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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mich daran, wie dieser Sinn einst angeregt worden war, aber nun war ich taub dafür.
    Lächelnd bot Peottre Dick ein Stück des Kuchens an. Der kleine Mann hatte den Mund weit geöffnet, und seine Hand bewegte sich auf den Kuchen zu. Ich sprang vor, packte ihn am Handgelenk und zog ihn weg. Er schnappte mit dem Mund nach dem Kuchen, eine Geste, die komisch gewesen wäre, hätte nicht eine ernsthafte Gefahr für die Kordiale bestanden.
    »Elfenrinde!«, rief ich warnend.
    Sofort besänftigte ich meinen Ton und tat so, als wäre die Bemerkung für Dick allein bestimmt gewesen. »Nein, Dick! Du weißt, dass das Kraut dich krank macht. Lass mich das nehmen. Nein, Dick, bitte.«
    »Was für ein Kraut? Ich bin nicht krank! Das ist meins, meins, meins! Du hast gesagt, wir seien Freunde und würden einander nicht wehtun. Lass los! Das ist nicht fair!«
    Seine Liebe zu Süßigkeiten ließ ihn mit mir kämpfen. Ich wagte nicht, ihn auch nur probieren zu lassen. Noch nie hatte ich solch eine starke Reaktion auf das Kraut gezeigt. Ich spürte, wie seine Energie durch meinen Körper raste, und ich fragte mich, wie tief ich in den Abgrund der Verzweiflung fallen würde, der üblichen Nachwirkung des Gebrauchs von Elfenrinde. Dann hatte ich Dick das Kuchenstück abgenommen. Er setzte sich auf den Boden, schluchzte wütend und bekam dann einen Hustenanfall. Rasch gab ich Chade den Kuchen mit der improvisierten Warnung: »Ich würde das nicht vor ihm essen, Herr. Ich weiß, wie er in Bezug auf Süßes ist. Sollte er Euch etwas essen sehen, was ihm vorenthalten bleibt... nun, ich wage vorauszusagen, dass die Folgen ohrenbetäubend sein würden.«
    Ich fragte mich, ob Chade und Pflichtgetreu gerade versuchten, mich mit der Gabe zu erreichen. Ich fragte mich, ob Dick versuchte, mich aus Rache ins Feuer stolpern zu lassen. Aber ich fühlte absolut gar nichts. Die beiden streiften meine Sinne noch nicht einmal. Mein zwiehafter Sinn nahm sie jedoch noch immer wahr, und das war ein Trost. Doch die Gabenfäden, die uns alle miteinander verbunden hatten, waren zerrissen. Peottre verzog das Gesicht; offenbar überlegte er, ob er das Geschehen als Affront betrachten sollte. Zum Glück reagierte Chade schneller, als ich gehofft hatte. »Ah, ja«, sagte er. »Ich erinnere mich daran, was für eine Wirkung es das letzte Mal auf dich gehabt hat, Dick. Es ist nicht gut für dich. Reg dich nicht so auf. Guter Junge. Ich bin sicher, dass wir etwas anderes für dich finden können.« Er drehte sich zu Peottre um und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. »Beim letzten Mal ist der gute Kerl einen Tag und eine Nacht lang wach geblieben, und anschließend war er in derart düsterer Stimmung, dass er sich tagelang nicht aufheitern ließ. Auf einer Expedition wie der unseren können wir das nun wirklich nicht gebrauchen. Komm, Dick, mach nicht so ein Gesicht. Ich glaube, Prinz Pflichtgetreu hat ein paar Zuckerstangen für dich aufbewahrt.«
    Der Prinz kramte bereits in seinem Gepäck, und Chade nahm mir das zerquetschte Kuchenstück rasch ab, legte es zu dem restlichen Kuchen und wickelte ihn wieder ein. Dann ließ er das Ganze sofort in seinem Rucksack verschwinden. »Der Prinz und ich werden ihn später genießen«, vertraute er Peottre mit gesenkter Stimme an, »nachdem Dick zu Bett gegangen ist. Was mich betrifft, so weiß ich durchaus zu schätzen, was Elfenrinde für einen alten Mann wie mich zu tun vermag. Ich war mir gar nicht bewusst, dass man sie auch auf den Äußeren Inseln benutzt.«
    »Elfenrinde? Wir haben keine Pflanze mit solch einem seltsamen Namen. Es sind Kräuter im Kuchen, und jedes Mütterhaus hat sein eigenes, eifersüchtig gehütetes Rezept dafür. Dieser hier stammt aus meinem Heim, dem Mütterhaus der Narcheska. Dieser >Mutkuchen< dient dem Narwalclan schon seit Generationen als Nahrung.« Spielte Peottre nur den Unwissenden?
    »Und er ist ohne Zweifel gut«, erwiderte Chade, »und ich freue mich schon darauf, ihn zu kosten - später. Oder vielleicht morgen früh, um mich für den Tag zu stärken. Armer Tom, ich weiß, was für eine Wirkung Elfenrinde auf dich hat! Du magst es ja genießen, aber ich wage zu bezweifeln, dass du heute Nacht auch nur ein Auge zutun wirst. Ich habe dir ja schon öfter gesagt, dass du sie nicht abends nehmen sollst. Aber na ja, darüber lässt du wohl nicht mit dir reden.«
    Ich rang mir ein widerwilliges Grinsen ab. »Das ist wohl wahr, Lord Chade. Egal wie oft Ihr es mir auch sagen mögt, ich werde Euch

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