Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete
Im Atem zeigt sich, dass Ruhe und Harmonie unserem natürlichen Zustand sehr viel eher entsprechen als Wut, Ärger oder Nervosität. Aufbrausende Emotionen sind meist nur von kurzer Dauer – und je besser es uns gelingt, den Atem einfach fließen zu lassen, desto mehr werden wir erkennen, dass er im Laufe der Zeit ganz von selbst langsamer, ruhiger und tiefer wird. Indem wir der Bewegung des Atems achtsam folgen, sammeln wir unsere Lebensenergie und erfahren die wohltuenden Wirkungen der Stille.
Als Kurma auf der Lichtung spazieren ging, sah sie Munki, das Äffchen, reglos im Gras sitzen. Munki sah Kurma kommen, begrüßte sie freundlich und sprach: »Meisterin, wie Ihr seht, habe ich begonnen, die Regungslosigkeit im Körper zu üben. In der Tat habe ich nur noch selten Lust, wild durch den Wald zu springen. Meine Erschöpfung ist verschwunden und letzte Nacht bin ich sogar lange Zeit wach geblieben und habe mir die Sterne angeschaut. Doch leider ist mein Geist oft noch voller Unruhe: Bin ich auf dem Weg zum Fluss, so kehre ich plötzlich um, da ich lieber Yuna besuchen möchte. Auf dem Weg zu Yuna fällt mir dann ein, dass ich Hunger habe, und so schlage ich den Weg ins Tal ein, in dem die Bananen wachsen. In Richtung der Bananen wandernd denke ich dann doch wieder an den Fluss – und so bleibt mein Herz ständig rastlos.« Kurma lächelte Munki gütig an und erwiderte: »Wie mir scheint, sind es deine Wünsche und Gedanken, die nunmehr von Ast zu Ast springen. Willst du deine Rastlosigkeit überwinden, so halte dich an deinem Atem fest.« Munki blickte Kurma argwöhnisch an und sprach: »Wie soll ich mich denn an so etwas Flüchtigem wie dem Atem festhalten?« Darauf sagte Kurma: »Sich am Atem festhalten bedeutet, sich im Atem zu sammeln. Zwinge deinen Atem zu nichts: Ist er kurz und flach, so erkenne: ›Der Atem geht kurz und flach.‹ Ist er hingegen lang und tief, so erkenne: ›Mein Atem ist lang und tief.‹ Achtsamkeit ist alles, was nötig ist. Indem du dich ganz hineinvertiefst, kehrst du in die Mitte zurück. In die Mitte zurückgekehrt gibt es nichts mehr, was dich deiner Ruhe berauben könnte.«
Wem es leicht fällt, seine Gedanken zur Ruhe zu bringen, indem er sich einzig auf die Bewegungslosigkeit seines Körpers konzentriert, der braucht überhaupt nicht auf seinen Atem zu achten. Viele Menschen haben aber ein Problem, wenn sie versuchen, einfach nur »still zu sitzen«. Der Körper ist ein relativ großes Meditationsobjekt. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, ob es im jeweiligen Augenblick besser ist, sich auf die Haltung seiner Wirbelsäule, die Kraft im Unterbauch, die Spannung der Muskulatur oder andere Körperbereiche zu konzentrieren. Die Beobachtung des Atems fällt daher oft leichter, denn hier ist der Gegenstand der Meditation sehr übersichtlich – das Heben und Senken des Bauchs.
Aus Kurmas Übungen: Die Atembewegung beobachten
Sie können die Bewegung Ihres Atems nutzen, um alle störenden Gedanken und Gefühle loszulassen. Ihr Atem ist ständig in Bewegung, Sie haben ihn überall dabei, und daher eignet sich das Beobachten des eigenen Atems nicht nur für die morgendliche (oder abendliche) Meditation, sondern auch, um sich zwischendurch einmal zu sammeln.
Setzen Sie sich aufrecht hin, schließen Sie die Augen und beobachten Sie einfach nur das Kommen und Gehen Ihres Atems. Tendenziell sollten Sie dabei eher versuchen, achtsam zu sein, als sich zu konzentrieren. Eine zu starke, einpunktige Konzentration auf den Atem kann dazu führen, dass Sie sich verkrampfen. Wenn Sie aber zwischendurch bemerken, dass Sie Ihren Atem »machen«, statt ihn einfach fließen zu lassen, ist das auch nicht weiter schlimm, da sich das früher oder später ganz von allein legen wird.
Beobachten Sie einfach nur, wie das Ein- und Ausströmen des Atems dazu führt, dass Ihre Bauchdecke sich hebt und senkt. So wie Wellen, die kommen und gehen. Sie atmen ein, der Bauch dehnt sich sanft – Sie atmen aus, die Luft strömt aus, und dabei bewegt sich der Bauch wieder ganz von selbst nach innen zurück.
Versuchen Sie, gar nichts zu tun. Genießen Sie einfach nur, wie Ihr Atem Körper, Seele und Geist durchdringt. Wenn Gedanken, Stimmungen oder Gefühle auftauchen, so kehren Sie jedes Mal einfach wieder geduldig zum Atem zurück. Genießen Sie die Klarheit und die Ruhe, die dabei in Ihrem Bewusstsein entstehen.
Beenden Sie die Übung, indem Sie einige Male tief durchatmen.
Stille im
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