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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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länger wurden, entwickelte sich das Ganze zu einer kaum erträglichen Wiederholung des letzten Tages. Langsam, gaaanz langsam setzte er einen Fuß vor den anderen, und ebenso langsam, aber gleichmäßig wuchs meine Wut wie ein Feuer, das man methodisch mit Kohle fütterte. Wann genau hatte man mich eigentlich in diese Rolle gedrängt? Und warum machte ich das überhaupt mit? Warum hatte Chade ausgerechnet mich für diese demütigende Aufgabe ausgewählt? Das musste eine Art von Bestrafung sein. Einst war ich ein Krieger der Weitseher gewesen. Jetzt demütigte mich Chade für die Freiheit, die ich mir genommen hatte, indem er mich zum Kindermädchen eines fetten, stinkenden Idioten degradierte. Ich versuchte, mich an die logischen Gründe dafür zu erinnern, warum nur ich dafür in Frage kam, jemanden zu beaufsichtigen, der so mächtig in der Gabe war; dennoch konnte ich mich selbst nicht mehr von der Notwendigkeit dieser verabscheuungswürdigen Aufgabe überzeugen. M^ine Gedanken bewegten sich immer mehr und mehr in Richtung Frust, Wut und Widerwillen. Nur mit Mühe gelang es mir, mich zu beherrschen, und mit zuckersüßer Stimme trieb ich Dick an. »Bitte, geh ein wenig schneller, Dick. Sie haben schon damit begonnen, das Lager aufzuschlagen. Willst du denn nicht dorthin, wo es warm und trocken ist?«
    Er drehte den Kopf und funkelte mich an. »Du sagst nette Worte; aber ich weiß, was du von mir denkst. Nun, du bist schuld, dass ich hier bin, und wenn du versuchst, mir wehzutun, werde ich dir noch viel mehr weh tun. Ich bin nämlich stärker als du. Ich bin stärker, und ich muss dir nicht gehorchen.«
    Törichterweise hatte er mich damit gewarnt. Ich errichtete meine Gabenmauern. In dem Augenblick, bevor Dicks Gabenschlag mich traf, wurde mir bewusst, dass all meine Feindseligkeit ihm gegenüber verschwunden war - wie ein Feuer, das man mit einem nassen Tuch erstickt. Sein Angriff traf mich wie ein Hammer einen Amboss aus Käse. Er hatte mich nicht berührt, und dann fühlte ich mich, als würde er meinen Leib in seinem Griff zerquetschen. Ich geriet ins Taumeln, fiel in den Schnee und hatte das Gefühl, als müsse mir das Blut aus den Poren strömen. Dann verlangte Dick plötzlich zu wissen: »Warum sind wir so wütend? Was tun wir eigentlich?«
    Es war das verzweifelte Jammern eines Kindes. Er hatte wohl ebenfalls seine Mauern errichtet und dabei genauso seine Wut verloren. Er watete durch den Schnee auf mich zu, und in diesem Augenblick setzte der lange gefürchtete Regen ein. Ich rollte mich von seiner Berührung weg. Er meinte es sicher gut, doch ich fürchtete, dass meine Mauern beim Kontakt mit ihm zusammenbrechen würden. »Ich bin nicht verletzt, Dick. Wirklich nicht. Mir ist nur ein wenig übel.« Ich war benommen und durcheinander, und mir taten die Knochen weh, als wäre ich vom Pferd gefallen. Mühsam rappelte ich mich auf. »Nein, Dick, fass mich nicht an. Aber hör mir zu. Hör zu. Irgendjemand versucht, uns zu verwirren. Irgendjemand benutzt unsere eigene Magie, um böse Gedanken in unsere Köpfe zu bekommen. Irgendjemand, den wir nicht kennen.« Ich wusste es plötzlich mit schrecklicher Sicherheit: Irgendjemand setzte die Gabe gegen uns ein.
    »Irgendjemand, den wir nicht kennen«, wiederholte Dick träge. Vage fühlte ich, wie Pflichtgetreu versuchte, uns über die Gabe zu erreichen. Ohne Zweifel hatte er einen Schatten von Dicks Angriff auf mich gefühlt. Ich riskierte es, kurz meine Mauern zu senken, um Pflichtgetreu und Chade zu warnen:
Passt auf! Schützt eure Gedanken!
Und dann riegelte ich meinen Geist vollständig gegen das heimtückische Tasten ab, mit dem der- oder diejenigen erneut versucht hatten, meine Gedanken zu infiltrieren. Ich wusste, dass ich versuchen musste, zurückzuschlagen oder dem Gabenfaden zu ihnen zu folgen; doch es kostete mich all meinen Mut, meine Mauern wieder zu senken. Wild suchte ich in alle Richtungen nach dem, was meinen Geist vergiftet und gegen Dick aufgebracht hatte.
    Ich fühlte nichts und niemanden. Chade, Pflichtgetreu und Dick waren da, dank ihrer Mauern von mir abgeschottet. Ich dachte darüber nach, nach Nessel zu greifen, entschied mich dann jedoch dagegen. Meine Angreifer wussten vielleicht nichts von ihr, und ich würde sie ihnen mit Sicherheit nicht zeigen. Zitternd atmete ich ein und zog meine Gabenmauern wieder hoch. Ich fühlte mich kaum sicherer. Wir hatten einen unbekannten Feind, und ich würde nicht eher ruhen, bis ich alles über ihn

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