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Die 5 Plage

Titel: Die 5 Plage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Maxine Paetro
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an, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Lindsay musterte sie besorgt. Sie ist so eine gute Freundin, dachte Yuki. Ich sollte ihr das nicht antun. Aber es muss sein.
    »Ich will Anzeige gegen das Municipal erstatten«, sagte Yuki. »Irgendjemand in diesem verdammten Krankenhaus hat meine Mutter ermordet.«

41
    »Die Stadt der Toten«, so wird Colma genannt. Fünf Meilen südlich von San Francisco gelegen, ist es die Begräbnisstätte unserer Metropole. Über eine Million Menschen liegen auf seinen sorgfältig gepflegten Friedhöfen begraben, und damit ist es der einzige Ort in Amerika, wo die Zahl der Toten die der Lebenden übersteigt - und zwar um ein Vielfaches.
    Meine Mom liegt hier auf dem Cypress Lawn Cemetery, und nun würde auch Yukis Mom an diesem Ort ihre letzte Ruhe finden.
    An diesem Samstag stand ich mit rund siebzig Menschen unter einem Zeltdach an Keikos Grab. Ein böiger Wind rüttelte an den weißen Zeltbahnen und verwirbelte die dünne Rauchwolke, die aus dem Räuchergefäß neben dem Porträt von Yukis Eltern, Keiko und Bruno Castellano, aufstieg.
    Yuki hatte den Arm um einen kleinen japanischstämmigen Mann in einem staubigen schwarzen Anzug gelegt. Das war Keikos Zwillingsbruder Jack. Er brachte stockend einige Worte in gebrochenem Englisch hervor: »Meine Schwester war wunderbare Frau. Danke für... geben meiner Familie Ehre.«
    Yuki drückte ihren Onkel an sich. Ein Lächeln erhellte ihr erschöpftes Gesicht, als sie über ihre Mutter zu sprechen begann.
    »Meine Mom erzählte immer, als sie nach San Francisco gekommen sei, habe sie sich gleich nach den wichtigsten Sehenswürdigkeiten umgeschaut: die Golden Gate Bridge, Saks, I. Magnin, Gump’s und Nordstrom. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.«
    Freundliches Gelächter erhob sich, als Yuki ihre Mutter Keiko in Anekdoten wieder lebendig werden ließ.
    »Nach der Schule bin ich oft mit ihr zum Einkaufen gegangen. Wenn ich dann wie eine Wilde um die Kleiderständer herumrannte, sagte sie immer: ›Yukiiee, du musst lernen, wie Lady zu benehmen.‹ Ich glaube, das habe ich nie so richtig gelernt.« Yuki lachte. »Ich mag nun mal laute Musik. Und kurze Röcke - ich weiß, Mommy, der hier ist auch zu kurz! Sie wollte, dass ich einen Anwalt heirate - stattdessen bin ich selbst Anwältin geworden.
    Mein Leben ist nicht das, was sie sich für mich erträumt hat, aber sie hat mir immer ihre Liebe gegeben, ihre Unterstützung, ihr... alles.
    Wir waren ein Team, Mom und ich. Immer die besten Freundinnen. Jetzt stehe ich hier mit meinem Onkel, und ich kann mir meine Welt einfach nicht ohne sie vorstellen. Mommy, ich werde dich immer lieben und vermissen.«
    Yuki senkte den Kopf; ihre Lippen zitterten. Dann drehten sie und ihr Onkel sich zu Keikos Sarg um.
    Eine Kette mit Steinperlen zwischen die Handflächen gepresst, hielt Yuki die Hände vors Gesicht. Sie und ihr Onkel Jack sprachen ein japanisches Gebet, das immer lauter wurde, als Keikos Freunde und Verwandte nach und nach einfielen.
    Dann verneigte Yuki sich vor dem Sarg ihrer Mutter.
    Ich ergriff Claires Hand mit meiner Rechten und Cindys mit der Linken, und während die Tränen über Yukis Gesicht strömten, hatte auch ich einen dicken Kloß im Hals.
    »Das ist wirklich ein verdammt trauriger Tag«, sagte Claire.

42
    Nachdem ich zehn Minuten lang mit dem Friedhofsplan in der Hand in Richtung Westen und Süden gegangen war, vorbei an in Stein gemeißelten Löwen und Engeln und reich verzierten Mausoleen, fand ich endlich das Grab meiner Mutter: den schlichten Granitstein, den ich wie ein schweres Gewicht in meinem Herzen getragen hatte.
    Im Lauf von fünfzehn Jahren hatten die Flechten die eingemeißelten Buchstaben dunkler gemacht, doch die Inschrift war immer noch klar und deutlich lesbar. Helen Boxer, Ehefrau von Martin, treu sorgende Mutter von Lindsay und Catherine. 1939-1989.
    Ein Bild tauchte in meiner Erinnerung auf. Ich war noch ein kleines Mädchen, und Mom machte uns Frühstück, bevor sie zur Arbeit ging. Ihr blondes Haar hatte sie hochgesteckt. Sie zog für Cat und mich die Waffeln aus dem Toaster, verbrannte sich die Finger und schrie übertrieben »Aua, aua, aua!«, um uns zum Lachen zu bringen.
    An diesen Tagen - an Werktagen -, sah ich sie erst wieder, wenn es schon dunkel war.
    Ich erinnerte mich, wie meine kleine Schwester und ich aus der Schule in ein leeres Haus zurückgekommen waren. Ich musste dann immer das Essen machen - überbackene Makkaroni. Und nachts wachten wir auf,

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