Die 6. Geisel - Thriller
Person aus, die sie »G« nannte.
Paola berichtete von vielsagenden Blicken und zufälligen Begegnungen mit »G«, aber ich hatte ganz klar den Eindruck, dass sie eher davon träumte, mit G Sex zu haben, als dass sie es tatsächlich tat.
Die Person, die in Paolas Tagebuch am häufigsten erwähnt wurde, war Maddy. Dadurch wurde mir erst klar, wie sehr Paola das Kind liebte. Sie hatte sogar ein paar von Madisons Zeichnungen und Gedichten in ihr Tagebuch eingeklebt.
Von irgendwelchen Plänen, Verabredungen oder Rachegefühlen las ich nichts.
Ich klappte Paolas kleines rotes Buch zu und kam zu dem Schluss, dass es einfach nur die Aufzeichnungen eines unschuldigen Mädchens waren, das weit weg von zu Hause war.
Oder vielleicht hatte sie uns dieses Tagebuch absichtlich finden lassen, um uns das weiszumachen.
Henry Tyler ging mit Conklin und mir bis vor die Tür. Er fasste mich am Arm.
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie die Sache vor meiner Frau heruntergespielt haben, aber mir ist klar, weshalb Sie hier sind. Möglicherweise ist meiner Tochter schon etwas zugestoßen. Bitte halten Sie mich immer auf dem Laufenden. Und ich bestehe darauf, dass Sie mir die Wahrheit sagen.«
Ich gab dem verzweifelten Mann meine Handynummer und versprach, mich mehrmals am Tag bei ihm zu melden. Die Kriminaltechniker brachten Abhörvorrichtungen an den Telefonen der Tylers an, und Ermittler vom Dezernat Schwerverbrechen befragten die Anwohner in der Washington Street, als ich mit Conklin aufbrach.
Wir fuhren zum Alta Plaza Park, einem historischen Kleinod, dessen terrassenförmige Anlage atemberaubende Aussichten bot.
Unter die Kindermädchen mit ihren Schützlingen und die Hundebesitzer hatten sich schon Polizisten gemischt, die Befragungen durchführten.
Conklin und ich schlossen uns den Kollegen an, und gemeinsam unterhielten wir uns mit sämtlichen Kindermädchen und Kindern, die Madison kannten, darunter auch eine Nanny mit den Initialen ME - die Freundin, die Paola in ihrem Tagebuch erwähnt hatte.
Madeline Ellis brach in Tränen aus, als sie uns von ihrer Angst um Paola und Maddy erzählte.
»Es ist, als ob alles, was ich weiß, auf den Kopf gestellt worden wäre«, schluchzte sie. »Es heißt doch immer, hier wäre man sicher!«
Madeline schaukelte den Kinderwagen, in dem ein Baby lag, und sagte mit erstickter Stimme: »Sie ist ein nettes Mädchen. Und sie ist noch sehr jung für ihr Alter.«
Von ihr erfuhren wir, dass der »G« aus Paolas Tagebuch
George war - Nachname unbekannt -, ein Kellner im Rhapsody Café. Er hatte mit Paola geflirtet, und sie mit ihm, aber Madeline war sich sicher, dass Paola und George nie ein Date gehabt hatten.
Wir trafen George Henley beim Bedienen auf der Terrasse des Rhapsody Café in der Fillmore Street an und vernahmen ihn. Wir setzten ihm zu, versuchten, ihm Angst zu machen, aber mein Instinkt sagte mir, dass er nicht in eine Entführung oder einen Mord verwickelt war.
Er war ein ganz normaler junger Mann, der auf die Abendschule ging und auf einen Abschluss in Bildender Kunst hinarbeitete.
George wischte sich die Hände an seiner Schürze ab, nahm mir Paolas Führerschein aus der Hand und betrachtete ihr Foto.
»Oh, klar. Die habe ich hier schon mit ihren Freundinnen gesehen«, sagte er. »Aber ich habe bis zu diesem Moment nicht gewusst, wie sie heißt.«
37
Die Sonne verschwand schon hinter den Dächern von Pacific Heights, als wir die Wohnung eines Hilfsarbeiters namens Willy Evans verließen, der über der Garage eines Nachbarn der Tylers wohnte. Evans war ein Widerling mit unglaublich dreckigen Fingernägeln und zwei Dutzend Terrarien voller Schlangen und Echsen, doch so schmierig er auch sein mochte, Willy Evans hatte ein stichhaltiges Alibi für die Zeit von Madisons und Paolas Entführung.
Conklin und ich knöpften unsere Mäntel zu und schlossen uns den Kollegen an, die in der Nachbarschaft von Tür zu Tür gingen und den Hausbesitzern, die von der Arbeit zurückkamen, Fotos von Paola und Madison zeigten.
Wir jagten vielen unschuldigen Mitbürgern einen gewaltigen Schrecken ein, doch es sprang nicht eine einzige heiße Spur dabei heraus.
Zurück im Präsidium, verarbeiteten wir unsere Notizen und Ideen zu einem Bericht. Wir hielten fest, welche Befragungen wir durchgeführt hatten, und auch, dass die Devines, die direkt neben den Tylers wohnten, vor, während und nach der Entführung im Urlaub gewesen und nicht vernommen worden waren. Und dass Paola Riccis Freunde
Weitere Kostenlose Bücher