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Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis

Titel: Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Korman
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der Schacht war schmaler, seine Wände schienen sich auf sie zu zubewegen und sie im steinernen Magen dieses Berges einzuschließen.
    »Dan, ich glaube, ich kann das nicht«, wimmerte sie.
    »Es ist doch noch derselbe Tunnel wie vorher«, redete er ihr gut zu. »Wir haben es bis hierher geschafft, wir schaffen es auch zurück.«
    Sie machten sich auf den Weg durch die Schwärze. Amy tastete sich an der linken Wand entlang, während sie wusste, dass Dan dasselbe an der rechten Wand tat. Sie hielten sich an den Händen, um einander nicht zu verlieren, und sie redeten die ganze Zeit über, um die Panik fernzuhalten, die sie sicherlich übermannen würde, wenn sie es nur zuließen.
    »Hey, Amy«, sagte Dan, »wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal so an der Hand gehalten?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Es muss gewesen sein, als wir noch ganz kleine Kinder waren. Weißt du - mit Mama und Papa.«
    »Wie hat Mama noch mal ausgesehen?« Er kannte die Antwort schon. Er hatte sie schon mindestens 100 Mal gehört, doch das vertraute Gespräch war tröstlich.
    »Sie war groß«, antwortete Amy, »mit rotbraunem Haar …«
    »Wie deinem?« Seine übliche Frage.
    »Das von Mama war etwas röter. Du konntest sie bei einer Aufführung in der Schule im Publikum niemals verfehlen. Dad hatte hellere Haare mit …« Sie machte eine Pause. »Es fällt mir schwerer und schwerer, mir beide vorzustellen. Es ist wie auf einem alten Schnappschuss, auf dem das Bild immer mehr verblasst.«
    »Das ist blöd«, murmelte Dan. »Ich kann mich nicht an
meine eigenen Eltern erinnern, dafür aber an die doofe Tante Beatrice - sie ist wie eine große elektrische Leuchtanzeige in meinem Kopf.«
    »Wir haben immer noch Grace«, erinnerte ihn Amy sanft.
    »Grace.« Der Name klang wie ein Seufzer. »Ich vermisse sie, obwohl ich mich manchmal frage, ob das richtig ist.«
    »Grace hat uns geliebt .«
    »Warum hat sie dann das alles hier vor uns geheim gehalten?«, fragte er. »Die Cahills! Den Wettbewerb! Eine kleine Warnung wäre sicher von Nutzen gewesen. So was in der Art wie: ›Schau, heute bist du noch ein kleines Kind, das Super Mario spielt, doch in ein paar Monaten wirst du dich in einem Tunnel in Europa verlaufen, und ein irrsinniger Mörder wird …‹«
    Peng !
    Der Lichtblitz war wie eine Supernova in der Finsternis. Ihre Augen, die sie weit geöffnet hatten, um so viel wie möglich erkennen zu können, wurden schmerzhaft mit Licht überladen. Dan erkannte eine Gestalt, die durch den Tunnel hindurch von ihnen weglief. Doch seine Hände schossen reflexartig nach oben, um sein Gesicht abzuschirmen, bevor er erkennen konnte, wer es war. Dann war die Explosion vorüber und wurde von einem rumpelnden Geräusch ersetzt, das sie davor warnte, das die Decke jeden Moment einstürzen würde.
    Amy hörte ihren Bruder schreien, als er von einem Felsbrocken
an der Schulter getroffen wurde. Ihre Hände waren immer noch aneinandergeklammert, sodass sie fühlte, wie er zu Boden ging und unter Steinen und Schmutz begraben wurde.
    »Dan!« Sie zog mit aller Kraft an seinem Arm, auch als bereits herabfallender Kies auf sie niederprasselte. Sie mobilisierte ihre letzten Kräfte, zog noch einmal wie ein Ochse und ihr Bruder rappelte sich neben ihr auf die Füße, spuckte Staub und war unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen.
    »Bist du verletzt?«, fragte sie mit kratziger Stimme.
    Ohne zu antworten, streckte er die Hand in der Dunkelheit aus und betastete die Umrisse des Schutthaufens. Er versperrte den Schacht vollständig. Dan versuchte, sich durch das Geröll hindurchzuwühlen, mit dem einzigen Erfolg, dass er eine kleine Lawine auslöste, die das, was er freigegraben hatte, wieder zuschüttete, und ihn bis über die Fußgelenke unter Kies begrub. »Ich glaube, wir können uns hier nicht selbst herausgraben!«
    Die Albträume schlossen sich um Amy wie Haie, die sie umkreisten. Was kann schlimmer sein, als sich in der Dunkelheit verlaufen zu haben? In der Dunkelheit gefangen zu sein … in der Dunkelheit zu sterben …
    Sie betrachtete das schemenhafte Gesichts ihres Bruders und versuchte, sich auf seine grünen Augen zu konzentrieren. Da fiel es ihr auf. »Dan - ich kann dich sehen!«
    »Das ist unmög - Moment! Ich sehe dich auch! Zwar nur deinen Umriss. Aber …«

    »Von irgendwoher muss Licht kommen«, folgerte Amy. »Und wo Licht ist, da ist auch …«
    »Ein Ausgang!«, krähte Dan.
    Es war fast nicht wahrnehmbar - nicht einmal die Wände des

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