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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Drachen beanspruchte die Seherin das Opfertierfür sich.
    Kräusels gesammelte Geschichten der Outislander

    Die Tür war nahezu unsichtbar. Der Narr war bereits an ihr vorbeigegangen, als ich sie als das erkannte, was sie war, und ihn mit einer leichten Berührung an der Schulter zum Stehen brachte. Entweder bestand die Tür aus Eis, oder sie war so dick damit bedeckt, dass das ursprüngliche Material nicht mehr zu erkennen war. Die Scharniere waren nur noch vage Beulen in der Wand, und ich sah weder eine Türklinke noch ein Schloss. Ich war perplex. Ungefähr in Hüfthöhe war ein schmaler Schlitz in der Tür zu erkennen. Ich bückte mich, um hindurchzuspähen, und war entsetzt, als ich einen zerlumpten und zerschundenen Mann in der hinteren Ecke einer Zelle entdeckte. Er starrte in meine Richtung, stumm und ausdruckslos. Ich stieß einen unartikulierten Schrei aus und taumelte zurück.
    »Was ist?«, flüsterte der Narr und bückte sich ebenfalls, um selbst einen Blick hineinzuwerfen. Er blieb vor dem Schlitz hocken, sein Gesicht eine Maske des Entsetzens. Dann ... »Wir müssen sie rauslassen. Irgendwie.«
    Ich schüttelte wild den Kopf und konzentrierte mich dann auf meine Zunge. »Nein, Narr. Vertrau mir. Bitte. Es sind Gewandelte. Wie grausam es dir auch immer erscheinen mag, dass sie dort drinnen gefangen sind, sie zu befreien wäre noch viel grausamer und überdies äußerst gefährlich. Sie würden sich sofort auf uns stürzen, sei es wegen unserer Mäntel oder einfach nur aus Spaß. Wir dürfen es nicht wagen, sie hinauszulassen.«
    Ungläubig starrte er zu mir hinauf. Dann sagte er leise: »Du hast sie nicht alle gesehen, nicht wahr? Sieber ist auch da drin. Und Hest.«
    Ich wollte nicht nachsehen, musste aber. Mit pochendem Herzen und flachem Atem kroch ich zur Tür und spähte abermals hinein.
    Das Innere der Zelle wurde schwach von dem gleichen blauen Schimmer erhellt wie die Gänge. Ich wartete, bis meine Augen sich daran gewöhnt hatten und ich die gesamte Zelle einsehen konnte. Der Raum war eine schlichte, aus dem Gletscher gehauene Kammer, der Boden dreckverkrustet. Insgesamt fünf Gewandelte befanden sich in ihr und sonst nichts. Vier von ihnen hatten mit dem Rücken zur Wand eine Verteidigungsstellung in den Ecken bezogen, während der von seinen Verletzungen geschwächte Hest in der Mitte der Zelle lag. Offensichtlich wagte sich keiner der Gewandelten vor, um ihn anzugreifen, denn damit hätten sie ihren Rücken entblößt. Die drei Fremden in der Zelle waren Outislander, halb verhungert, vernarbt und in Lumpen gehüllt. Hest und Sieber hatte man ihre schweren Pelzmäntel geraubt, dennoch waren sie besser dran als die anderen; sie hatten noch ihre Stiefel. Verzweifelt langte ich mit der Alten Macht zu ihnen hinaus und versuchte mit aller Kraft, etwas von ihnen zu fühlen - doch da war nichts. Sie kauerten einfach nur da und starrten einander mit primitiver Feindseligkeit an, noch nicht einmal mehr Tiere. Sie hatten jegliche Verbindung zur Welt und zur Gesellschaft verloren.
    Ich trat von der Tür zurück und ließ mich auf den eisigen Boden sinken. Mir drehte sich fast der Magen um. Böse Erinnerungen, von denen ich geglaubt hatte, ich hätte sie für alle Zeit verbannt, kehrten zurück und nagten an mir. Ich glaube nicht, dass der Narr verstand, wie tief mein Entsetzen ging. Er konnte ihre fehlende Verbindung zur menschlichen Welt nicht so fühlen wie ich.
    »Können wir denn gar nichts für sie tun?«, fragte er leise.
    Ein freudloses Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Ich biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Gefühle an, die über mich hereinzubrechen drohten. Ich würde sie nicht zulassen dürfen. Ich hatte das alles schon überdacht, vor langer Zeit, und ich kannte all die Antworten. Es ergab keinen Sinn, mich durch Lektionen zu quälen, die ich bereits gelernt hatte. In leidenschaftslosem Tonfall sagte ich: »Ich könnte sie töten. Vielleicht. Vier von ihnen sind auf den Beinen, und obwohl drei von ihnen halb verhungert und schwach aussehen, habe ich es schon erlebt, dass Gewandelte sich zum Kampf zusammentun - zumindest eine Zeit lang, bis es an die Beuteverteilung geht. Ich weiß nicht, ob ich sie alle töten könnte, bevor sie mich zu Boden werfen. Sieber ist ein guter Kämpfer, und er ist immer noch gesund.«
    »Aber... Sieber und Hest?«, flehte der Narr mich an.
    Er hätte es besser wissen müssen. »Narr. Das sind nicht Sieber und Hest. Ihre Körper sind dort, aber

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