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Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao

Titel: Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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wollte es ungeschehen machen. Sie wollte Mitgefühl zeigen, ein Mensch sein, in dessen Adern Blut floss.
    Doch sie hatte es nicht getan. Stattdessen hatte sie gefühlt, wie Grace’ Abscheu über sie geströmt war wie das Beringmeer, Welle um Welle. Und dann, von einem Moment auf den anderen, veränderte sich die Abscheu in Argwohn.
    Irina war nicht in der Lage gewesen, Grace in die Augen zu sehen.
    Daher war sie, um es milde auszudrücken, überrascht gewesen, als man sie zu Grace’ Begräbnis eingeladen hatte. Erst als sie sicher war, dass auch die anderen Cahills eingeladen worden waren, hatte sie sich entschlossen hinzugehen.
    Alle Cahills gemeinsam in einem Raum. Mit all den alten Fehden. Und Grace mittendrin als Marionettenspielerin.
    Hatte Grace ihnen jetzt eine Falle gestellt, die sie nicht erkennen konnten? Wer war nun der Käse? Wer die Maus?
    Was ist dein Plan, Grace? Du hattest doch immer einen Plan.
    Diese Enkelkinder – wieso hatte Grace sie ins Rennen geschickt? Sie konnten unmöglich den Rest der Cahills auf der Jagd nach den 39 Zeichen schlagen. Ihnen fehlten Jahre der Erfahrung und der Übung. Es war zu spät, um das noch aufzuholen. Bis jetzt hatten sie nur Glück gehabt. Nur Glück. Zwei Kinder, denen niemand behilflich war, die nur weitermachten, weil sie Angst und alles verloren hatten …
    Angst.
    Verlust.
    Dinge, die auch sie kennengelernt hatte. Dinge, die auch sie gesehen hatte …
    Sie fühlte ihr Auge zucken. Die Vergangenheit sollte vergangen sein.
    Aber nun war sie hier in Ägypten, und an jeder Ecke schien selbst der Wind ihr zuzuflüstern, dass die Vergangenheit noch sehr lebendig war …

Achtes Kapitel

    Das hatte einfach passieren müssen. Nach all den Jahren, in denen er Museen mehr als alles andere gehasst hatte, war er nun selbst zu einem dauerhaften Ausstellungsstück geworden. Dan drückte seine Handflächen gegen die Wand. »Hilfe«, flüsterte er.
    »Wie lange, glaubst du, wird er uns noch hier drin lassen?«, fragte Amy.
    »Bis wir einknicken«, sagte Dan.
    »Wie können wir einknicken? Wir wissen doch gar nichts.«
    »Ich weiß, dass ich Hunger habe«, sagte Dan. »Wenn mir Oh eine Pizza anbieten würde, würde ich mir schon irgendwas ausdenken.«
    »Nellie wird sich bald fragen, wo wir stecken«, sagte Amy.
    »Sie wird uns hier niemals finden.«
    »Sie wird es an der Rezeption melden. Vielleicht rufen die die Polizei …«
    »Hast du’s immer noch nicht kapiert? Ihm gehört das ganze Hotel. Sie werden überhaupt nichts unternehmen.«
    »Er kann uns doch nicht einfach hierlassen.« Amys Stimme zitterte und sie schluckte schwer. Sie sagte sich, dass sie schon in viel schlimmeren Situationen gewesen waren. Doch irgendwie ließ sie dieser Plexiglaswürfel in Panik geraten. Sie versuchte durchzuatmen. »Wie viel Luft befindet sich wohl in diesem Ding?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Dan. »Vielleicht … vielleicht sollten wir lieber nicht reden.«
    Jetzt hatte sie auch noch ihren Bruder verängstigt. Keine Luft mehr zu bekommen, war für ihn, den Asthmatiker, ein ernstes Thema. Amy straffte die Schultern. Sie würde jetzt nicht die Nerven verlieren. Sie war schon einmal vor Dan in Panik geraten, doch das würde sie nie mehr tun. Niemals.
    »Ich bin sicher, dass es genug davon gibt.«
    Nur für wie lange? Sie wischte den Gedanken beiseite. Ihre Panik ließ langsam nach. Sie konnten das hier schaffen. Sie wusste, dass der Trick mit dem Mut etwas damit zu tun hatte, einfach nicht an das Schlimmste zu denken, was passieren konnte. Es war schon verrückt, wenn man sich tapfer verhielt, fühlte man sich auch beinahe tapfer.
    Sie musste nur daran arbeiten. So hart sie konnte.

    »Kinder?« Nellie rief aus dem Badezimmer. »Da draußen wartet hoffentlich was zu essen auf mich!«
    Keine Antwort. »Kumpels?« Nellie machte einen Knoten in den Gürtel des dicken Hotelbademantels. »Zwerge?« Sie hassten es, wenn sie sie so nannte. Aber kein Laut des Missfallens drang zu ihr herüber.
    Nellie drückte die Tür auf. Das Zimmer war leer. Neben einem zerbrochenen Regenschirm lag ein Bademantel auf dem Boden. Die Kids hatten sich aus dem Staub gemacht.
    Na ja. Wer konnte ihnen das schon verübeln? Schließlich waren sie in einem Fünfsternehotel und wollten es sicher auch erkunden. Nellie warf sich auf eines der Sofas und gab sich dem ausgiebigen Studium der Speisekarte hin.
    20 Minuten später hatte sie sich durch eine ganze Reihe köstlicher Zusammenstellungen kleiner Gerichte

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