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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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die Rettungssanitäter mit den Bahren die Stufen heruntergetrabt kamen und die beiden Leichensäcke durch die offene Heckluke in den Notarztwagen schoben. Obwohl ich Annemarie und Joseph Sarducci nicht gekannt hatte, wurde ich von einer unsäglichen Traurigkeit erfasst.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Schar der Schaulustigen bis zur Haustür, wo ein uniformierter Beamter Wache hielt, in Rührt-euch-Stellung mit den Händen hinter dem Rücken.
    Ich sah gleich, dass er ein Profi war, denn er lächelte freundlich, während er mich zugleich mit kühlem Blick musterte. Ich riskierte es und zeigte ihm meine Marke.
    »Der Chief ist im Haus, Lieutenant.«
    Ich klingelte.
    Der erste Takt von Vivaldis
Vier Jahreszeiten
ertönte.
    Chief Stark machte die Tür auf, und als er sah, dass ich es war, spannten sich seine Kiefermuskeln an.
    »Was zum Henker haben Sie hier verloren?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Im Brustton der Überzeugung – denn es war die reine Wahrheit – antwortete ich: »Ich will nur helfen, verdammt noch mal! Darf ich reinkommen?«
    Wir starrten einander über die Schwelle hinweg an, bis Chief Stark schließlich blinzeln musste.
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie einem ganz gewaltig auf die Eier gehen können?«, brummte er und trat zur Seite, um mich einzulassen.
    »Ja. Und danke.«
    »Danken Sie nicht mir. Ich habe einen Kumpel von mir beim SFPD angerufen. Charlie Clapper sagt, Sie sind ein guter Cop. Und er liegt mindestens so oft richtig wie falsch. Sehen Sie bloß zu, dass es mir nicht hinterher Leid tut.«
    »Glauben Sie ernsthaft, dass es Ihnen noch mehr Leid tun kann als jetzt gerade?«
    Ich ging an Stark vorbei in die Diele und weiter ins Wohnzimmer, durch dessen Panoramafenster man einen prächtigen Blick aufs Meer hatte. Die Einrichtung war in einem schnörkellosen skandinavischen Stil gehalten: klare Linien, glatte Webteppiche, abstrakte Kunst – und obwohl die Sarduccis tot waren, konnte ich ihren Geist in den Dingen, die sie zurückgelassen hatten, noch spüren.
    Während ich mich umsah und im Kopf eine Liste der Details erstellte, fiel mir auf, dass irgendetwas fehlte. Im ganzen Erdgeschoss waren keine Markierungen zu sehen – keine Kegel, keine Nummerntafeln oder Kreidelinien.
Auf welchem Weg war der Mörder also ins Haus eingedrungen?
    Ich drehte mich zu Stark um. »Könnten Sie mir eine kleine Führung geben.«
    »Das Schwein ist oben durchs Dachfenster eingestiegen«, erwiderte er.
63
    Das Elternschlafzimmer wirkte nicht nur kalt, sondern irgendwie hohl und leer – als ob der Raum selbst den furchtbaren Verlust fühlte.
    Die Fenster waren offen, und die Jalousien klapperten im Wind wie die Gebeine der Toten. Die zerknüllte eisblaue Bettwäsche war mit arteriellem Blut bespritzt, ein Anblick, bei dem mir gleich noch ein paar Grad kälter wurde.
    Ein halbes Dutzend Spurensicherer packte den Nippes von den Nachttischen in Plastikbeutel, saugte den Teppich ab, pinselte Oberflächen ein, um Fingerabdrücke sicherzustellen. Bis auf das Blut wirkte das Zimmer merkwürdig unberührt.
    Ich ließ mir ein Paar Einmalhandschuhe geben, und dann beugte ich mich vor, um eine Studioaufnahme der Sarduccis in Augenschein zu nehmen, die auf der Kommode stand. Annemarie war eine hübsche, zierliche Frau. Joe war der Typ »sanfter Riese«; stolz hielt er Frau und Sohn in seinen kräftigen Armen.
    Warum sollte irgendjemand den Tod dieses Paares gewollt haben?
    »Annemaries Kehle war aufgeschlitzt«, unterbrach Starks Stimme meinen Gedankengang. »Er hat ihr fast den Kopf abgeschnitten.« Er deutete auf den blutgetränkten Teppich neben dem Bett. »Hier ist sie zusammengebrochen. Joe war nicht im Bett, als es passierte.«
    Stark zeigte mir, dass die Blutspritzer sich strahlenförmig über das ganze Bett zogen und dass das Muster der Flecken ununterbrochen war.
    »Keine Anzeichen für einen Kampf«, sagte der Chief. »Joey hat's im Bad erwischt.«
    Ich folgte Stark über den goldgelben Teppich in ein Bad aus weißem Marmor. Das leuchtend rote Blut konzentrierte sich auf eine Seite des Raumes – eine horizontal verlaufende Bahn von Spritzern an der Wand, ungefähr in Kniehöhe. Es rann von den Wandfliesen herab und vereinigte sich mit der Lache gerinnenden Blutes am Boden. Ich konnte die Umrisse von Joes Körper erkennen, dort, wo er zusammengebrochen war.
    Ich ging in die Hocke, um besser sehen zu können.
    »Der Täter muss die Frau allein im Bett angetroffen

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