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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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vor den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken. Es dauerte etwas, aber nachdem sie sich wieder gefasst hatte, sagte sie: »Seit die Stute zu uns gekommen ist, haben er und Chivalric sich darüber gestritten. Ich werde es ihm sagen.« Sie trat zwei Schritte von mir weg und wiederholte dann: »Ich werde es ihm sagen.« Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und war verschwunden.
    Hilflos blieb ich für einen Augenblick einfach stehen. Dann breitete sich ein trauriges Lächeln auf meinem Gesicht aus. Ich setzte mich auf die Bank und ließ meinen Blick über den Frauengarten schweifen. Es war Sommer, und die Luft war voll mit den Düften der Kräuter und Blüten, und doch hatte ich noch den Geruch des Haars meiner Tochter in der Nase, und ich genoss ihn. Über die Wipfel eines Fliederbuschs hinweg starrte ich in die Ferne und dachte nach. Es würde länger dauern, meine Tochter kennen zu lernen, als ich gedacht hatte. Vielleicht würde nie die rechte Zeit kommen, ihr zu sagen, dass ich ihr Vater war. Allerdings kam mir diese Information auch nicht mehr so wichtig vor wie einst. Stattdessen hielt ich es für wichtiger, in ihr Leben zu treten, ohne allzu viel Schmerz oder Zwietracht zu säen. Das würde nicht leicht werden, aber ich würde es tun - irgendwie.
    Ich muss auf der Bank eingeschlafen sein. Als ich wieder aufwachte, war der Nachmittag bereits weit fortgeschritten. Einen Augenblick lang konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wo ich mich befand. Ich wusste nur, dass ich glücklich war. Das war solch ein seltenes Gefühl für mich, dass ich einfach nur dort lag und durch die grünen Blätter hindurch den blauen Himmel betrachtete. Dann bemerkte ich, wie steif mein Rücken vom Schlafen auf einer Steinbank war, und einen Augenblick später erinnerte ich mich daran, dass ich dem Narren an diesem Tag eigentlich Essen und Wein hatte bringen wollen. Nun, dafür war es jetzt zu spät, sagte ich mir. Ich stand auf, streckte mich und rollte mit dem Kopf, um die Muskeln in Nacken und Schultern zu entspannen.
    Der Weg zurück zur Küche führte durch den Kräutergarten. Um diese Zeit wuchsen Lavendel, Dill und Fenchel, und in diesem Jahr schienen sie sogar größer gewachsen zu sein als üblich. Ich hörte, wie eine Frau zu einer anderen gereizt sagte: »Schau dir nur einmal an, wie sie die Gärten haben verkommen lassen! Es ist eine Schande. Reiß das Unkraut da heraus, wenn du rankommst.«
    Dann kam ich in Sichtweite, und ich erkannte Litzeis Stimme. »Ich glaube nicht, dass es sich dabei um Unkraut handelt, mein Herz. Ich glaube, das sind Ringelblu... Nun, was auch immer es war, jetzt habt Ihr es mit den Wurzeln ausgerissen. Gebt es mir, und ich werde es in die Büsche werfen, wo niemand es finden kann.«
    Und da waren sie, zwei liebe alte Damen: Philia in einem Sommerkleid und mit einem Hut, der vermutlich das letzte Mal Tageslicht gesehen hatte, als mein Vater König-zur-Rechten war, und Litzel, die wie immer in ein schlichtes Dienergewand gekleidet war. Philia hielt ihre Schuhe in der einen und die ausgerissenen Ringelblumen in der anderen Hand. Sie schaute mich kurzsichtig an. Vielleicht sah sie nur das Blau der Gardeuniform, als sie in strengem Ton erklärte: »Es hat einfach nicht hierher gehört!« Sie schüttelte die störende Pflanze in meine Richtung. »Das ist Unkraut, junger Mann. Wenn eine Pflanze am falschen Ort wächst, ist das Unkraut. Du brauchst mich also gar nicht so anzustarren! Hat deine Mutter dich keine Manieren gelehrt?«
    »Oh, heilige Eda der Felder!«, rief Litzel. Ich glaubte, noch Zeit zum Rückzug zu haben, doch die wackere Litzel drehte sich langsam um die eigene Achse und fiel ohnmächtig in den Lavendel.
    »Was machst du da, meine Liebe? Hast du etwas verloren?«, erkundigte sich Philia und starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an. Als sie dann merkte, dass Litzel auf dem Rücken lag und sich nicht mehr rührte, drehte sie sich zu mir um und sagte wütend: »Sieh nur, was du angerichtet hast! Du hast die arme alte Frau zu Tode erschreckt! Steh da nicht so rum, du Dummkopf! Hol sie aus dem Lavendel, bevor sie noch alles plattdrückt!«
    »Jawohl, edle Dame«, sagte ich und bückte mich, um die alte Dienerin aus dem Beet zu holen. Litzel war immer eine gesunde, kräftige Frau gewesen, und das Alter hatte nichts daran geändert . Dennoch gelang es mir, sie hochzuheben und an eine schattige Stelle zu tragen, wo ich sie dann ins Gras legte. Philia folgte uns, knurrte und schüttelte den Kopf

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