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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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haben«, erläuterte mir der Polizeichef seine Hypothese. »Vielleicht legt er ihr die Hand auf den Mund und fragt: ›Wo ist dein Mann?‹ Oder vielleicht hört er die Toilettenspülung. Er macht mit Annemarie kurzen Prozess. Dann überrascht er Joe auf dem Klo. Joe hört, wie die Tür aufgeht, und sagt: ›Schatz –?‹ Dann schaut er auf. ›Moment mal. Wer sind Sie denn? Was wollen Sie hier?‹«
    »Dieses Blut stammt aus seiner Halswunde«, sagte ich und deutete auf den Streifen unten an der Wand. »Der Mörder musste Joe auf Hände und Knie niederzwingen, um ihn überwältigen zu können. Joe war der Kräftigere von beiden.«
    »Mmh«, sagte Stark mit müder Stimme. »Sieht aus, als hätte er ihn zu Boden gestoßen, sich hinter ihn gestellt, Joes Kopf an den Haaren zurückgezogen und –« Der Chief fuhr sich mit zwei ausgestreckten Fingern quer über die Kehle.
    Ich stellte Fragen, und der Chief antwortete. Es war nichts gestohlen worden. Der Junge hatte nichts gehört. Freunde und Nachbarn hatten bereitwillig versichert, die Sarduccis seien eine glückliche Familie gewesen und hätten weit und breit keine Feinde gehabt.
    »Genau wie die Daltrys«, sagte Chief Stark. »Und bei den O'Malleys ist es die gleiche Geschichte. Keine Waffen, keine Anhaltspunkte, nichts Auffälliges bei den Finanzen, kein offensichtliches Motiv. Die Opfer kannten einander nicht.« Der Polizeichef verzog das Gesicht, und tiefe Falten furchten seine Stirn. Für einen kurzen Moment war er verletzlich, und ich konnte sehen, wie er litt.
    »Die einzige Gemeinsamkeit zwischen den Opfern war, dass sie alle verheiratet waren«, sagte er. »Was sollen wir damit anfangen? Achtzig Prozent der erwachsenen Einwohner von Half Moon Bay sind verheiratet. Die ganze verdammte Stadt ist in Panik. Mich eingeschlossen.«
    Der Chief war fertig mit seiner kleinen Ansprache. Er wandte das Gesicht ab, stopfte sich den Hemdzipfel in die Hose und strich seine Haare glatt. Er sammelte sich, um wenigstens nicht ganz so verzweifelt auszusehen, wie er sich gewiss fühlte. Dann sah er mir in die Augen.
    »Also, was denken Sie, Lieutenant? Los, verblüffen Sie mich mal ein bisschen – ich warte.«
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    Ich hatte die Leichen nicht gesehen, und die Laborergebnisse zu diesem brutalen Doppelmord würden frühestens in einigen Tagen eintrudeln. Trotzdem ignorierte ich den Sarkasmus des Polizeichefs und verriet ihm, was mein Bauch mir längst gesagt hatte.
    »Es waren zwei Täter«, sagte ich.
    Starks Kopf zuckte zurück. »
Unsinn!
«, spie er mir geradezu ins Gesicht.
    »Sehen Sie mal«, sagte ich, »es gibt keine Anzeichen für einen Kampf, nicht wahr? Warum hat Joe nicht versucht, den Angreifer zu überwältigen? Er war groß und kräftig. Er war ein
Bär
von einem Mann.
    Versuchen wir es doch mal mit dieser Variante«, fuhr ich fort. »Joe wurde mit vorgehaltenem Messer aus dem Bad geführt – und er fügte sich, weil er nicht anders
konnte. Denn Killer Nummer zwei war immer noch mit Annemarie im Schlafzimmer

    Starks Blicke schossen von einer Zimmerecke zur anderen; er betrachtete den Tatort in einem neuen Licht, versuchte die Szene mit meinen Augen zu sehen.
    »Ich würde gerne das Zimmer des Jungen sehen«, sagte ich.
    Als ich über die Schwelle trat, sah ich sofort, dass Anthony Sarducci ein aufgeweckter Junge war. Er hatte gute Bücher, Terrarien voller kerngesund wirkender Krabbeltiere, und auf dem Schreibtisch stand ein leistungsfähiger Computer. Aber was vor allem meine Aufmerksamkeit fesselte, waren die Abdrücke im Teppich an der Stelle, wo der Schreibtischstuhl normalerweise stand.
Der Stuhl war weggerückt worden. Warum?
    Ich drehte mich um und sah ihn direkt vor der Tür stehen.
    Ich dachte an den Cop, der vor dem Haus der Sarduccis Wache stand, und plötzlich war die Gedankenverbindung da.
    Der Junge hatte nichts gehört
.
    Aber was wäre passiert, wenn er doch etwas gehört hätte?
    Ich machte den Chief auf den Stuhl aufmerksam.
    »Hat irgendjemand den Stuhl da verstellt?«, fragte ich.
    »Niemand hat dieses Zimmer betreten.«
    »Ich habe meine Meinung geändert«, sagte ich ihm. »Es waren nicht zwei Eindringlinge. Sondern drei. Zwei, um die Morde durchzuführen. Und einer, um den Jungen in Schach zu halten, falls er aufwachen sollte. Dieser Dritte hat auf dem Stuhl dort gesessen.«
    Der Chief wandte sich steif um, ging den Flur hinunter und kam kurz darauf mit einer jungen Spurensicherungsbeamtin zurück. Sie wartete mit dem aufgerollten gelben

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