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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Brennstoff zu entzünden versuchten, wollten einfach nicht brennen. Peottre steckte wieder die Lagergrenzen ab und riskierte es dann, ein wenig auf Erkundung zu gehen, um den Weg für morgen festzulegen. Das schwache Leuchten einer einzelnen Kerze kam aus dem Zelt der Narcheska, während das Zelt des Narren eine prachtvolle, lockende Blüte inmitten der Nacht war, und ich sehnte mich danach, dorthin zu gehen, doch Chade verlangte nach mir, und ich wusste um die Notwendigkeit, ihm einen vollständigen Bericht zu erstatten.
    Im Zelt des Prinzen war es dank der überall hängenden Kleider weit enger als gestern. Dabei glaubte niemand wirklich, dass sie bis morgen trocknen würden. Chade und der Prinz hatten sich bereits umgezogen. Eine dicke Kerze in einem Metallbecher bemühte sich redlich einen kleinen Kessel mit Schneewasser zu erwärmen. Ich brachte Dicks Mantel und Stiefel hinaus, um den nassen Schnee abzuklopfen, während er sich ein langes Wollhemd und trockene Socken anzog. Irgendwie kam mir der feuchte Wind noch unangenehmer vor, nachdem ich kurz im Zelt gewesen war. ich ging wieder zurück und legte Dicks Sachen zum Trocknen auf dem Boden aus. Der morgige Tag würde furchtbar werden, wenn wir wieder in die nassen Sachen schlüpfen mussten. Nun, daran konnte man jetzt wohl nichts mehr ändern, dachte ich bitter. Trotzdem ... »Wenn ich einen Barden davon habe singen hören, wie der Held den Drachen erschlägt, um die edle Jungfer zu retten, klang das ganz und gar nicht wie das hier«, bemerkte ich säuerlich.
    »Nein«, stimmte Dick mir traurig zu. »Es sollte Schwerter und Blut geben, nicht dummen, nassen Schnee.«
    »Ich glaube nicht, dass dir Schwerter und Blut besser gefallen würden als nasser Schnee«, erwiderte der Prinz düster, doch in diesem Augenblick neigte ich dazu, Dick zuzustimmen. Ich hätte eine wilde Schlacht durchaus diesem endlosen Geschlurfe vorgezogen. Bei meinem Glück würde ich sie noch bekommen, bevor das alles vorbei war.
    »Wir haben einen Feind«, verkündete ich. »Einen Feind, der weiß, wie er die Gabe gegen uns einsetzen kann.«
    »Das hast du bereits gesagt«, bemerkte Chade, »aber Pflichtgetreu und ich haben uns beraten, und keiner von uns hat etwas Derartiges gefühlt.« Er goss lauwarmes Wasser über die Teekräuter und verzog skeptisch das Gesicht.
    Das verwirrte mich für einen Augenblick. Ich hatte damit gerechnet, dass jeder, der uns anzugreifen versuchte, gleich die ganze Kordiale als Ziel nehmen würde. Das sagte ich dann auch und fügte hinzu: »Warum sollten sie es nur auf Dick und mich abgesehen haben? Wir scheinen doch die niedrigsten eurer Diener zu sein.«
    »Jedem, der die Gabe zu nutzen versteht, ist klar, dass weder Diek noch du das sind, was sie zu sein scheinen. Vielleicht haben sie Dicks Kraft gespürt und beschlossen, sie zu vernichten, indem sie euch beide aufeinander hetzen.«
    »Aber warum nicht direkt gegen den Prinzen und seinen Ratgeber losschlagen? Warum nicht euch gegeneinander aufhetzen, um an der Spitze Streit zu säen? Warum sollten sie sich stattdessen von unten raufarbeiten ? « , »Das zu wissen, wäre nett«, räumte Chade nach kurzem Nachdenken ein. »Aber wir wissen es eben nicht. Tatsächlich haben wir nur, dass ihr beiden euch angegriffen gefühlt habt. Wir beide, der Prinz und ich, haben wiederum gar nichts gefühlt, bis ihr euch gegeneinander gewendet habt.«
    »Das war ausgesprochen beeindruckend«, fügte der Prinz hinzu, rieb sich müde die Schläfen und gähnte laut. »Ich wünschte, das hier wäre endlich vorbei«, sagte er dann leise. »Ich bin müde; mir ist kalt, und ich habe nicht wirklich das Herz für die Aufgabe, die vor mir liegt.«
    »Das könnte die Folge eines subtilen Gabeneinflusses auf dich sein«, warnte ich ihn. »Dein Vater hat die Gabe auf diese Art genutzt, um die Steuerleute der Roten Schiffe zu verwirren und sie auf die Felsen zu lenken.«
    Der Prinz schüttelte den Kopf. »Meine Mauern stehen und sind dicht. Nein, das kommt aus meinem Inneren.« Er beobachtete, wie Chade einen gelblichen Tee ausschenkte, das Gesicht verzog und ihn wieder zurückschüttete, um ihn noch ein wenig ziehen zu lassen.
    »Das ist kein Gabeneinfluss«, pflichtete Chade dem Prinzen bei. »Das ist der verdammte Narr, der mit der Zwiehaften Kordiale und den Hetgurdleuten redet und Mitleid mit dem Drachen in ihnen weckt, wobei er sich vor allem des Aberglaubens der Outislander bedient. Zeigt Euch weiter entschlossen, mein Prinz.

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