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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wohl nie zuhören.« Eine kaum merkliche Änderung in seinem Blick verriet mir, dass er mich nur allzu gut verstand.
    Chade schenkte sich etwas schwachen Tee ein, nippte daran und hustete dann laut. Fast drohte er zu ersticken und schlug sich mit der Faust auf die Brust. Mit einem Pfeifen in der Stimme sagte er: »Du bist entlassen, Tom Dachsenbless. Besorg dir etwas zu essen, aber bitte melde dich noch einmal hier, bevor du zu Bett gehst. Ich denke, Dick wird heute Nacht hier schlafen wollen.«
    »Ja, Herr.« Der Sinn seiner Theatralik war mir nicht entgangen.
    Ich verließ das Zelt und ging über Umwege zur anderen Seite des Lagers. Der Regen hatte aufgehört, doch der Wind wehte immer noch. Am Rand des Lagers steckte ich mir zwei Finger in den Hals und versuchte verzweifelt, das Kuchenstück wieder rauszuwürgen. Es funktionierte nicht. Ich fastete schon zu lange, und mein Magen hatte es zu schnell angenommen. Das Wenige, das ich herausbekam, schmeckte so bitter, dass ich erschauderte.
    Ich aß eine Hand voll Schnee, um mir die Galle aus dem Mund zu waschen; dann schob ich Schnee über das Erbrochene und kehrte zitternd wieder zu den Zelten zurück. Es war jedoch mehr als nur die Kälte, was mich frieren ließ. Ich glaube, wenn ein Mann einmal die heimtückische Wirkung solch eines Gifts erlebt hat, erholt er sich davon nie wieder. Zu wissen, dass man etwas im Körper hat, das einen mit jedem Herzschlag weiter verändert, schwächt, ist ein so entsetzliches Gefühl, dass man es nur schwer beschreiben kann. Ich hatte die Elfenrinde geschmeckt und spürte bereits ihre Wirkung. Aber was, wenn der Kuchen noch andere Drogen enthalten hatte, Drogen, die ich nicht schmecken und deren Wirkung ich nicht voraussagen konnte? Ich versuchte, meine Gedanken von diesem Abgrund wegzureißen. Das ergab keinen Sinn, sagte ich mir selbst. Der Kuchen war ein Geschenk von Peottre gewesen, ein Geschenk ohne offensichtliche Hintergedanken. Wir alle waren hier, um den Drachen zu erschlagen. Warum sollte er dann versuchen, einen von uns zu vergiften? Dennoch konnte ich den seltsamen >Zufall< nicht außer Acht lassen, dass er mir genug von der Droge verabreicht hatte, um meine Magie auszuschalten.
    Mir war kalt, ich war nass, und ich zitterte. Bevor ich mich jedoch nicht beruhigt hatte, wollte ich mich nicht zu den anderen Gardisten gesellen. Auf meiner instinktiven Suche nach Sicherheit fand ich mich vor dem Zelt des Narren wieder. Mit kalten Händen fummelte ich an der Zeltklappe herum. »Fürst Leuenfarb«, rief ich leise; vielleicht hatte er ja noch einen anderen Gast.
    Etwas an meiner Stimme musste dem Narren mein Elend verraten haben. Er warf die Zeltklappe auf und winkte mich raschhinein. Dann: »Steh still. Tropf nicht alles voll.« Er hatte bereits die Kleider gewechselt und sah in seiner langen schwarzen Robe warm und trocken aus. Ich beneidete ihn.
    »Peottre hat mir ein Stück Kuchen gegeben. Da war Elfenrinde drin, und ich habe die Gabe verloren.« Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, nur unterbrochen vom Klappern meiner Zähne.
    »Zieh die nassen Sachen aus.« Sofort nachdem ich hereingekommen war, hatte er begonnen, in seinen Sachen rumzukramen, und zog nun ein langes kupferfarbenes Kleidungsstück heraus. »Das wird dir vermutlich passen. Es ist wärmer als es aussieht. Wie konnte Elfenrinde dir die Gabe mit einem Bissen rauben? Eine solche Wirkung hat sie doch nie auf dich gehabt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat es einfach getan. Und irgendjemand greift Dick und mich mit der Gabe an und versucht, uns gegeneinander aufzuhetzen. Fast hätte das auch funktioniert, bis ich geglaubt habe, Dick würde mich mit der Gabe attackieren. Da habe ich meine Mauer errichtet und konnte plötzlich wieder meine eigenen Gedanken denken, und ich wusste, dass ich es eigentlich nur hasse, ständig das Kindermädchen für ihn zu spielen. Es ist nicht wirklich seine Schuld, und auch wenn es mir nicht gefällt, ich kann meinen Ärger doch nicht an ihm auslassen, oder? Wenn überhaupt sollte ich wütend auf Chade sein, nicht auf Dick. Er ist derjenige, der mich in diese Lage gebracht hat, und ich glaube, teilweise will er mich damit auch nur einfach beschäftigen, um mich von dir und deinem Einfluss fernzuhalten. Er will, dass ich einfach seinen Befehlen folge und nicht beginne darüber nachzudenken, was ...«
    »Hör auf!«, rief der Narr besorgt, und ich hielt mitten im Satz inne. Ich öffnete den Mund, um ihn zu fragen, ob etwas

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