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Die 5 Plage

Titel: Die 5 Plage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Maxine Paetro
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diensthabenden Arzt der Station anpiepste.
    Sekunden später tauchte Dr. Daniel Wassel auf, ein dünner Mann von Mitte dreißig mit langer, schmaler Nase und verschlafenen, rot geränderten Augen.
    Ich stellte mich vor und erklärte ihm, dass ich eine Ermittlung durchführe und eine Liste sämtlicher Mitarbeiter brauche, die sich auf der Etage aufgehalten hatten, als ein Patient namens Anthony Ruffio aus dem OP auf die Intensivstation verlegt worden war.
    Und ich sagte ihm, dass ich auf der Stelle Ruffios Leiche sehen wollte.
    Der Arzt schien alarmiert; seine müden Augen weiteten sich, und er schüttelte seine Schlafstarre ab. »Ich verstehe nicht, Lieutenant. Wieso ist der Tod dieses Patienten eine Sache für die Polizei?«
    »Weil ich ihn vorläufig als verdächtigen Todesfall einstufe.«
    »Da liegen Sie aber wirklich gewaltig daneben. Ich glaub’s einfach nicht«, sagte er.
    Dr. Wassel öffnete die Schiebetür der abgedunkelten Kammer und schaltete das Licht ein. Die Neonröhren flackerten.
    Mein Blick ging sofort zu der Leiche.
    Eine ungute Vorahnung ließ mich schaudern, als ich das Laken vom Gesicht des toten Mannes zurückzog.
    Der Schock, so jäh aus dem Leben gerissen worden zu sein, schien in Ruffios Züge eingegraben. Sein Mund war offen, die Haut blass, fast durchscheinend.
    Um die Nasenlöcher herum war getrocknetes Blut zu sehen, und am Mundwinkel Reste des Klebebands, mit dem der Beatmungsschlauch fixiert worden war.
    Als ich das Laken weiter herunterzog, sah ich die erschreckend frische Operationswunde, eine genähte Linie vom Brustbein bis hinunter zum Nabel.
    Ich bedeckte Mr. Ruffio bis zum Haaransatz mit dem Laken.
    Als ich mich abwandte, blinkten mir von dem Tischchen neben dem Bett zwei Knöpfe mit dem Äskulapstab entgegen.
    »Dieser Raum darf bis auf Weiteres nicht von Krankenhausmitarbeitern betreten werden«, sagte ich. »In Kürze wird jemand vom kriminaltechnischen Labor hier sein, und sobald die Spurensicherung abgeschlossen ist, wird der Leichnam ins städtische Leichenschauhaus gebracht.«
    »Ich muss zuerst meine Vorgesetzten informieren.«
    »Tun Sie das, Dr. Wassel - und gehen Sie am besten gleich zur Krankenhausleitung.«
    Ich zog ein Paar Latexhandschuhe und einen Pergamin-Umschlag aus der Jackentasche und sammelte die Knöpfe ein, ehe sie verschwinden konnten. Dann rief ich die Spurensicherung an und erwischte zwei Kriminaltechniker, die Nachtdienst hatten. Sie versprachen, sofort zu kommen. Und ich rief Jacobi an. Holte ihn aus dem Bett.
    Während ich auf die Verstärkung wartete, ermittelte ich weiter auf eigene Faust. Es war, als raste ich mit einem kleinen Motorboot über die aufgewühlte, sturmgepeitschte See.
    Immer wieder zückte ich meine Marke, befragte gestresste, gereizte Ärzte, Schwestern, Helferinnen und Pfleger. Immer wieder stellte ich dieselben Fragen.
    »Wo waren Sie, als Anthony Ruffio ins Municipal eingeliefert wurde?«
    »Wo waren Sie, als er starb?«
    Und bei jeder Vernehmung wartete ich auf eine Geste, einen bestimmten Tonfall, irgendein verräterisches Detail, bei dem das Wort »Mörder« auf der Anzeigentafel aufblinken würde.
    Ich entdeckte nichts dergleichen, absolut nichts.

96
    Dr. Marie Calhoun hatte in dieser Nacht Bereitschaft in der Notaufnahme. Sie war Anfang dreißig, hatte widerspenstige braune Locken, zerfranste Nagelhäutchen und eine unbändige Energie, die für mich schon ans Manische grenzte.
    Wir standen hinter einer Reihe von Schwestern an der Stationszentrale der Notaufnahme. Dr. Calhoun sah die meiste Zeit an mir vorbei, als sie mir in ihrer atemlosen, abgehackten Manier die Gründe für Anthony Ruffios Tod darzulegen versuchte.
    »Mr. Ruffio befand sich auf dem Rückflug von Genf via New York«, sagte sie knapp. »Es war ein langer Flug, und er hatte das linke Bein in einem Gipsverband. Im Flugzeug bekam er akute Atemnot und wurde sofort nach der Landung auf dem schnellsten Weg in die Notaufnahme gebracht.«
    »Haben Sie ihn gesehen, als er eingeliefert wurde?«
    »Ja. Wir haben einen Lungenscan gemacht. Dabei zeigte sich ein großer Embolus in der Lunge. Wir haben auch eine Ultraschalluntersuchung des gebrochenen Beines durchgeführt und dort ein weiteres großes Gerinnsel gefunden.
    Wir verabreichten ihm einen Gerinnungshemmer namens Heparin, um das Blut zu verdünnen und die Gerinnsel aufzulösen. Er wurde an ein Beatmungsgerät angeschlossen und auf die Intensivstation verlegt.
    Das Nächste, was ich hörte, war, dass er Blut

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