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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Leben zu erwecken.
Geh!
befahl ich dem Blut,
und Lebe!
dem Fleisch.
    Doch sein Körper war schon zu lange tot. Widerwillig lernte ich, was alle Jäger wissen. Im Augenblick des Todes beginnt der Verfall. Die winzigen Stücke, aus denen das Fleisch besteht, verwandeln sich in Aas und lassen einander los, um zu anderen Dingen zu werden. Das Blut des Narren war dick, und seine Haut, die einst die Welt außen vor gehalten hatte, war nun ein Sack für das zerfallende Fleisch. Atemlos versuchte ich, ihn zum Leben zu zwingen, doch es war, als kämpfte ich gegen eine verrostete Tür an. Die Teile, die sich einst getrennt voneinander bewegt hatten, waren zu einer einzigen unbeweglichen Einheit verschmolzen. Alles war zum Stillstand gekommen. Nun waren hier andere Kräfte am Werk, Kräfte, die alles zerlegten. Die kleinen Verbindungen, die alles zusammengehalten hatten, wurden gelöst. Dennoch versuchte ich es. Ich versuchte, seinen Arm zu bewegen; ich versuchte, einen Atemzug in seinen Leib zu pressen.
    Was tust du da?
    Das war Dick. Er klang ein wenig verärgert, weil ich ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Ich war unheimlich froh, ihn bei mir zu fühlen.
Dick, ich habe ihn gefunden, den Narren, meinen Freund, Fürst Leuenfarb. Ich habe ihn gefunden. Hilf mir, ihn zu heilen. Bitte, leih mir deine Stärke.
    Verschlafen tolerierte er meine Bitte.
Na schön. Dick wird es versuchen.
Ich fühlte ein ausgiebiges Gähnen.
Wo ist er?
    Hier! Genau hier!
Mit der Gabe deutete ich auf den reglosen Körper vor mir.
    Wo?
    Genau hier! Hier, Dick. Unter meinen Händen.
    Da ist niemand.
    Doch. Ich berühre ihn doch, genau hier. Bitte, Dick.
Dann sandte ich in meiner Verzweiflung mein Flehen weiter.
Pflichtgetreu, Chade. Bitte. Leiht mir eure Kraft und eure Gabe für eine Heilung. Bitte.
    Wer ist verletzt? Doch nicht Dick, oder?
Chade war sofort bei mir und voller Panik.
    Nein, mir geht es gut. Er will jemanden heilen, der nicht da
    ist.
    Er ist hier. Ich habe den Leichnam des Narren gefunden, Chade. Bitte. Ihr habt mich doch auch zurückgeholt. Bitte. Helft mir, ihn zu heilen. Helft mir, ihn zurückzubringen!
    Pflichtgetreu sagte in beruhigendem Tonfall:
Fitz, wir sind alle hier, und du weißt, dass wir das für dich tun. Es dürfte schwieriger werden, da wir voneinander getrennt sind, aber wir werden es versuchen. Zeig ihn uns.
    Er ist hier! Genau hier! Ich berühre ihn.
Ich verlor die Geduld. Warum waren sie nur so dumm? Warum halfen sie mir nicht?
    Ich fühle ihn nicht
, sagte Pflichtgetreu nach längerem Schweigen.
Berühr ihn.
    Aber das tue ich doch!
Ich beugte mich über den Narren und schlang die Arme um seinen Leib.
Ich halte ihn in den Armen. Bitte. Helft mir, ihn zu heilen.
    Das da? Das ist kein Mensch.
Dick war offensichtlich verwirrt.
Du kannst Dreck nicht heilen!
    Zorn erfüllte mich.
Er ist kein Dreck!
    Sanft sagte Pflichtgetreu:
Es ist schon gut, Dick. Reg dich nicht auf. Du hast nichts Falsches gesagt. Ich weiß, dass du
es nicht so
gemeint hast.
Dann wandte er sich an mich.
Oh, Fitz
, es
tut mir so Leid, aber er ist tot. Und Dick hat auf seine unbeholfene Art durchaus Recht. Sein Leib wird ... etwas anderes. Ich kann ihn schon nicht mehr als Leib wahrnehmen, nur als
... Er hielt inne. Er konnte es einfach nicht aussprechen. Aas. Verfaulendes Fleisch. Dreck.
    Chade sprach so ruhig, als wolle er mich an eine offensichtliche Lektion erinnern.
Heilung ist die Funktion eines lebenden Körpers, Fitz. Die Gabe kann sie beschleunigen, aber der Körper kümmert sich selbst darum. Wenn er lebt. Das ist nicht der Narr, was du da hältst, Fitz, nur eine leere Hülle. Du kannst sie genauso wenig zum Leben erwecken wie einen Stein. Du kannst ihn nicht zurückrufen.
    Dick erklärte pragmatisch:
Selbst wenn du die Hülle wieder ans Arbeiten bekommst, hast du niemanden, den du hineintun könntest.
    Ich glaube, in diesem Augenblick wurde es für mich Realität. Die Leiche war nicht länger sein Leib. Der Geist fehlte.
    Lange, lange Zeit schien gar nichts zu passieren. Dann sagte Chade leise:
Fitz. Was tust du gerade?
    Nichts. Ich sitze hier einfach. Und versage. Wieder einmal. Genau wie ich es bei Burrich getan habe. Er ist gestorben, nicht wahr?
    Ich sah förmlich die Resignation im Gesicht des alten Mannes. Ich hörte fast, wie er frustriert seufzte, weil ich wieder einmal allen Schmerz auf einem Haufen zusammenwarf, um mich ihm zugleich zu stellen.
Ja, das ist er. Mit seinem Sohn an seiner Seite. Und mir Web. Wir haben ihm alle die letzte

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