Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt
verdeckte ein Schatten die Öffnung und Dan wich rasch zurück.
»Igitt«, kreischte jemand. »Bleib mir damit bloß vom Leib.«
»Das klingt nach Natalie Kabra«, flüsterte Dan.
»Ich bin von lauter Idioten umgeben«, sagte eine Frauenstimme ungeduldig. »Gib mir das Glas.«
»Das ist Isabel«, raunte Amy.
Plötzlich fiel etwas durch den Lüftungsschacht und landete auf Dans Arm. Als er nachsah, saß dort die größte und haarigste Spinne, die er je gesehen hatte. Sogleich krabbelte sie an Dans Arm hinauf. Er schrie auf und wich zurück zur Wand. Er war wie gelähmt und wagte nicht, sie anzufassen.
Shep war sofort an seiner Seite. »Alles in Ordnung«, beruhigte er ihn und wischte Dan die Spinne vom Arm. Sie fiel zu Boden und krabbelte davon. »Die ist nicht giftig.«
»I-ich glaube, wir sollten uns vom Schacht fernhalten«, schlug Amy vor.
Kaum, dass sie Amys Ratschlag gefolgt waren, regnete es Spinnen von oben. Bald waren die vier umgeben von einem Teppich aus haarigen Achtbeinern.
»Zurück!«, befahl Shep. Er deutete auf eine besonders stark behaarte Spinne am Boden. »Das ist eine Trichternetzspinne. Und da ist noch eine.«
Dan schluckte. Nach seiner Begegnung mit der tellergroßen Spinne zitterte er noch immer. »Die giftigste Spinne der Welt?«
»Keine Bange, sie ist nicht aggressiv«, erklärte Shep. »Ihr dürft sie nur nicht reizen.«
»Wodurch fühlt sich eine Spinne denn angegriffen?«, quiekte Amy.
»Sollen wir etwa beruhigend auf sie einreden?«, fragte Nellie mit zittriger Stimme.
»Also gut, hier ist die gute Nachricht.« Shep studierte rasch den Boden. »Ich glaube, es sind nur die zwei.«
»Du glaubst ?«, schrie Nellie und sprang einem der haarigen Tiere aus dem Weg.
Die Trichternetzspinne war zum Ausgang gekrabbelt. Dort saß sie und musterte aufmerksam ihre neue Umgebung. Ihre Artgenossin krabbelte an der Wand entlang.
»Okay.« Shep atmete tief durch und besah sich die Spinnen noch einmal genauer, verlor dabei aber nie die beiden Giftspinnen aus dem Blick.
»Sieht so aus, als wären es tatsächlich nur zwei Trichternetzspinnen. Aber es sind noch ein paar Rotrückenspinnen darunter. Deren Gift ist zwar nicht tödlich, ihr Biss kann aber ganz schön wehtun. Wir müssen hier schnellstens raus. Aber keine Sorge. Wir …«
Da landete ein weiteres Tier auf dem Boden. Diesmal war es eine Schlange.
Von oben hörten sie Isabel lachen. »Ju-huu!«, rief sie. »Wir dachten, ihr fühlt euch da unten vielleicht ein bisschen einsam. Deshalb haben wir euch ein paar Haustierchen mitgebracht!«
Dan schluckte. »Bitte, sag, dass es nicht das ist, für das ich es halte …«
»Leider doch«, keuchte Shep. »Ein Taipan. Die …«
»… giftigste Schlange der Welt«, beendete Dan den Satz.
Siebzehntes Kapitel
Die Schlange glitt über den Boden des kleinen Raumes.
»Keine Panik. Lasst sie einfach in Ruhe«, flüsterte Shep.
»Ich würde im Traum nicht daran denken, sie zu stören«, entgegnete Nellie und wich einen Schritt zurück.
»Ihr Gift enthält ein Nervengift, das Lähmungen verursachen kann«, begann Dan zu erzählen. »Außerdem wird das Muskelgewebe zersetzt …«
»Wir brauchen jetzt wirklich nicht alle Einzelheiten«, beendete Nellie Dans nervöses Geplapper. »Könnten wir uns einfach darauf einigen, dass wir uns auf keinen Fall beißen lassen?«
Die orangebraune Giftnatter bewegte sich langsam auf den Ausgang zu, der in den Hauptstollen führte. Sie war gut zwei Meter lang, und als sie den Kopf hob, hielten die vier den Atem an. Doch dann rollte sich der Taipan einfach zusammen und blieb auf dem Boden liegen. Wenn sie jetzt hinauswollten, mussten sie darübersteigen.
Shep nahm einen Hammer aus der Werkzeugkiste. »Irgendwann muss sie sich wieder bewegen. Wir müssen nur abwarten. «
Dan spürte, wie sich seine Brust zusammenzog. Er atmete rasselnd aus und musste husten.
Amy sah ihn besorgt an. »Alles in Ordnung?«
»Klar.« Er brachte das Wort kaum heraus.
»Dan! Dein Asthmaspray!« Nellies Stimme klang angespannt. »Es ist in deiner Tasche.«
Dan fasste in die Hosentasche. Neben dem Inhalator befanden sich noch das Papier eines Schokoriegels, ein schöner Stein, den er in Sheps Garten gefunden hatte, und ein Müsliriegel, den er sich für später aufgehoben hatte. Er bekam den Inhalator zu fassen, doch als er ihn aus der Tasche herauszog, flutschte er ihm durch seine schweißnassen Finger. Er flog hoch in die Luft, schlug auf dem Boden auf und rollte dann direkt
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