Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
weiteres Signal. Sie rannten los, immer auf den Vordereingang zu.
Die Wachen schwärmten die Wege entlang. Zuerst zuckten die Strahlen von Suchlampen kreuz und quer über die Gruben, dann wurde die Beleuchtung eingeschaltet. Nun blieben ihnen keinerlei Schlupfwinkel.
Jonah stolperte über eine der Figuren und fiel hin. Dan zog ihn wieder auf die Beine und sie kletterten aus der Grube. Die beiden schienen den Wettlauf zu gewinnen, denn sie schafften es zum Eingang und stürzten durch die unverschlossene Tür nach draußen.
Jonah sprang über das Drehkreuz – und direkt in die Arme eines Polizisten. Ein zweiter Beamter fing Dan auf. Sie waren gefangen.
Achtzehntes Kapitel
In der winzigen Arrestzelle stank es bestialisch. Wahrscheinlich lag das daran, dass die Toilette mitten im Raum stand. Dan hoffte, dass er nicht lang genug bleiben würde, um sie benutzen zu müssen.
Wenn Dan mitgenommen war, so war Jonah am Boden zerstört. Seine Fans hätten ihr Hip-Hop-Idol nicht wiedererkannt, wie er so auf der Holzbank saß und mit jeder Stunde, die verging, den Kopf tiefer sinken ließ. Von seinem überschäumenden Selbstbewusstsein war nichts übrig. Er sprach nicht einmal mehr. Dan, der nur Jonah, den Star, kennengelernt hatte, fand die Veränderung beinahe so erschreckend wie ihre gegenwärtige Notlage.
Er versuchte ihn aufzumuntern. »Dein Vater stand mit dem Auto nicht weit entfernt. Er muss gesehen haben, was passiert ist. Er zieht bestimmt schon alle Register, um uns aus dem Gefängnis zu holen.«
»Ja, sicher«, murmelte Jonah.
Dan war fassungslos. »Willst du denn gar nicht hier raus?«
Jonah zuckte die Schultern. »Ist mir doch egal.«
»Das sollte dir aber nicht egal sein! Du willst doch zurück in dein schickes Leben! Du bist ein Rap-Star, eine Berühmtheit …«
»Glaubst du etwa, das bedeutet mir etwas?«, unterbrach ihn Jonah. »Yo, mal ernsthaft, wenn du in unserer Familie nicht die Zeichen knackst, bist du ein Nichts!«
»Na gut«, räumte Dan ein. »Ian und Natalie haben uns gelinkt. Na und?«
»Was ist, wenn ich in der einen Sache versage, auf die ich seit meiner Geburt vorbereitet wurde?«, fragte Jonah verbittert. »Klar, setz mich in ein Aufnahmestudio und ich mach dir eine Platin-CD. Aber bei der Jagd nach den Zeichen …«
»Wen juckt schon die blöde Jagd?«, unterbrach ihn Dan. »Nach allem, was du erreicht hast, glaubst du wirklich, du bist ein Versager, nur, weil du womöglich nicht gewinnst?«
»Ich bin ein Versager!«, rief Jonah wütend. »Als Cahill und als Mensch! Kapierst du das nicht? Ich habe dich heute Abend im Stich gelassen!«
»Hast du nicht! Du hast mir wahrscheinlich sogar das Leben gerettet!«
»Ich war schon fast draußen, Cous«, widersprach Jonah. »Na gut, ich bin zurückgekommen. Aber eigentlich war ich schon weg.«
»Das beweist doch, dass du kein schlechter Kerl bist«, erklärte Dan. »Jeder Idiot kann das Richtige tun. Aber weißt du, was viel schwerer ist? Das Richtige zu tun, wenn man dazu veranlagt ist, das Falsche zu tun!« Wer wüsste das besser als ein Madrigal?
»Ich habe einen Elfjährigen sitzen lassen, nachdem ich ihn in eine tödliche Falle gelockt habe!«
Dan wich einen Schritt zurück. »Du wolltest mich sterben sehen?«
Jonah verzog das berühmte Gesicht. »Du warst mein Köder. Wenn die Wachen uns gesehen hätten, dann hätte ich dich den Haien zum Fraß vorgeworfen und wäre getürmt. Nicht persönlich gemeint«, fügte er hinzu, als er Dans verletzten Gesichtsausdruck sah. »Es geht um die Zeichen, yo. Angeblich machen die einen zum mächtigsten Menschen der Geschichte – ich behaupte, sie machen einen zum Monster! «
Dan sagte nichts. Es gab nichts, was er dem hätte hinzufügen können. Er war nicht einmal besonders wütend auf Jonah. Dan wusste besser als jeder, was die Jagd nach den Zeichen mit einem anstellen konnte. Man brauchte sich doch nur ansehen, wie sie Amy gegen ihre Eltern aufgebracht und einen Keil zwischen die beiden Geschwister getrieben hatte, nachdem sie elf Jahre lang praktisch jede Minute miteinander verbracht hatten. Dan wurde von der wachsenden Furcht geplagt, dass es womöglich gar keine vorübergehende Trennung war. Es war durchaus im Bereich des Möglichen, dass er seine Schwester nie wieder sah.
Aber er hatte mit einem Kniff, den ihm echte Shaolin-Meister beigebracht hatten, im Zweikampf sein eigenes Leben gerettet – wenn das kein Knaller war?
Sie hörten ein metallisches Klappern und ein Wachmann tauchte
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