Die Abaddon-Mission (German Edition)
konnten.
Erst jetzt erfaßten die infrarotgesteuerten Kameras die vergleich s weise winzige Fläche, die innerhalb von Sekundenbruchteilen au f glühte, flüssig wurde und schließlich als weiße Gasfontäne ve r dampfte. Der Laserstrahl selbst blieb unsichtbar, wenn man von der bläulichen Spur der ionisierten Gasmoleküle absah.
»Aktuelle Tiefe, 3,40 Meter ... 3,60 ... 3,80«, i n formierte der Bordrechner der Erkundungssonde. »Distanz zum Zielobjekt: 6,10 M e ter.«
Während sich der ultraheiße Laserstrahl weiter in die Tiefe fraß, starrten die Männer wie gebannt auf die Zahlenkolonnen ihrer Di s plays. Mittlerweile war der Abstand zwischen Bohrung und Kuppe l wand auf weniger als einen Meter geschmolzen.
»Distanz zum Zielobjekt: 0,60 ... 0,50 ... 0,40 M e ter«, verkündete die Computerstimme emotionslos.
»Okay, Mr. Rührmichnichtan«, murmelte Persson mit leuchtenden Augen, während sich die Zifferna n zeigen in Richtung Nullpunkt bewegten. »Jetzt h a ben wir dich an den Ei ... Scheiße ... was ist das?«
Das Bild auf dem Zentralmonitor war im gleichen Augenblick zusammengebrochen, in dem die Co m puterstimme verstummt war.
Für Sekunden verharrten die Männer fassungslos, bis die Aufzeichnungen der beiden anderen Satell i ten ihre schlimmsten Vermutungen bestätigten.
Falke 2 existierte nicht mehr. Sein Reaktor war im gleichen Augenblick explodiert, in dem der Lase r strahl die Wand der mysteriösen Kuppel erreicht ha t te. Nicht exakt im gleichen Augenblick, sondern etwa 35 Mikrosekunden später, wie die Rekonstru k tion des Zentra l computers ergab.
Offenkundig hatte die Wand des Objektes den L a serstrahl vollständig reflektiert und dadurch den Rea k torkern des Satelliten zum Schmelzen gebracht. Eine glühende Gaswolke in knapp zehn Kil o meter Höhe war alles, was von dem Aufklärungssatelliten der neuen Falcon -Reihe übriggeblieben war.
»Was jetzt?« erkundigte sich Persson aufgeregt. »Lassen wir uns das gefallen?«
Niemand antwortete. Die Offiziere beschäftigten sich mit ihren Compads oder starrten scheinbar u n beteiligt auf ihre taktischen Di s plays.
»Raus!« Der Befehl des Kommandanten war leise aber unmi ß ve r ständlich.
Lieutenant Persson fuhr zusammen und starrte verlegen in die Runde. Schließlich erhob er sich z ö gernd und verließ mit hängenden Schultern den Raum.
Commander Rohan wartete, bis sich die Tür g e schlossen hatte, und eröffnete dann – ohne auf Per s sons Abgang einzugehen – die Di s kussion.
»Simmons, halten Sie die Zerstörung des Satell i ten auch für einen feindseligen Akt?«
»Nein, Sir, die Analyse spricht eher für einen U n glücksfall. Wenn das unidentifizierte Objekt milit ä rischer Natur wäre, hätte es ve r mu t lich schon vorher das Feuer auf die Falken eröffnet.«
»Akzeptiert. Dennoch bleibt das Problem der Pa n zerung und des Risikos für die Landungstruppen. Yamuto, gibt es in den Unterlagen von ALFOR Pr ä z e denzfälle?«
Der Sicherheitsoffizier, der sich in den letzten Min u ten intensiv mit seinem Compad beschäftigt hatte, schüttelte den Kopf: »Nein, Sir, nicht mit hi n reiche n der Korrelation. Rein äußerlich ähnelt das Objekt den unterirdischen Energiesilos der Rhodi a ner. Alle r dings hat sich deren Konstruktion bei den Auseina n dersetzungen um RII als äußerst anfällig dargestellt.«
»Auseinandersetzungen um RII« war nach A n sicht des Komma n danten eine äußerst wohlwollende Umschreibung für die ungerech t fe r tigte Sterilisation des besiedelten Planeten im Rhodius-System. G e heimdienstanalysen hatten ergeben, daß die Rhodi a ner das Ult i m a tum der ALFOR-Flotte überhaupt nicht hatten beantworten kö n nen. Die im Wortsinne dickfelligen Humanoiden befanden sich zum Zei t punkt der Inv a sion in einer Art Kältestarre, die es ihnen norm a lerweise gestattete, den 10,3 Standar d jahre dauernden Rhodius-Winter zu überleben. Au s löser des Konflikts war die Explosion eines Energi e silos gewesen, die durch die Landung eines Fo r schungsschi f fes der MEA verursacht wurde.
Natürlich waren die Einzelheiten der Aktion nie an die Öffentlichkeit gelangt, aber in den ALFOR-Archiven auf Io wurde die RII-Operation als ein Musterbeispiel für die fatalen Folgen von Informat i onsdefiziten geführt.
Objektiv betrachtet befand sich die »Abaddon« im Augenblick in einer ähnlichen Lage wie die damal i ge Invasionsflotte. Sie hatte eine – zum Glück u n bemannte – Erkundungssonde verloren, und
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