Die 4 Frau
Plastikband in der Hand vor der Tür, bis wir das Zimmer verlassen hatten. Dann brachte sie die Absperrung an.
»Ich will das einfach nicht glauben, Lieutenant«, sagte Stark. »Es war schon schlimm genug, als wir es nur mit
einem
Psychopathen zu tun hatten.«
Ich sah ihm unverwandt in die Augen. Und dann lächelte er doch tatsächlich, wenn auch nur eine Sekunde lang.
»Nageln Sie mich jetzt nicht darauf fest«, sagte er, »aber ich glaube, ich habe gerade
wir
gesagt.«
65
Es war schon spät am Nachmittag, als ich das Haus der Sarduccis verließ. Ich fuhr auf dem Cabrillo Richtung Süden, den Kopf voll von den Details des Verbrechens und meinem Gespräch mit dem Polizeichef. Nachdem er mir bestätigt hatte, dass die Sarduccis ebenso wie die übrigen Doppelmordopfer ausgepeitscht worden waren, hatte ich ihm erzählt, dass ich selbst schon einmal mit diesen Tätern in Berührung gekommen war.
Ich erzählte ihm von John Doe Nr. 24.
Ich hatte noch nicht alle Verbindungslinien zwischen den Morden von Half Moon Bay und meinem unbekannten Toten gezogen, war aber dennoch einigermaßen sicher, dass ich richtig lag. Zehn Jahre bei der Mordkommission hatten mich gelehrt, dass die Vorgehensweise eines Täters sich im Lauf der Zeit ändern mochte, seine charakteristische Handschrift aber die gleiche blieb. Auspeitschen in Verbindung mit dem Durchschneiden der Kehle des Opfers, das war eine seltene, womöglich einmalige Handschrift.
Die Ampel war rot, als ich mich wenige Blocks vom Haus der Sarduccis entfernt einer Kreuzung näherte. Als ich abbremste, warf ich einen Blick in den Rückspiegel und sah einen roten Sportwagen, der mit hoher Geschwindigkeit von hinten auf mich zukam. Ich rechnete damit, dass er anhalten würde,
aber er bremste noch nicht einmal ab
.
Was ich als Nächstes sah, konnte ich schlicht nicht fassen. Meine Augen hefteten sich auf den Rückspiegel, und ich sah den Wagen mit unvermindertem Tempo auf mich zurasen – auf Kollisionskurs.
Ich drückte mit aller Kraft auf die Hupe, doch das Auto in meinem Rückspiegel wurde immer größer und größer. Was zum Teufel war da los? Telefonierte der Fahrer mit seinem Scheiß-Handy? Hatte er mich tatsächlich nicht gesehen?
Das Adrenalin schoss durch meinen Körper, und die Zeit zerfiel in winzige Fragmente. Ich trat voll aufs Gas, riss das Steuer nach rechts, um dem Zusammenprall auszuweichen, und schoss mit meinem Explorer über den Bürgersteig weg in einen Vorgarten, wo ich eine Schubkarre mitnahm und schließlich an einer Douglasie hängen blieb.
Ich legte sofort den Rückwärtsgang ein, und die Reifen fetzten den Rasen auf, als ich auf die Straße zurückschoss. Dann nahm ich die Verfolgung des Irren auf, der schon am Horizont zu verschwinden drohte. Er hätte mich fast über den Haufen gefahren, und dann war er nicht einmal stehen geblieben, um zu sehen, was er angerichtet hatte. Das Arschloch hätte mich umbringen können.
Ich behielt das rote Auto im Auge und holte nach und nach auf, bis ich seine schnittige Form erkennen konnte. Es war ein Porsche.
Mein Gesicht glühte, als Wut sich unter meine Angst mischte. Ich gab Vollgas und verfolgte den Porsche, der sich in halsbrecherischen Manövern durch den Verkehr schlängelte und dabei mehrfach die doppelte gelbe Linie überfuhr.
Als ich den Wagen das letzte Mal gesehen hatte, hatte Keith gerade die Ölwanne repariert.
Es war Dennis Agnews Auto
.
Ein Dutzend Meilen flogen vorüber. Ich war dem Porsche dicht auf den Fersen, als wir in die Berge hinauffuhren und nach San Mateo kamen, wo wir die Fahrt auf dem Camino Real Richtung Süden fortsetzten, einer Durchgangsstraße mit heruntergekommenen Häusern, die parallel zu den Caltrain-Gleisen verlief. Plötzlich bog der Porsche ohne zu blinken scharf rechts ab und fuhr auf den Parkplatz einer kleinen Einkaufszeile.
Ich folgte ihm mit quietschenden Reifen und blieb auf dem nahezu leeren Parkplatz stehen. Ich stellte den Motor ab, und als mein galoppierendes Herz sich ein wenig beruhigt hatte, sah ich mich um.
Es war eine Ansammlung von Geschäften der einfacheren Kategorie: Autoteile, ein Billigkaufhaus, ein Schnapsladen. Am anderen Ende der Zeile sah ich einen kastenförmigen Bau aus Hohlblocksteinen mit einem roten Neonschild im Fenster:
Playmate-Palast. XXX Live Girls
.
Vor der mit Postern beklebten Schaufensterfront parkte Dennis Agnews Wagen.
Ich schloss den Explorer ab, ging die zwanzig Meter bis zum Eingang des Sexshops, öffnete die Tür und
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