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Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Titel: Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz von Rosenberg Lipinsky
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gerade an der Wand hing. Dann stehen da am Morgen nach der Werbeveranstaltung miteinander im Aufzug: Der coole, von zuviel Testosteron frühzeitig ergraute Musiker der dreiköpfigen SAP-Schlager-Band und die sexy Marketingleiterin im knappen Kostüm mit dem Restalkohol. Und beide riechen gleich. Und fragen sich: Wer ist hier der Jäger und wer das Wild?
Nutzen Sie die Möglichkeiten des Fahrstuhls, um auch Ihren Mitmenschen Ängste einzujagen. Dazu reicht manchmal schweres Atmen während der Fahrt. Oder das Murmeln unverständlicher, arabisch klingender Formeln und Litaneien. Oder nehmen Sie einen laut tickenden Wecker mit! Andere Geräusche können auch durch mitgebrachte Aufnahmen simuliert werden. Komische Gerüche können ebenfalls sehr wirkungsvoll sein (es muss nicht immer eine Stinkbombe sein, eine verdorbene Knoblauchzehe tut es auch). Und: Postieren Sie sich beim Warten auf den Fahrstuhl unbedingt direkt vor dessen Tür und hindern Sie die Fahrgäste durch Ihre physische Präsenz am Verlassen des Lifts und damit am Erreichen ihres jeweiligen Ziels. Sie lernen Ihre Mitmenschen unverzüglich von ihrer panisch-brachialen Seite kennen.
    Aszensophobien vermögen sich auch schon vor dem Fahrstuhl zu bilden. Eine bekannte Situation: Sie drücken den Knopf, der leuchtet auf. Zudem blinken die Ziffern oberhalb der Fahrstuhltür und zeigen deutlich an, dass sich der Aufzug auf dem Weg zu Ihnen befindet. Und dann kommt noch jemand. Sieht Sie an, sieht den leuchtenden Knopf an, sieht Sie an, sieht die leuchtenden Ziffern an, sieht Sie an – und drückt noch einmal.
    Da stellt sich die Frage: Was glaubt so ein Mensch? Glaubt er, dass er selber gedrückt haben muss, um den Fahrstuhl überhaupt besteigen zu dürfen? Glaubt er, dass Sie nicht richtig drücken können? Glaubt er, Sie stehen dort seit einer halben Stunde und warten darauf, dass endlich jemand kommt, der Sie einweist?! Vielleicht wirken Sie so auf andere!?!! Das kann Angst machen. Man glaubt, dass Sie zwar einsteigen wollen, aber nicht wissen, wie!
    Konzentrieren Sie sich nur auf diesen Gedanken. Und schon haben Sie die herrlichsten Zweifel. Und zwar nicht nur an der Technik, sondern auch an sich selbst. Das ist die tragfähigste Angst. Nur sie kann niemals durch die Umwelt erschüttert werden. Ausschließlich negative Erwartungen sind es, die wir durch unser eigenes Handeln dauerhaft stabilisieren können. Sich selbst erfüllende Prophezeiungen sind ein dauerhafter und zuverlässiger Freund vieler Ängste.

ANGST VOR GOTT
    (Theophobie)
    Religiösität gehört zum ureigensten Wesen des Menschen. Zumindest sind uns keine Tiere bekannt, die sich periodisch auf preisreduzierte Auslegware aus dem Orient-Outlet knien, sich brummelnd in vorher festgelegte Himmelsrichtungen verbeugen und dabei rufen: »Alles muss raus!«. Eher selten auch findet man in Flora und Fauna Wesen, die monatelang auf Essen und Trinken verzichten und sich bei herrlichstem Sonnenschein in feuchten, kalten Räumen versammeln, um stundenlang auf ein Holzstück zu starren. Zugegebenermaßen unverständliche Verhaltensweisen.
    Aber dem Menschen ist im Gegensatz zum Tier offenbar klar, dass er nicht alles versteht. Was er nicht weiß, nennt er Glauben. Dieser Bereich wird daher umso größer, je geringer seine Bildung ist. Anders formuliert: Je weniger man weiß, desto mehr kann man glauben. Kinder und Senioren sind deshalb die größten religiösen Bevölkerungsgruppen: Die einen haben noch nichts gelernt, die anderen können sich an nichts erinnern.
    Warum glauben wir? Aus Furcht. Wir haben Angst vor dem, was wir nicht kennen oder verstehen (siehe: Angst vor Fremden) . Daher benennen wir es gerne. Der Name für das, was wir nicht verstehen, ist Gott. Oder Frau. Beide können und wissen alles. Zumindest besser (siehe: Angst vor Frauen) . Gott stellen wir uns wahlweise vor als Land, als Energie oder als Person. Der Kontakt zu ihm kommt meistens zustande durch »Boten«, die angeblich bereits in diesem Land waren, von dieser Energie durchflossen sind oder mit dieser Person gesprochen haben. Wie auch immer die das geschafft haben: Wir sollten tun, was sie sagen. Sonst: Hölle, Hölle, Hölle, Hölle!
Zum Wesen jedes Glaubens gehört die Strafe: Wohlverhalten wird belohnt, Asozialität bestraft. Allerdings nur im Jenseits – hier und jetzt ist es bedauerlicherweise genau umgekehrt. Konzentrieren Sie sich daher für einen kurzen Moment auf die Fehler, die Sie im Laufe Ihres Lebens gemacht haben: Wen

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