Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
war sich nicht sicher, aber der Hinweis war ziemlich genauso wie die Wortspiele und Anagramme, die Dan immer in der Sonntagsausgabe der New York Times löste. Der Hinweis war zum Teil in den Wörtern versteckt. Man musste nur wissen, wie man sie zu lesen hatte. »Ähm, ich denke, es ist nichts davon. Kann ich es versuchen?«
Dan sah sie zweifelnd an. »Amy, ich bin der Rätselchef. Ich bin schon dabei.«
Amy wich zurück. Vielleicht sah er noch etwas anderes. Dan sah immer Sachen, die sonst niemand sah. Was Rätsel betraf, war er ein Genie. Er hatte einen alten Code geknackt, der in den Katakomben von Paris auf einen Haufen Totenschädel gemalt worden war. Und er hatte das Rätsel gelöst, das in Mozarts Noten verschlüsselt gewesen war.
Doch jetzt war er abgelenkt. Wenn sein Blick töten könnte, dann wäre Ian jetzt nicht mehr am Leben.
Er dachte nicht nach.
»Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich das verstanden habe«, bekräftigte Amy noch einmal.
Alistair grinste. Er machte eine einladende Bewegung zu der Scheibe. »Bitte sehr.«
Amy konzentrierte sich. »Na ja, denkt doch mal über den Satz nach. Was ist ein Faktor?«
»Ein Faktor wie in einer Multiplikation!«, rief Natalie.
»Und die Arbeiter?«, fragte Amy und griff nach dem Riegel. »Sie haben einen primären Faktor …«
»Einen primären Faktor … wie bei einer Primfaktorzerlegung?«, dämmerte es Dan.
»Das wären dann die Primzahlen, die man miteinander multiplizieren muss, um 5005 zu erhalten …«, murmelte Ian. »Das klingt ein bisschen weit hergeholt.«
»Ich hasse Mathematik«, sagte Natalie.
Amys Hand zitterte, als sie vorsichtig an der Scheibe drehte …
5, 7, 11, 13.
Klick .
Sie entriegelte die Tür und zog die Luke auf.
»Willkommen im Allerheiligsten der Familie Oh«, sagte Alistair mit einem Lächeln.
Zwölftes Kapitel
Es ist ein kleines Zimmer , dachte Ian, noch dazu ist es hässlich.
Der Cahill-Bruder dagegen - Dan - betrachtete den muffigen, holzvertäfelten Raum, als wollte er gleich anfangen zu flennen. »Dafür hast du eine mörderische, menschenfressende Todesbestie?«, rief er. »Um eine Bibliothek zu bewachen?«
Amy sah sich im Allerheiligsten ehrfürchtig um. »Es ist … wunderschön!«
Das Mädchen war bescheiden und aufmerksam. Wie eigenartig. Ian hatte diese Eigenschaften so selten bei anderen Leuten gesehen. Erst recht nicht auf ihrer Suche nach den 39 Zeichen. Natürlich hatte man ihn gelehrt, ein solches Verhalten um jeden Preis zu vermeiden und niemals mit jemandem zu verkehren, der es an den Tag legte. Es war geschmacklos - NfL, wie sein Vater sagen würde. Nur für Loser. Und ein Kabra verlor niemals.
Und doch faszinierte sie ihn. Ihre Freude, als sie Alistairs Rasen betreten hatte, ihre Ehrfurcht vor dieser lächerlichen Abstellkammer. Es schien ihm unmöglich, dass man so viel Glück aus so wenig herausziehen konnte. Das verursachte in ihm ein seltsames Gefühl, das er niemals
zuvor wirklich gefühlt hatte. Es fühlte sich ein bisschen wie Verstopfung an, war aber doch ein bisschen angenehmer.
Ach, na ja. Wahrscheinlich sind die zerrissenen Hosen schuld, dachte er. Erniedrigung machte die Seele weich.
Er blickte auf die vollgestopften Regale, die modrigen Wände aus Eichenholz, den rissigen Ledersessel, die hässlichen Neonleuchten, die Mäuseköttel in den Ecken, die abgenutzten Fenstergesimse und auf die Bilder an den Wänden, die von einem Flohmarkt für Farbenblinde zu stammen schienen. Wunderschön?
»Bücher«, stöhnte Dan. »Beam mich rauf, Scotty - bitte! «
Dieses eine Mal war Ian mit ihm einer Meinung.
» Seltene Bücher«, erklärte Alistair. Er machte eine große Geste in Richtung einer Glasvitrine. »Ganz zu schweigen von einer der weltbesten Sammlungen an geheimem Material über die Familie Cahill. Das bleibt eine Leidenschaft von mir, solange ich lebe, denn von den wenigsten Gegenständen gibt es mehr als ein Exemplar. Hier haben wir die besten Chancen, das Pergament zu entschlüsseln!«
Ian hätte sich gerne hingesetzt, doch dann fragte er sich, wie sich das wohl an seinem Hinterteil anfühlen würde. Wegen der Polyesterhosen war es allerdings auch nicht so angenehm zu stehen. Sie fühlten sich an wie Sandpapier. Zudem machte Dans Genöle diese Erfahrung nahezu unerträglich.
Er würde den Bruder meiden müssen. Die Schwester war wenigstens interessant. Er fragte sich, ob ihr Defizit an Zynismus wohl ansteckend war.
Wie ärgerlich. Und doch …
»Vielleicht
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