Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao
miteinander verglich. »Man muss alle drei nehmen und das weglassen, was nicht auf allen gemeinsam zu sehen ist.« Er schob Theo seine eigene Skizze hin. »Erkennst du es vielleicht jetzt?«
Theo betrachtete die Karte einige lange Augenblicke. Dann ging er zum Bücherregal hinüber und nahm ein Buch heraus, das den Titel Tal der Königinnen trug.
Er schlug eine Seite auf. »Hier. Das dachte ich mir. Es ist eine Karte des Grabes der Königin Nefertari.« Dann blickte er zu ihnen hinüber. »Aber was hat das zu bedeuten?«
Elftes Kapitel
»Ich dachte, es hieße Nofretete «, sagte Amy und versuchte, Zeit zu gewinnen.
Theo schüttelte den Kopf. »Andere Königin. Königin Nefertari war die Lieblingsfrau von Ramses II. Er regierte Ägypten 66 Jahre lang während der 19. Dynastie, Neues Reich, 1279 bis 1213 vor Christus.«
Dan seufzte. Ihm war, als würde ihnen überall, wo sie hinkamen, eine Vorlesung gehalten.
»Nefertaris Grab wurde erst 1904 von dem italienischen Archäologen Ernesto Schiaparelli entdeckt. Lange Zeit – etwa 30 Jahre lang – musste es verschlossen bleiben, weil die Wandmalereien so empfindlich sind. Das Grab ist aus Kalkstein herausgehauen worden, daher konnten Wasser, Feuchtigkeit und Salz eindringen und die Reliefs beschädigen. In den frühen 90ern wurden dann große Anstrengungen unternommen, um es zu konservieren. Inzwischen gilt es als das schönste Grab in ganz Ägypten.«
»Aber eins verstehe ich nicht recht«, warf Hilary ein. »Man darf aus dem Grab nichts herausnehmen. Wieso lässt euch Grace dann eine Karte davon zukommen?«
»Das ist schwer zu erklären«, versuchte es Amy trotzdem. »Es könnte eine Nachricht für uns dort hinterlegt sein.«
»Ach so«, sagte Hilary, obwohl sie ganz offensichtlich überhaupt nichts verstand. »Eine Art Spiel?«
»Genau«, bestätigte Amy. »Eine Art – Schnitzeljagd.«
»Irre Familie, was?«, sagte Dan.
»Nun, da könntet ihr ein Problem haben«, sagte Theo. »Die Malereien sind immer noch so empfindlich, dass der Zugang zu dem Grab nur wenigen Leuten gestattet wird. Es ist sehr schwer, hineinzukommen und sich umzusehen. Mir könnte es vielleicht gelingen, mich irgendwie hineinzumogeln, aber …«
»Wieso nehmt ihr auf eurer Reise nach Luxor nicht einfach Theo als euren Begleiter mit?«, schlug Hilary vor. »Mein Arzt hat mir das Reisen verboten, ein richtiger Erbsenzähler, dabei bin ich doch erst 79, aber Theo wird einen perfekten Reiseführer abgeben. Er hat schon oft Gruppen nach Luxor begleitet. Er kennt dort jeden Stein. Lasst uns euch helfen, meine Lieben. Um Grace’ Willen. Ich konnte für sie nichts mehr tun, als sie auf dem Sterbebett lag. Lasst mich wenigstens das tun. Ich werde telefonieren und gleich die Flüge reservieren.«
Dan nickte. »In Ordnung«. Auch Amy war einverstanden.
Hilary betrachtete die Sakhet. »Und ich mache euch noch einen Vorschlag, meine Lieben. Jetzt, wo ihr eure Notiz gefunden habt, solltet ihr sie vielleicht zurück in ihr Bankschließfach bringen. Sie ist zu wertvoll, um sie in eurem Gepäck mit euch herumzutragen. Ich kann das gern für euch übernehmen.«
Amy streckte ihre Hand nach der Sakhet aus. Sie wickelte die Statue wieder in das weiche Leintuch ein. Dann öffnete sie ihre Gürteltasche. Die Sakhet passte genau hinein. »Vielen Dank. Aber ich möchte sie bei mir behalten.«
Hilary hatte sicherlich recht, mit ihrem Vorschlag, aber irgendwie konnte sich Amy nicht von der Statue trennen, die Grace ihnen hatte zukommen lassen, nicht einmal für einen Tag.
So wenig war ihr geblieben. Die Kette mit den Jadesteinen und nun diese Figur hier. Grace hatte ihre Hand ausgestreckt und ihnen etwas geschickt. Sie verstand nicht, wo Grace sie hinführen wollte, oder auch nur, warum sie es tat, aber sie würde alles dafür tun, um diese Dinge zu bewahren.
Die Sonne war kaum aufgegangen, als Hilary leise an ihre Türen klopfte. Sie frühstückten hastig und Hilary fuhr sie – auf bewährte Art und Weise – zum Flughafen. Sie bot ihnen an, auf Saladin aufzupassen, während sie unterwegs waren.
»Macht euch keine Sorgen, meine Täubchen«, versicherte sie ihnen, als Saladin sie anfauchte. »Ich liebe Katzen. Wir werden gut miteinander auskommen.«
Der Flughafenterminal war heiß und überfüllt. Sie reihten sich in eine Schlange ein und warteten auf ihre Bordkarten. Der Flug nach Luxor sollte in etwas über einer Stunde abheben. Wenn ihr Flug pünktlich verlief, wären sie am späten Vormittag
Weitere Kostenlose Bücher