Die 6. Geisel - Thriller
einfach nur in vielerlei Hinsicht ein miserabler Geschäftsmann«, fügte er hinzu.
»Wir müssen mit Ihrer Frau sprechen«, sagte ich.
»Sicher, sicher - und Sie will auch mit Ihnen sprechen. Sie fliegt heute Abend von Zürich aus zurück.«
Renfrews offene Art war so gewinnend - und ich ließ ihn in dem Glauben, dass er gewonnen hatte. Ich lächelte, und dann fragte ich: »Kennen Sie dieses Kind?«
Renfrew nahm das Foto des blonden Jungen mit den blaugrünen Augen und betrachtete es.
»Er kommt mir nicht bekannt vor. Sollte er das?«
Conklin kam mit einem Cop im Schlepptau und mehreren Kladden mit blauem Einband unter dem Arm auf uns zu.
»Mr. Renfrew, es ist Ihnen für die nächsten zweiundsiebzig Stunden untersagt, Ihr Geschäft zu betreiben, und das schließt die Benutzung Ihres Bürotelefons ein. Ich darf Ihnen Officer Pat Noonan vorstellen. Seine Aufgabe ist es, sicherzustellen , dass Ihr Geschäft geschlossen bleibt, bis die Frist abläuft.«
»Er bleibt hier?«
»Bis in circa acht Stunden, wenn seine Ablösung kommt. Verstehen Sie etwas von Football? Pat ist ein großer Fan der Fighting Irish. Kann Ihnen ein Ohr abquatschen, wenn Sie ihn nur lassen.«
Noonan lächelte, aber Renfrews Miene wurde starr.
»Und Mr. Renfrew, versuchen Sie nicht, die Stadt zu verlassen. Das würde einen sehr schlechten Eindruck machen.«
110
Die Atmosphäre in Tracchios Büro war fast unerträglich angespannt. Die unersättliche Medienmeute saß uns seit über einer Woche ununterbrochen im Nacken - in Form von Radio und Fernsehen, seriösen Tageszeitungen und der Supermarkt-Gazetten. Und wir hatten nichts, was wir ihr zum Fraß vorwerfen konnten.
Ein neunzehnjähriges Mädchen war ermordet worden. Das Kind einer prominenten Familie wurde vermisst und war wahrscheinlich auch tot.
Es war ein entsetzliches Gefühl, und alle, die in Tracchios Büro versammelt waren, fühlten sich persönlich verantwortlich.
»Boxer, zeig dem Chief, was wir haben«, wies Jacobi mich an.
Ich antwortete mit einem Blick, der sagte: Ich weiß, was ich zu tun habe, Lieutenant.
Dann schilderte ich, was ich hatte, während ich unsere Beweismittel eins nach dem anderen auf den Schreibtisch knallte. Zuerst die Kopien der Entführer-Briefe. Dann die Fotos der drei Kinder - Erica Whitten, Madison Tyler und der unbekannte Junge mit den blaugrünen Augen.
»Wer dieser kleine Junge ist, wissen wir nicht. Renfrew behauptet, ihn nicht zu kennen, aber das Foto des Kindes steckte in dieser Kladde in seinem Büro.«
Rich legte das Queensbury-Register zu den beiden West-wood-Registern auf den Schreibtisch.
»Wir wissen, dass die Renfrews hintereinander drei verschiedene Kindermädchen-Agenturen betrieben haben«, fuhr ich fort. »Eine in Boston, dann die Agentur, die sie hier führen, und ein früheres Unternehmen, die Queensbury-Agentur in Montreal.
Die Kollegen in Montreal haben einen ungelösten Fall in
den Akten. Ein kleiner Junge namens André Devereaux wurde vor zwei Jahren auf einem Spielplatz in der Nähe seines Elternhauses entführt. Er hatte ein Kindermädchen. «
»Und das kam von der Queensbury-Agentur?«
»Ja, Sir«, antwortete Conklin. »Ich bin diese zwei Bücher durchgegangen. Wenn man die Miete, die Ausgaben für die Anwerbung und den Import der Mädchen aus Übersee plus die Büro- und Anwaltskosten zusammennimmt, dann wird klar, dass die Renfrews - trotz der satten Vermittlungsgebühren, die sie kassieren - enorme Verluste machen. «
»Und dennoch machen sie immer weiter damit«, sagte ich. »Da fragt man sich doch, wieso. Was springt dabei für sie heraus? «
Lieutenant Macklin schob Tracchio ein ausgedrucktes Foto zu.
»Das ist André Devereaux, das Kind, das in Kanada entführt wurde«, erklärte er. »Es scheint sich um den Jungen zu handeln, dessen Foto im Queensbury-Register gefunden wurde.
Andrés Kindermädchen war Britt Osterman, eine schwedische Staatsbürgerin. Sie war bei der Queensbury-Agentur angestellt. Eine Woche nach André Devereaux’ Entführung wurde Britt Ostermans Leiche in einem Graben an einer abgelegenen Straße gefunden. Kopfschuss.
Die Queensbury-Agentur gehörte zwei Amerikanern, die sich John und Tina Langer nannten«, fuhr Macklin fort. »Nach der Devereaux-Entführung und dem Mord an Osterman verschwanden sie. Die kanadische Polizei hat uns dieses Foto von den Langers gemailt.«
Macklin legte ein weiteres Foto aus dem Laserdrucker auf Tracchios Schreibtisch. Es zeigte einen Mann und eine
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