Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)
haben Sie verletzt, wen belogen, haben Sie Steuern hinterzogen oder das Kassenbuch frisiert, haben Sie Tiere gequält, Ehebruch begangen, die Zeche geprellt oder gar Schlimmeres?! Und dann fragen Sie sich, was ein perfekter, allmächtiger und allwissender Gott davon halten wird, wenn er bei Schließung Ihres Ladens Kassensturz macht. Ergebnis wird sicherlich sein, dass Sie möglichst lange hierbleiben und ihm so spät wie möglich gegenübertreten wollen. Dies ist das Muster, dem zahllose Männer weltweit folgen, wenn sie nach der Arbeit noch mit den Kollegen um die Häuser ziehen, um dem häuslichen Gericht zu entgehen (dessen Strafen vergleichsweise harmlos anmuten).
Auf unserem Planeten gibt es etliche kleine, häufig stammesbezogene Formen von Glauben (Kannibalismus, Astrologie, Schalke 04). In diesen auch als atavistisch bezeichneten, primitiven Systemen geht es weniger um Religion als um Region: Wer auf der anderen Seite der Berge wohnt oder jenseits der A 1, der kann nicht dazugehören. Diese Gläubigen fürchten sich, ein ihnen fremdes Land zu betreten, in dem andere Regeln gelten oder andere Farben getragen werden. Denn da hat ihr eigener Gott nichts zu melden. Dies ist der Grund, aus dem bei Auswärtspartien deutlich weniger Fans ihren Verein unterstützen als bei Heimspielen. Diejenigen, die sich trauen, mitzufahren, sehen Gott nicht als Region, sondern folgen offenbar schon einer der besser entwickelten sogenannten Hochreligionen mit anderem Gottesbild: Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Islam oder Christentum.
Die fernöstlichen Religionen Hinduismus und Buddhismus sehen Gott als Energie. Das Wesen ihres Glaubens würden die Menschen dort eher beschreiben als »das Göttliche in uns allen« oder »das Heilige in der Kuh da vorne … Nein, nicht in der … Oh Mann, wie blöd kann man sein!!??!! In der braunen daneben!!!!«.
Gott ist dort kein Gegenüber, sondern eher Teil der Natur. Ziel ist es nicht, ihn zu fürchten, sich seinem Willen zu unterwerfen, sondern sich mit ihm zu vereinen. Der Mensch wird insofern nicht zum Gehorsam gezwungen, sondern bereits vorauseilend an der Bildung eines eigenen Willens gehindert. Man versetzt ihn frühzeitig in einen vorindividuellen, komatösen, zellförmigen Zustand. Hier fürchtet man genaugenommen keinen »Gott«, sondern höchstens einen kosmischen Stromausfall. Das Leben ist ein Fluß, es liegt in seinem Bett, läuft und strömt und will dich mitreißen. Definitiv keine Religion für Nichtschwimmer.
In den drei orientalischen Religionen Islam, Judentum und Christentum stellt man sich Gott eher als mächtige Person vor. Die Furcht vor ihm ist dort ein Urbestandteil der Frömmigkeit. Sie zeigt sich in Demut, Unterwerfung, Gehorsam.
Gottesfurcht bedeutet zunächst, seine eigene Existenz als ohnmächtig zu akzeptieren. Sie gibt uns Menschen die Chance, nicht verantwortlich sein zu müssen für so schreckliche Dinge wie Naturkatastrophen, Bürgerkriege oder die FDP. Sie sind Strafen Gottes, die zwar irgendwie mit unserem Fehlverhalten zusammenhängen, aber nicht unmittelbar auf Einzelne von uns zurückzuführen sind.
Der Gottesfürchtige in seiner Ohnmacht ist bereit, sein Leben auf das einzustellen, was dieses höchste Wesen von ihm hält bzw. was es nach dem Tod mit ihm anstellen wird (siehe auch: Angst vor dem Krankenhaus) . Furcht vor Gott bedeutet, nicht zu wissen, was der als Nächstes tut. Eine berechtigte Angst, handelt es sich doch in unserem Falle um einen orientalischen und dadurch um einen durch Überhitzung und Wassermangel höchst launischen Herrn. Dessen Wille oft undurchschaubar bleibt und deshalb zu fürchten ist.
Angst macht nicht nur die Befürchtung, sich mit dem Allmächtigen anzulegen und damit seinem unbegrenzten Strafrepertoire ausgesetzt zu sein. Angst macht auch, dass die Forderungen Gottes in aller Regel transportiert werden von Menschen, die ihrerseits nicht alles wissen. Und teilweise zu anderen Zeiten gelebt haben als man selbst. Und in teilweise ganz anderen Ländern. Und teilweise eine ganz andere Sprache nutzten. So dass man unter Umständen bestraft wird für etwas, das man gar nicht verstehen konnte. Oft kommt die Furcht vor Gott der vor der Religion sehr nahe, in unserem Falle der vor der Kirche: der Ecclesiophobie. Die Welt der Religion ist nämlich voller Missverständnisse und kleinster, aber bedeutungsvollster Unterschiede, deren Missachtung für alle Beteiligten fatale Konsequenzen haben kann. Das sieht man sogar innerhalb
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