Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
geblieben ist.«
Pflichtgetreu warf verzweifelt die Hände in die Luft. »Womit wir wieder dabei wären, dass du auf der Insel bleiben willst. Und für wie lange? Bis du verhungerst? Bis du herausfindest, dass deine Queste genauso sinnlos ist, wie meine es gewesen ist?«
Kurz dachte ich darüber nach. »Gib mir einen Monat«, sagte ich. »Nein, befiehl in vierzehn Tagen einem Schiff, hierher zu kommen und mich abzuholen. Wenn ich die Suche bis dahin als sinnlos aufgegeben habe, werde ich nach Hause kommen.«
»Das gefällt mir nicht«, knurrte er. Ich glaubte, er würde weiter diskutieren, doch dann entgegnete er mir: »Vierzehn Tage. Und ich will bis dahin nichts mehr von dir hören. Also ruf mich auch nicht über die Gabe. In vierzehn Tagen wird ein Schiff vor diesem Strand liegen, um dich abzuholen. Und egal, ob du Erfolg hast oder nicht, du wirst hier auf es warten und an Bord gehen. Jetzt müssen wir uns aber beeilen, bevor sie alles verladen haben.«
Dies erwies sich als unbegrundete Angst. Ganz im Gegenteil trugen die Männer Sachen von den Schiffen herunter, um mehr Platz für die zusätzlichen Passagiere zu schaffen. Chade knurrte und fluchte ob meiner Sturheit, doch zu guter Letzt gab er nach, allerdings mehr, weil er meine Meinung eh nicht ändern konnte und alle anderen es eilig hatten zu verschwinden.
Trotzdem war es ein überraschend seltsames Gefühl, am Ufer zu stehen und zuzusehen, wie die Schiffe mit der Flut hinausfuhren. Hinter mir am Strand stapelten sich die unterschiedlichsten Ausrüstungsstücke. Ich hatte viel zu viele Zelte und Schlitten für einen Mann und einen angemessenen, wenn auch wenig verlockenden Vorrat an Proviant. In der Zeit zwischen der Abfahrt der Schiffe und dem Einbruch der Nacht schaute ich die Sachen durch, die sie mir dagelassen hatten, und stopfte einiges, von dem ich glaubte, es tatsächlich gebrauchen zu können, in meinen alten Rucksack. Dazugehörte zusätzliche Kleidung, Proviant und auch meine Federn vom Strand der Anderen. Langschopf hatte mir ein ordentliches Schwert dagelassen; ich glaube, es war Churrys. Langschopfs Messer steckte bereits in meinem Gürtel. Das Zelt des Narren und die Schlafdecken behielt ich, und damit richtete ich mir auch meine Unterkunft für die Nacht. Dazu kam dann noch sein Kochgeschirr, vor allem, weil es das leichteste war. Chade, so stellte ich belustigt fest, hatte mir einen kleinen Krug mit seinem Sprengpulver dagelassen. Als würde ich es noch einmal riskieren, damit herumzuspielen! Mein Gehör war noch immer nicht wieder ganz in Ordnung. Doch zu guter Letzt verstaute ich auch den Krug in meinen Rucksack.
Ich entfachte ein kleines Feuer für die Nacht. Treibholz gab es zwar nicht viel an diesem Strand, aber das Feuer musste ja auch nur einen Mann wärmen. Ich hatte erwartet, jene Art Frieden zu finden, den Einsamkeit mir stets gewährt. Selbst wenn die finstersten Schatten mein Gemüt bedrückten, hatten mich die Einsamkeit und die Natur um mich herum stets getröstet. Doch in dieser Nacht fühlte ich nichts dergleichen. Das rastlose Summen des halb versunkenen Steindrachen war wie ein Mahnmal für das Böse der Bleichen Frau. Ich wünschte, ich hätte ihn irgendwie zum Schweigen bringen und ihm das Böse austreiben können, um ihn wieder in ehrlichen Stein zu verwandeln. Ich kochte mir einen großzügigen Kessel Brei und süßte ihn üppig mit dem Zucker, den Pflichtgetreu für mich zurückgelassen hatte.
Ich hatte gerade meinen ersten Löffel gegessen, als ich Schritte hinter mir hörte. Ich würgte, sprang auf und zog das Schwert. Dick trat in den Feuerschein und grinste dümmlich. »Ich habe Hunger.«
Der Schock ließ mich wanken. »Du kannst nicht hier sein. Du bist auf dem Schiff zurück nach Zylig.«
»Nein. Kein Schiff für mich. Kann ich was zu essen haben?«
»Wie bist zu hier geblieben? Weiß Chade davon? Der Prinz? Dick, das ist unmöglich! Ich habe hier wichtige Dinge zu erledigen. Ich kann mich im Augenblick nicht um dich kümmern.«
»Sie wissen es noch nicht. Und ich werde mich um mich selbst kümmern!«, schnaufte er. Ich hatte seine Gefühle verletzt. Als wolle er mir beweisen, dass er dazu in der Lage war, ging er zu dem Haufen zurückgelassener Ladung, kramte darin herum und holte sich eine Schüssel. Ich starrte ins Feuer und hatte das Gefühl, endgültig vom Schicksal besiegt zu sein. Dick kehrte wieder zum Feuer zurück und setzte sich mir gegenüber auf einen Stein. Während er sich mehr als die
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