kohle in der Hand, strich ich erneut mit den Fingerspitzen über den nassen Stein. Wieder hatte ich den verwirrenden Eindruck vieler Stimmen; alle sprachen sie gleichzeitig und weit von mir entfernt. Ich wischte mir die Hand am Hemd ab und trat einen Schritt zurück. Nervös verbigte ich den Gedanken, der mir gekommen war.
    Das hier war Erinnerungsstein, gebrochen auf dieser Insel, aber es war ohne Zweifel die gleiche Art von Stein wie die, die Veritas benutzt hatte, um seinen Drachen zu erschaffen. Alle Drachen, denen ich im Steingarten im Berg-Königreich begegnet war, waren ursprünglich aus diesem Gestein geschaffen worden. Gabenkordiale hatten so versucht, ihre Erinnerungen im Stein zu speichern, und vielleicht auch andere, die Uralten womöglich. Die Drachen, die ich gesehen hatte, waren nicht nur von den Werkzeugen der Bildhauer geformt worden, sondern auch von den Erinnerungen und Gedanken, die in sie Eingang gefunden hatten. Ich war Zeuge geworden, wie Veritas in

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