Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
McIntyre!« Dan griff nach dem Päckchen.
»Warte!«, schrie Amy. »Es könnte eine Falle sein.«
Dan rollte mit den Augen. »Komm schon.«
»Wir wissen nicht, von wem der Umschlag ist«, beharrte Amy. »Er könnte in die Luft fliegen oder so.«
»Okay, whoa«, sagte Nellie. »Warum sollte jemand ein paar Kindern eine Bombe schicken? Und wer ist dieser McIntyre?«
Dan grinste. »Ich bin dafür, dass Nellie ihn öffnet.«
»Nein, ganz bestimmt nicht!«, erwiderte Nellie.
»Du bist unser Au-pair-Mädchen! Solltest du nicht alles Explosive und so von uns fernhalten?«
»Ich fahre euch, Kleiner. Das reicht!«
Amy seufzte und griff nach dem Umschlag. Sie ging auf den Parkplatz und öffnete ihn vorsichtig.
Nichts passierte. Im Inneren war ein Metallzylinder, der wie eine Taschenlampe aussah. Ein längliches violettes Glas, das an einer Seite des Zylinders entlanglief, verbreitete ein sanftes Glimmen. Daran war eine Notiz in krakeliger Schrift befestigt, auf der stand:
»Welchen Hinweis?«, fragte Dan, der über Amys Schulter hinweg mitlas.
»Das nächste Zeichen, nehme ich an.«
»Was für ein Zeichen?«, wollte Nellie wissen.
»Nichts«, antworteten Amy und Dan gleichzeitig.
Nellie blies sich eine Strähne ihrer schwarz-blonden Haare aus dem Gesicht. »Wie auch immer. Wartet hier. Ich hole das Auto.«
Sie ließ sie einfach mit ihren Taschen und Saladin, der in seiner neuen Katzenbox saß, stehen. Saladin mochte die Box nicht - genauso
wenig, wie sich Nellie über den frischen Red Snapper gefreut hatte, den sie gekauft hatten, um den Kater bei Laune zu halten. Doch Amy hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, ihn zurückzulassen.
»Mrrp?«, fragte Saladin.
Amy fasste nach unten und streichelte seinen Kopf durch die Gitterstäbe hindurch. »Dan, vielleicht sollten wir nicht zu diesem Treffen gehen. Mr McIntyre hat gesagt, wir dürfen niemandem trauen.«
»Aber die Nachricht hat er doch selbst geschrieben!«
»Es könnte ein Trick sein.«
»Dann müssen wir erst recht hingehen. Das wird bestimmt spannend!«
Amy drehte die Haare zwischen ihren Fingern. Sie mochte es überhaupt nicht, wenn Dan sie nicht ernst nahm. Und das hier konnte wirklich gefährlich werden. »Wenn wir gehen, müssen wir zuerst den Hinweis finden, so steht es da.«
»Aber du weißt doch, wo wir suchen müssen, oder nicht? Du bist klug und so.«
Klug und so . Als wäre das alles, was sie brauchten, um einen versteckten Hinweis in einer riesigen Stadt zu finden. Bevor sie Boston verlassen hatten, war sie noch schnell zu ihrem Lieblingsbuchladen gegangen und hatte sich einige Bücher über Franklin und Philadelphia gekauft. Die ganze Zugfahrt über hatte sie gelesen, und doch …
»Ich habe ein paar Ideen«, gab sie zu. »Doch ich weiß nicht, wo diese ganze Mission hinführen soll. Hast du schon mal darüber nachgedacht, was das für ein Geheimnis sein könnte, das wir hier suchen?«
»Na, irgendwas Cooles.«
»Klar, das hilft uns wirklich weiter. Ich meine, was könnte jemanden zum mächtigsten Cahill in der Geschichte machen? Und warum überhaupt 39 Zeichen?«
Dan zuckte mit den Schultern. »Neununddreißig ist doch eine schöne Zahl. Drei mal dreizehn. Außerdem die Summe von fünf aufeinanderfolgenden Primzahlen - 3, 5, 7, 11, 13. Und wenn man die ersten drei Potenzen der Zahl drei zusammenzählt, also 3 1 plus 3 2 plus 3 3 , dann bekommt man auch neununddreißig.«
Amy starrte ihn an. »Woher weißt du das?«
»Wovon redest du? Das ist doch offensichtlich.«
Amy schüttelte fassungslos den Kopf. Die meiste Zeit über verhielt sich Dan wie ein Idiot. Und dann zählte er in null Komma nichts Primzahlen und Potenzen zusammen, als wäre es das Normalste von der Welt. Er sah Dinge, über die sie niemals nachgedacht hatte. Ihr Vater war Mathematikprofessor gewesen. Und Dan hatte seinen Sinn für Zahlen geerbt. Amy hatte schon genug Mühe, sich Telefonnummern zu merken.
Sie hielt den komischen Metallzylinder hoch, den Mr McIntyre ihnen geschickt hatte. Sie schaltete ihn an und er leuchtete violett.
»Was ist das für ein Ding?«, fragte Dan.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Amy. »Doch irgendetwas sagt mir, dass wir das besser vor acht Uhr herausfinden sollten.«
Amy hasste Autos ebenso sehr, wie sie Menschenansammlungen hasste. Sie schwor sich, wenn sie einmal älter war, irgendwo zu leben, wo sie niemals Auto fahren musste. Und in dieses Auto wollte sie schon deshalb nicht einsteigen, weil sie Nellies Fahrkünste
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