Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete
muss Missionar werden.
Strom, Benzin, Wasser, Ressourcen sparen ist gut. Aber das Bewusstsein zu verändern, zu spüren, dass Genügsamkeit keine moralische Pflicht, sondern ein Gewinn und eine Quelle der inneren Ruhe ist, ist noch weitaus besser. Denn Bewusstseinswandel kann ansteckend sein.
Ein Energiesparer und Mülltrenner, der unzufrieden mit seinem Leben ist und seine Mitmenschen moralisierend mit dem erhobenen Zeigefinger belehrt, wird weitaus weniger bewirken als jemand, der durch seine Genügsamkeit innere Freiheit gewinnt, Freude und Zufriedenheit ausstrahlt und ohne große Worte offensichtlich macht, dass nicht im Besitzen, Verschwenden und Luxusleben das Glück zu finden ist.
Jeder sehnt sich nach Zufriedenheit, Glück und innerer Ruhe. Wer in sich ruht, dessen Handeln ist wie ein Steinchen, das in den See geworfen wird und dabei nur einen kleinen Teil des Sees berührt, aber weite Kreise zieht.
Kurma spricht: »Verzweifle nicht ob des Leides in der Welt. Kultiviere Genügsamkeit und du machst die Welt ein Stückchen besser.«
Unsere Welt krankt an der Gier des Menschen. Wenn wir unsere Augen öffnen und uns klar wird, wie viel Zerstörung und Leid es gibt, kann die erste Reaktion Resignation oder Verzweiflung sein. Doch wenn wir noch genauer hinsehen, erkennen wir, dass jeder Mensch wichtig ist, und dass wir, indem wir Genügsamkeit kultivieren, die Welt verändern. Nicht indem wir missionieren, sondern indem wir anderen die Augen öffnen und zeigen, dass Genügsamkeit kein moralischer Imperativ und kein Verzicht ist, sondern eine Quelle der Freude und ein Gewinn.
Vahari suchte Kurma auf und fragte: »Meisterin, was kann ich tun, damit mich nicht ständig die Gedanken plagen, was alles zu tun ist. Ich spüre nicht mehr die Gier wie früher, und ich bin glücklich, dass ich erkannt habe, dass ich etwas verändern kann. Manchmal bin ich immer noch unzufrieden mit mir, manchmal bin ich unzufrieden mit der Welt, manchmal denke ich, dass ich noch etwas anders machen müsste …« Kurma schüttelte den Kopf und lachte: »Ich ich ich ich ich ich … auch davon: viel zu viel!«
Bislang haben wir (fast) nur über die Begierde nach materiellen Dingen gesprochen. Wir können schon allein dadurch, dass wir uns von der Gier nach Dingen befreien und uns von den Banden lösen, mit denen uns überflüssiger Besitz fesselt, viel mehr Zufriedenheit und innere Ruhe gewinnen.
Wenn aber schon die Befreiung von materiellen Begierden einen so großen Unterschied macht – wie groß kann erst der Gewinn sein, wenn wir uns von seelischen Fesseln befreien. Zum tiefsten Geheimnis der Genügsamkeit dringen wir vor, wenn wir verstehen, dass uns die Begierde und das Anhaften an Ruhm, Pflicht, Selbstbestätigung und Meinungen noch mehr einschränkt als das materielle Habenwollen.
Am allerstärksten haften wir jedoch an einem, das uns so natürlich erscheint, dass wir in der Regel kaum darüber nachdenken, obwohl Religionen (insbesondere der Buddhismus) als auch die Wissenschaft (vor allem die Gehirnforschung, neuere Richtungen der Psychologie und die moderne Bewusstseinsphilosophie) es als Illusion erkannt haben: an unserem Ich!
Die Befreiung vom Ich – das ist unserem Denken meist fremd; und vielleicht sogar erschreckend (obwohl es gerade das eben nicht ist!). Deshalb wollen wir uns erst einmal die offensichtlicheren Fesseln unseres Geistes ansehen: Ängste, Sorgen und Meinungen.
Vahari war nicht gerade mutig. Es gab vieles, vor dem sie Angst hatte. Als sie Kurma fragte, wie sie ihre Angst besiegen könnte, antwortete die Meisterin: »Meine Liebe, du hast die Begierde noch nicht ganz überwunden.«
Ängste und Sorgen bestimmen das Leben vieler Menschen. Beinahe jeder von uns macht sich dann und wann Sorgen und hat vor manchen Dingen Angst.
Es gibt praktisch nichts, wozu man sich keine Sorgen machen könnte. Über viele viele Dinge muss man sich doch einfach Sorgen machen, oder?
Gehen Sie doch einmal Ihre Sorgen und Ängste durch: Haben Sie schon einmal erlebt, dass sie Ihnen Vorteile, Freude oder Genuss eingetragen hätten? Vielleicht ist es ja einfacher, als Sie denken, die Last negativer Gedanken und Gefühle abzuwerfen.
Sorgen um die Zukunft, Sorgen um Arbeitslosigkeit, um geliebte Menschen, Sorgen, dass man krank oder einsam sein könnte, die Sorge, dass man von anderen Menschen zurückgewiesen werden könnte – Sorgen können das ganze Leben in den Griff bekommen. Und »Sorgsüchtige«
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