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Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis

Titel: Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Korman
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der nackten Glühbirne erkannte.
    Er war alt, älter als Onkel Alistair, vielleicht in den späten 60ern. Er hatte eine wettergegerbte, zerklüftete Haut und war ganz in Schwarz gekleidet, sodass es aussah, als schwebte sein Kopf auf halber Höhe in der Luft.
    Amys Herz pochte so stark, dass sie Angst hatte, es könnte platzen. Sie fasste die Hand ihres Bruders und zog ihn weiter den Gang entlang.
    »Mach langsam!«, beschwerte sich Dan.
    Amy jedoch hielt nicht an, bis sie sicher war, dass die Besuchergruppe außer Hörweite war. »Dan - der M… - der M…« Obwohl sie flüsterte, bekam sie ihr Stottern nicht in den Griff.
    »Beruhige dich«, sagte ihr Bruder sanft.
    »Der M… Mann in Schwarz ist hier!«

Neuntes Kapitel
    Dan erschrak. »Hat er dich gesehen?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber wir dürfen es nicht darauf ankommen lassen. Immerhin war er da, als Grace’ Haus niederbrannte und als die Bombe im Franklin Institut hochging, auch wenn letztendlich die Holts dafür verantwortlich waren. Wir müssen hier raus!«
    »Nicht bevor wir gefunden haben, weshalb wir hergekommen sind«, erwiderte Dan stur. »Onkel Alistair und der Mann in Schwarz? Das sind schon zwei Beweise, dass wir auf der richtigen Spur sind!«
    Urplötzlich erfasste Amy eine Welle von Bewunderung. Sicher, ihr Bruder war ein Blödmann, der ohne sie keine fünf Minuten überleben würde. Aber es gab Zeiten - wie in diesem Moment -, in denen er Mut aufbrachte, wo es für sie nur Angst gab.
    Sie schluckte. »Also weiter!«
    Immer tiefer drangen sie in den Berg vor. Der Tunnel verzweigte sich und verzweigte sich abermals, und sie merkten sich sorgfältig die Biegungen und Kurven, denen sie folgten. Keiner von ihnen konnte sich etwas Furchterregenderes vorstellen, als hier drinnen verloren zu gehen, auf halbem Weg zwischen Salzburg und dem Mittelpunkt der Erde.

    Bald schmerzten ihre Augen von der Anstrengung, die endlosen Mauern nach Zeichen oder verschlüsselten Symbolen abzusuchen - nach irgendetwas, das auf eine Geheimkammer oder ein Versteck hindeutete. Doch da gab es nichts außer moosigen Steinen, so weit das Auge reichte, und ab und zu das Tröpfeln von Wasser.
    Dan kauerte gerade auf Händen und Füßen und untersuchte eine »Gravur«, die sich als eine Mulde im Stein herausstellte, als die elektrischen Lichter über ihnen einmal kurz aufflackerten und dann erloschen.
    Dunkelheit beschrieb nicht einmal annähernd das, was nun folgte. Sie waren in erdrückende Schwärze getaucht, in die totale Abwesenheit von Licht. Es war, als wären sie von einem Moment auf den anderen erblindet.
    Die Panik war mit nichts vergleichbar, dass Amy jemals zuvor gespürt hatte. Ihr Atem ging nur noch stoßweise, wurde schneller und schneller, als würde die Luft, die sie einatmete, sofort wieder aus ihr herausgesaugt.
    Dan wedelte mit den Armen und versuchte sie zu beruhigen. Doch als er ihren Arm berührte, kreischte sie so laut auf, dass das Echo durch sämtliche Gänge in allen Richtungen zu hören sein musste.
    »Beruhige dich, ich bin’s doch nur!«, zischte er, obwohl auch er eher das Gegenteil von Ruhe verspürte. »Wahrscheinlich ist es nur ein Stromausfall!«
    »Und der Mann in Schwarz ist nur zufällig hier?«, jaulte Amy.
    Dan versuchte, sich zu konzentrieren. »Wenn wir ihn
nicht sehen können, kann er uns auch nicht sehen, stimmt’s? Wer weiß, vielleicht ist er genauso verloren, wie wir es sind.«
    »Und vielleicht ist er auch ganz in unsere Nähe und lauert uns auf.«
    Er atmete einmal tief durch. »Wir müssen es riskieren. Wir können nur versuchen, den Rückweg zu finden und das Beste zu hoffen.«
    »Finden wir den Weg zurück überhaupt noch?«, antwortete sie mit zitternder Stimme.
    Dan versuchte sich die Tunnel so vorzustellen, wie sie auf einer Karte aussehen würden - als sich kreuzende Linien. »Du führst deine Hand entlang der einen Wand des Tunnels, ich meine entlang der anderen. Auf diese Weise werden wir keine Abzweigung verpassen.« Er schluckte. »Ganz einfach.«
    Einfach . Oh, wie Amy sich wünschte, alles wie ihr Bruder auf eine Formel reduzieren zu können - auf eine Reihe von Anweisungen, die man einfach befolgen musste. Für sie war es unmöglich, das blanke Entsetzen, das sie in dieser Finsternis empfand, mit Rationalität auszuschalten.
    Plötzlich erinnerte sie sich wieder an die Katakomben von Paris, an die Stapel von Totenschädeln, die sie grotesk angegrinst hatten. Gleichzeitig kam ihr das hier viel schlimmer vor -

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