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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gefangen nehmen lassen, die Chade geschickt hat, Proviant zu holen - wohl wissend, dass er dich hinter ihnen herschicken würde. Bevor ich dich schnappen konnte, bist du allerdings verschwunden, doch nur um kurz danach einfach so zu mir zu gelangen. Das ist die Macht der Zeit, FitzChivalric. Es war geradezu unvermeidlich, dass du zu mir kommen würdest. Ich hätte auch einfach auf das Glück vertrauen können. Doch es ist die Art der Weißen, dafür zu sorgen, dass die Zukunft auch den Lauf nimmt, den wir wollen. Selbst nachdem wir wussten, dass unsere Rasse von der Welt verschwinden würde, griffen wir in die Zeit hinaus, um sicherzustellen, dass wir unseren Einfluss nicht ganz verlieren.
    Du musst nämlich wissen, dass die Gabe des Wahrsagens, über die die Weißen verfügten, sie davor gewarnt hat, dass sie eines Tages untergehen und die Welt ohne sie würde zurechtkommen müssen. Doch eine unter ihnen, eine Frau mit noch größeren Fähigkeiten als der Rest von ihnen, wusste, dass ihr Einfluss weiterwirken würde, wenn es ihr nur gelang, ihr Blut mit dem eines Sterblichen zu mischen. Und das hat sie getan. Sie ist durch die Lande gestreift, und wann immer sie einen würdigen Helden fand, hat sie ein Kind zur Welt gebracht. Sechs Söhnen und sechs Töchtern hat sie das Leben geschenkt, und jedes dieser Kinder sah so menschlich aus wie nur möglich. Und als sie aus der Welt verschwand, war sie zufrieden, denn sie wusste, dass wann immer ein Nachfahre ihrer Kinder sich mit einem Menschen paarte, ein Weißes Kind geboren wurde. So würden ihre Weisheit und die Gabe der Prophetie der Welt nicht verloren gehen. Ist das nicht eine schöne Geschichte?«
    »Der Narr hat gesagt, es würde immer nur ein Weißer Prophet geboren.«
    »Der Narr... Oh, was für ein schöner Kosename das für ihn ist.« Sie verzog die blassen Lippen zu einem Lächeln. »Und so passend. Es überrascht mich, dass er dir erlaubt, ihn so zu nennen.« Sie seufzte. »Ich nehme an, es sollte mich freuen, dass er so ehrlich zu dir war. Ja. Nur ein Weißer Prophet kann herrschen, und für dieses Zeitalter bin ich das natürlich. Er ist eine Missgeburt, zur falschen Zeit zur Welt gekommen. Vermutlich wird er deshalb auch dunkler. Hätte man ihn im Tempel behalten, bis er dunkler geworden wäre, hätte er keinen Schaden anrichten können. Aber seine Wärter waren stets zu sanft zu ihm. Sie haben dem charmanten, kleinen Kerl einfach zu sehr vertraut. So ist er ihnen dann entwischt und in die Welt hinausgezogen, um dort seinen Schabernack zu treiben. Lass uns mal sehen, ob wir wenigstens etwas davon wieder gutmachen können, du und ich. Sag mir: Welch schreckliches Schicksal befürchtet er für die Welt, dass er glaubt, seine armseligen Kräfte gegen mich richten zu müssen?«
    Ich schwieg eine Zeit lang, dann gab ich zu: »Ich weiß es nicht genau. Eine Zeit der Dunkelheit und des Bösen.«
    »Aha.« Sie machte ein erfreutes Geräusch wie eine Katze, die sich wohl fühlt. »Nun, dann will ich offener mit dir reden als er. Er fürchtet sich vor einem Zeitalter der Menschen, in der die Stärksten herrschen und Wildheit und Chaos der Welt unter ihre Kontrolle bringen. Warum er das als teuflisch betrachtet, habe ich nie verstanden. Für mich ist es das Ziel. Lass Ordnung und Produktivität herrschen. Lass uns sehen, wie die Starken starke Kinder gebären, die ihnen folgen werden. Wenn ich Erfolg habe, werde ich dafür sorgen, dass die Macht ausgeglichen auf der Welt verteilt ist. Meinen armen Outislandern mangelt es an vielen guten Dingen. In ihren kurzen, kalten Sommern müssen sie zunächst einmal die Steine von den Feldern sammeln und ihren Lebensunterhalt dem erbarmungslosen Meer abringen. Dennoch sind sie zu einem starken Volk herangewachsen, das etwas Besseres verdient. Ich bin gekommen, um ihnen zu helfen. Du kannst nicht leugnen, dass dies der ganzen Welt nutzen würde. Aber dein lohfarbener Freund glaubt, eine bessere Idee zu haben. Er glaubt - neben anderen dummen Sachen -, dass er die Drachen in die Welt zurückbringen müsse, dass die Menschen Konkurrenz um die Herrschaft bekommen sollten. Hat er dir das erzählt?«
    »Er hat bisweilen darüber gesprochen.«
    »Hat er? Das überrascht mich. Und was, hat er gesagt, würde es der Welt Gutes bringen, ein gewaltiges Raubtier auf sie loszulassen, das die gesamte Erde als sein Jagdrevier betrachtet? Ein Raubtier, das keine Grenze respektiert, kein Eigentum anerkennt und die Menschheit bestenfalls als

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