Die 4 Frau
Sie sich hier um einen Job bewerben.«
Ein kleiner Mann mit einer billigen grünen Jacke, die er über seinem Bierbauch zugeknöpft hatte, erschien in der Bürotür. Er lehnte sich an den Türpfosten, nur eine Armlänge von der Stelle entfernt, wo ich stand, und zog mich mit den Augen aus. Es war ein Blick, der mich endgültig auf die Palme trieb.
»Rick Monte, das ist Lieutenant Lindsay Boxer. Sie arbeitet bei der Mordkommission in San Francisco«, sagte Agnew »Sie macht hier Urlaub – behauptet sie jedenfalls.«
»Und, genießen Sie Ihre Ferien, Lieutenant?«, fragte Rick meinen Busen.
»Sehr – aber ich könnte das hier jederzeit zu einem dienstlichen Besuch machen.«
Kaum hatte ich diesen Satz gesagt, da durchfuhr es mich wie ein Blitz.
Was tat ich da eigentlich?
Ich war offiziell eingeschränkt dienstfähig und befand mich außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs. Ich hatte einen Zivilisten mit meinem Privatfahrzeug verfolgt. Ich hatte keine Verstärkung, und wenn einer dieser Idioten meine Dienststelle anrief und sich beschwerte, hatte ich ein Disziplinarverfahren am Hals.
Das war das Allerletzte, was ich so kurz vor meinem Prozess gebrauchen konnte.
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass Sie sauer sind«, sagte Dennis mit seiner aalglatten Stimme. »Ich habe Ihnen doch gar nichts getan.«
»Wenn Sie mir das nächste Mal begegnen«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »dann wechseln Sie besser die Straßenseite.«
»Oh. Bitte um Verzeihung. Ich muss mich wohl geirrt haben. Ich dachte,
Sie
wären
mir
nachgefahren.«
Die passende Erwiderung lag mir schon auf der Zunge, aber diesmal schluckte ich sie herunter. Er hatte Recht. Er hatte mir tatsächlich nichts getan. Er hatte mich noch nicht einmal schräg angeredet.
Ich stürmte aus Agnews Büro und hätte mich in den Hintern beißen können, weil ich so blöd gewesen war, mich mit diesem halbseidenen Widerling in seinem eigenen Revier anzulegen.
Ich steuerte schon den Ausgang an, entschlossen, diese abartige Szene so schnell wie möglich zu vergessen, als mir plötzlich ein muskulöser junger Typ mit blonden Strähnchen in der Vokuhila-Frisur und tätowierten Flammen, die unter den Ärmeln seines T-Shirts hervorschossen, den Weg versperrte.
»Mach mal Platz, Arnie«, sagte ich und versuchte mich an ihm vorbeizuquetschen.
Der Kerl streckte die Arme aus und blieb wie ein Fels mitten im Gang stehen. Er lächelte mich herausfordernd an.
»Komm schon, Baby. Komm zu Rocco«, sagte er.
»Ist schon okay, Rocco«, sagte Agnew. »Diese Lady ist mein Gast. Ich bringe Sie zur Tür, Lindsay«
Ich griff nach der Klinke, aber Agnew lehnte sich gegen die Tür und trat mir in den Weg. Er stand so dicht vor mir, dass ich nur noch sein Gesicht sehen konnte: jede Pore, jedes Äderchen in seinen blutunterlaufenen Augen. Er drückte mir eine Videokassette in die Hand.
Das Cover pries Randy Longs ausdauernde schauspielerische Leistung in
A Long Hard Night
an.
»Schauen Sie sich's bei Gelegenheit mal an. Ich habe meine Telefonnummer hinten drauf geschrieben.«
Ich wich Agnew angewidert aus, und die Kassette fiel scheppernd zu Boden.
»Aus dem Weg, aber schnell«, sagte ich.
Er trat ein Stück zurück, gerade so weit, dass ich die Tür öffnen konnte. Als ich ging, hatte Agnew ein Grinsen im Gesicht und die Hand am Schritt.
68
Am nächsten Morgen wachte ich auf und musste gleich an Dennis Agnew denken, dieses Ekelpaket. Ich ging mit meinem Kaffee auf die Veranda, und weil er noch zu heiß zum Trinken war, versuchte ich mich ein bisschen abzuregen, indem ich dem Motor des Bonneville sein nerviges Klappern austrieb.
Ich hielt gerade die Fühllehre in der Hand und schraubte an den Ventilen herum, als ich hörte, wie ein Wagen in die Einfahrt einbog und anhielt.
Türen knallten.
»Lindsay? Hal-looo!«
»Ich glaube, sie ist von diesem großen goldenen Schiff dort verschluckt worden.«
Ich zog den Kopf unter der Motorhaube hervor, wischte mir die ölverschmierten Hände an einem Fensterleder ab und lief mit ausgestreckten Armen auf Claire und Cindy zu. Wir fielen uns quieksend und hüpfend um den Hals, während Martha, die auf der Veranda geschlafen hatte, aufgeregt um uns herumschwänzelte.
»Wir waren gerade in der Nähe«, sagte Claire, als wir uns wieder entwirrt hatten, »und da dachten wir uns, wir schauen mal vorbei und sehen nach, was du inzwischen so alles angestellt hast. Und was ist das da eigentlich,
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