Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
jede Sekunde ihre Verfolger auftauchen konnten.
Im letzten möglichen Moment ging Dan vom Gas. Das Motorboot trieb gerade in den Schatten der Jacht, als Jonahs Boot das freie Wasser erreichte.
Am Bug stehend, suchte der Jungstar den Canale Grande in beiden Richtungen ab. Das Boot der Cahills war nirgends zu entdecken. Sein Vater ließ voller Abscheu sein Handy sinken. »Ich habe es jetzt bei allen Venezianischen Radiosendern versucht. Niemand hat im Moment einen Verkehrshubschrauber in der Luft.«
»Ihr Boot ist langsam«, meldete sich der Pferdeschwanz zu Wort. »Sie können nicht weit gekommen sein.«
Jonah nickte. »Yo, wir teilen uns auf. Wir fahren unter die Brücke und suchen in dieser Richtung. Sag den anderen, dass sie in die andere Richtung fahren sollen.«
Pferdeschwanz rief seinen Kollegen auf Italienisch Anweisungen zu, und die zwei Boote rasten zur nächsten Biegung der Wasserstraße, die in die Bucht von San Marco führte. Dann starteten sie ihren eigenen Motor und fuhren geräuschvoll unter dem Steinbogen der Rialtobrücke hindurch.
Ein grünes Augenpaar spähte über die Seitenwand des Motorboots und beobachtete Jonah und seine Begleiter dabei, wie sie in der Ferne verschwanden.
»Sie sind weg«, flüsterte Amy. »Was jetzt?«
Dan tauchte neben ihr auf. »Ich weiß nicht. Ganz ehrlich, ich habe nicht geglaubt, dass das funktionieren würde.«
»Lass uns die Tagebuchseiten holen und dann Nellie suchen«, drängte Amy. »Die Janus’ werden nicht ewig in die falsche Richtung fahren.«
Dan ließ den Motor wieder an und steuerte das Boot hinter der Jacht hervor. »Hey, ich werde immer besser. Seit ungefähr zehn Minuten bin ich gegen nichts mehr gefahren.«
»Ja, das ist das eigentliche Wunder.«
Das Hämmern eines kraftvollen Motors drang an ihre Ohren und das Wasser hinter der Luxusjacht begann zu strudeln.
»Sie fahren los«, bemerkte Amy. »Zum Glück haben sie nicht abgelegt, solange Jonah noch da draußen war.«
Als ihr kleines Boot sich in die Mitte des Kanals wagte, begann auch die Jacht, sich in Bewegung zu setzen, und hielt sich genau hinter ihnen. Der Schatten ihres spitzen Buges türmte sich über ihnen auf.
Dan drückte den Gashebel. »Wir legen besser mal einen Zahn zu. Diese Typen könnten uns überfahren und denken, sie hätten nur einen Goldfisch gerammt.«
Sie fuhren den Weg, den sie gekommen waren, quer
über die breite Wasserstraße zurück und bogen in den schmalen Kanal ein, der zur verankerten Royal Saladin führte, auf der sie Nannerls Seiten versteckt hatten.
»Dan - sieh mal!«
Voller Entsetzen beobachteten die beiden, wie die High-Tech-Jacht gekonnt hinter ihnen in den kleinen Kanal hineinmanövrierte.
»Warum sollte jemand mit einem so großen Boot in ein winzig kleines Rinnsal hineinfahren?«, fragte Amy verblüfft. »Die könnten doch stecken bleiben.«
»Dafür kann es nur einen Grund geben«, antwortete Dan grimmig. »Sie verfolgen uns.«
»Was? Wieso? Das sind doch keine Janus’.«
»Das vielleicht nicht, aber sie hängen sich trotzdem an uns.« Dan hatte den Gashebel bis zum Anschlag umgelegt, doch die Jacht hielt ohne Probleme mit ihnen mit. Es bestand kein Zweifel daran, dass die Jacht sie überholen konnte, wann immer sie es wollte.
Die Geschwister fuhren an der alten Kirche Santa Luca vorbei und unter der winzigen Brücke hindurch, wo die Royal Saladin vor Anker lag. Amy sah angespannt nach hinten und war überrascht, dass die Jacht zurückgefallen war und im Wasser angehalten hatte.
»Was tun sie da?«, fragte sich Dan. »Sie hatten uns doch praktisch schon!«
Amy dämmerte es zuerst. »Sie sind zu hoch! Das obere Deck passt nicht unter der Brücke durch!«
»Ja!« Dan machte eine unfreundliche Geste in Richtung
der Jacht, die den Kanal nun wieder zurückfuhr. »Dumm gelaufen, du Riesentrottel, was?«
»Wir können uns die Tagebuchseiten jetzt nicht holen«, warnte Amy. »Jonah kann uns zwar nicht sehen, aber wer auch immer sich auf der Jacht da aufhält, könnte es.«
Dan ging nicht vom Gas. »Kein Problem. Wir werden einfach nur diesen Typen da los, drehen dann um und holen uns unser Zeug.« Mit Höchstgeschwindigkeit manövrierte er ihr Fahrzeug durch Seitenarme, die viel zu eng für ein größeres Schiff waren. »Aus dem Weg, ihr Landratten! Hier kommt Käpt’n Dan!« Das Motorboot geriet ins Schlingern, als sie gegen einen Steinanleger prallten. »Ups.«
»Ich hoffe, du weißt, wo wir sind«, warf Amy unruhig ein.
»Entspann
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