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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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war vollkommen klar, dass der Prinz und Dick unsere Gedanken mithörten.
Fürst Leuenfarb glaubt, dass auch die Uralten in die Welt zurückkehren werden, wenn es ihm gelingt, das Volk der Drachen wiederzubeleben. Er glaubt, es gebe eine Verbindung zwischen den beiden, auch wenn er das nicht erklären kann.
    Und das war alles ?
    Ja.
Mit dieser knappen Antwort ließ ich ihn wissen, dass mir seine Schnüffelei nicht gefiel. Ich fragte mich, ob Pflichtgetreus Gabenschweigen bedeutete, dass er Chades Haltung billigte oder missbilligte. Dann sagte ich mir selbst, dass das egal sei. Sollte der Zeitpunkt kommen, da es wirklich an mir lag, ob der Drache lebte oder starb, dann würde ich mich entscheiden - aber keinen Augenblick früher. Bis dahin weigerte ich mich, mir den Kopf darüber zu zerbrechen oder meine Freundschaft zu einem von ihnen zu gefährden.
    Peottre stellte uns für den Marsch auf. Heute sollten wir uns direkt hinter dem Prinzen einreihen. Er warnte uns, dass der milde Wind, der über den Gletscher wehte, das Eis noch tückischer machen würde. Wir würden dem alten, etablierten Weg folgen und uns an den Bannern orientieren, die ihn markierten; dabei sollten wir jedoch nicht vergessen, dass die Bedingungen auf dem Gletscher sich rasch ändern konnten und der Weg alles andere als vertrauenswürdig sei. Schnee konnte über neu entstandene Spalten geweht worden sein und sie wie festen Boden aussehen lassen. Erneut ermahnte er uns, auf jeden unserer Schritte zu achten. Dann setzten wir uns in einer Reihe mit den Stäben in der Hand in Bewegung. Im ersten Teilabschnitt des Marsches hielten Dick und ich gut mit. Er hustete, aber nicht so viel wie zuvor, und er trottete tapfer weiter. Peottre ließ uns heute langsamer marschieren und stach vor jedem Schritt den Stab in den Boden. Er hatte Recht, was das tückische Wetter betraf. Obwohl die warme Brise uns alsbald die Kapuzen zurückschlagen und die Krägen öffnen ließ, formte sie den nassen Schnee zu fantastischen Skulpturen. Die bläulichen Schatten der Eisgebilde verliehen dem Land etwas Traumhaftes.
    Zweimal führte uns Peottre vom gewählten Pfad hinunter. Beim ersten Mal prüfte er den Schnee, und die dünne Oberflächenkruste gab sofort nach. Der Schnee sackte ein und fiel in einen Spalt unmittelbar vor uns. Der Wind hatte eine Brücke aus Eiskristallen entstehen lassen, die jedoch zu zerbrechlich für uns war. Somit war Peottre gezwungen, uns um den Spalt herum zu führen.
    Den zweiten Umweg nahmen wir am Nachmittag. Zu diesem Zeitpunkt war Dick bereits müde und entmutigt. Der feuchte Schnee klebte an unseren Hosen und Stiefeln, und so dauerte es nicht mehr lange, bis der Rest der Gruppe uns abgehängt hatte und wir ihrer Spur folgen mussten. Wir hatten gerade einen langen Kamm überquert, als uns plötzlich alle wieder entgegenkamen. Peottre hatte ungewöhnlich weichen Schnee gefunden, in den sein Stab bis zur Größe eines kleinen Mannes eingesunken war, und so war er umgekehrt, um eine bessere Route zu suchen. Der Aufstieg auf den Kamm war ausgesprochen mühselig gewesen, und Dick fluchte leise vor sich hin, als wir uns umdrehten und den anderen wieder hinunter folgten.
    Das Sonnenlicht, das von dem weiß-blauen Schnee reflektiert wurde, blendete uns. Wir kniffen die Augen zusammen, bis die Tränen kamen, und unsere Brauen schmerzten vor Anspannung. Trotzdem führte Peottre uns immer weiter.
    An diesem zweiten Tag marschierten wir viel länger und weiter. Die Sonne senkte sich bereits zum Horizont hinab, doch wir stapften noch immer durch den Schnee. Dick und ich folgten den anderen in großem Abstand, und allmählich fragte ich mich, ob Peottre je für die Nacht anhalten würde. Zweimal war Dick bereits stehen geblieben und hatte sich geweigert weiterzugehen. Er war müde; der nasse Schnee drang durch seine Kleidung; ihm war kalt; er war hungrig, und er hatte Durst. Diese Litanei hätte durchaus auch von mir stammen können, und sie zu hören, machte meine eigenen Leiden nur umso unerträglicher. Es fiel mir ja schon schwer genug, mich selbst zum Weitergehen zu bewegen, ganz zu schweigen davon, Dick auch noch hinter mir her zu ziehen. Seine Musik war heute ein dumpfes Trommeln, ein Schlaghagel im Takt unserer Schritte gemischt mit dem Knirschen der Stäbe, die in den Firn eindrangen.
    Wenn ich vor ihm ging, fiel Dick weit zurück, sodass ich hinter ihm bleiben und sein übertrieben vorsichtiges Stochern ertragen musste. Während die Schatten immer

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