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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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herausgefunden hatte.
    »Es sind die Gleichen wie in meinen schlimmen Träumen«, verkündete Dick.
    »Vielleicht.«
    »Ich weiß es. Ja. Sie sind es. Die Schlimme-Täume-Macher.« Dick nickte nachdrücklich.
    Der Regen fiel gleichmäßig auf den Schnee um uns herum. Ich hoffte, die anderen hatten die Zelte bereits errichtet, sodass uns bei unserer Ankunft eine trockene Unterkunft erwartete. Den ganzen Tag über war die Nässe des Schnees meine Hose hinaufgekrochen, und nun wurde ich auch noch von oben nass - mein Elend war komplett. »Komm, Dick. Lass uns zum Lager gehen«, schlug ich vor, und wir schlurften durch den Schnee, der sich uneben unter unseren Füßen zu einem eisigen Schlamm verdichtete.
    »Lass deine Gabenmauern errichtet«, riet ich Dick. »Irgendjemand hat versucht, uns böse Dinge übereinander denken zu lassen. Sie wissen nicht, dass wir Freunde sind. Sie haben versucht, uns dazu zu bringen, dass wir uns wehtun.«
    Dick blickte mich traurig an. »Manchmal sind wir Freunde. Manchmal kämpfen wir.«
    Das entsprach der Wahrheit - genauso wie es der Wahrheit entsprach, dass es mir nicht gefiel, ständig auf ihn aufpassen zu müssen. Unsere Gegner hatten meinen Widerwillen und meine Verärgerung über Dick entdeckt und geschürt, so wie Veritas immer nach Furcht oder Arroganz bei unseren Feinden gesucht und diese so lange geschürt hatte, bis sie einen tödlichen Fehler begangen hatten. Was gerade geschehen war, war der subtile und sorgfältig geplante Angriff von jemandem gewesen, der meinen Geist insgeheim weit genug erforscht hatte, um jene Gefühle zu finden, die ich vor anderen verbarg. Das war mehr als nur beunruhigend.
    »Manchmal kämpfen wir«, gab ich Dick Recht, »aber nicht, um einander wirklich zu verletzen. Wir haben Meinungsverschiedenheiten. Freunde haben oft Meinungsverschiedenheiten. Aber wir versuchen nicht, einander wehzutun. Selbst wenn wir wütend aufeinander sind, versuchen wir das nicht. Denn wir sind Freunde.«
    Dick stieß einen lauten Seufzer aus. »Ich habe versucht, dir wehzutun. Auf dem Boot hast du dir wegen mir dauernd den Kopf gestoßen. Das tut mir jetzt Leid.«
    Eine ernsthaftere Entschuldigung hatte ich noch nie bekommen. Ich musste mich revanchieren. »Und mir tut es Leid, dass ich dich auf einem Boot hierher bringen musste.«
    »Ich glaube, ich vergebe dir, aber ich werde wieder wütend auf dich werden, wenn du mich wieder auf einem Boot nach Hause schickst.«
    »Das ist nur fair«, sagte ich nach kurzem Nachdenken und bemühte mich, mir die Angst und die Resignation nicht anmerken zu lassen.
    Dick schockierte mich, als wir stehen blieben und er plötzlich meine Hand ergriff. Selbst durch meine Gabenmauern hindurch fühlte ich die stete Wärme seines Respekts. »Ich war immer wütend auf meine Mama, wenn sie mir die Ohren gewaschen hat«, erzählte er mir. »Aber sie hat gewusst, dass ich sie liebe. Ich liebe dich auch, Tom. Du hast mir eine Flöte gegeben. Und rosafarbenen Zuckerkuchen. Ich will versuchen, nicht mehr böse zu dir zu sein.«
    Seine einfachen Worte trafen mich vollkommen unvorbereitet. Da stand er, die Zunge zwischen den Lippen hinausgeschoben, und schaute mich seinen kleinen, runden Augen unter der Wollmütze an. Er war eine kleine, dicke Kröte. Es war schon lange her, seit mir zum letzten Mal jemand seine Liebe auf so einfache und ehrliche Art angeboten hatte. Seltsamerweise weckte das den Wolf in mir. Ich konnte Nachtauges langsames, zustimmendes Schwanzwedeln förmlich sehen. Wir waren ein Rudel. »Ich liebe dich auch, Dick. Komm jetzt. Sehen wir zu, dass wir aus dem Schauer rauskommen.«
    Der Regen wurde immer kälter, und als wir das Lager endlich erreichten, hatte er sich in Schneeregen verwandelt. Chade kam uns entgegen. Kaum waren wir in Flüsterreichweite, warnte ich ihn: »Halte deine Mauern, oben. Irgendjemand hat versucht, uns mit der Gabe zu vernebeln, so wie Veritas unsere Feinde während des Kriegs der Roten Schiffe verwirrt hat. Es ... sie haben versucht, Dick und mich gegeneinander aufzuhetzen. Und das wäre ihnen auch fast geglückt.«
    »Wer steckt dahinter?«, verlangte Chade zu wissen, als hätte er wirklich geglaubt, ich würde das wissen.
    »Die Schlimme-Träume-Leute«, antwortete Dick ihm ernst. Chade runzelte die Stirn, und ich zuckte mit den Schultern. Eine bessere Antwort hatte ich nicht.
    Das Lager war in dieser Nacht ein trostloser Ort. Alles war nass und feucht. Die winzigen Feuer, die wir mit unserem wenigen

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