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Die Abenteuer des Joel Spazierer: Roman (German Edition)

Die Abenteuer des Joel Spazierer: Roman (German Edition)

Titel: Die Abenteuer des Joel Spazierer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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doch nur eine Kugel abgekriegt hat. Er erzählte es, wie es die Art der Marder ist, von hinten nach vorne:
    »Nerran dnu Rethcäwbiel nenies negeg Leitrusedot sad re beirhcsretnu, ettah thcarbeg Nehcal muz, bag nehcal zu ginew se red ni, Tiez renie ni nhi red, nereilrev zu Nnam ned, tet Sednalretav sed Retav med se diel os. Ennök nerhüf Nehcaltot muz hcilsiewhcan eid, tlekciwtne Seztiw sed Kinhcet enie ebah re, Eemra red dnu Ietrap red Nerreh ehoh negeg Egälhcsna hcilmieh enalp, se Sseih, Ruesirf red. Suareh sella mak nnad reba …«
     
    Die Genossen und Genossinnen saßen lange ruhig da und stierten vor sich nieder. Schließlich erhob sich der Vorsitzende, trat neben mich ans Rednerpult, zog das Mikrophon zu sich hinüber und sagte: »Danke, Genosse Fantoni, deine Geschichte hat uns erschüttert und bezaubert in einem. Du hast uns einiges zugemutet, das ist wahr. Aber wir haben dich verstanden. Wir dürfen nie nachlassen in unserer Vorsicht und in unserer Selbstkritik. Der Mensch ist ein Tier, das hat Darwin nachgewiesen. Es ist die Aufgabe aller fortschrittlichen Kräfte in der Gesellschaft, das humanistische Erbe, wie es uns auch in den Märchen der Völker begegnet, zu verteidigen.« Er klatschte, und allmählich stimmten alle ein.
    »Grazie, compagno Fantoni, per aver mentito per me. Grazie, amore mio!«, flüsterte Allegra. »Grazie, amore mio!«
    »Per te mento volentieri«, sagte ich.
    Riccardo war schon vor einer Woche nach Italien gefahren; gleich, nachdem ihm Allegra mitgeteilt hatte, dass sie nicht mehr mit ihm zusammen sein wolle.
     

10
     
    Zum Schluss dieses Kapitels ein paar Zitate von Meister Eckhart, mit denen ich – sie als meine eigenen Gedanken ausgebend – den Sekretär des Erzbischofs beim Nachmittagstee beeindrucken wollte:
    – Als ich geboren wurde, da wurden alle Dinge geboren.
    – Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart.
    – Die Natur der Seele ist so zart, dass sie sich nur wenig Gedanken um ihren Platz macht, als ob sie gar nicht dort wäre.
    – Die Neigung zur Sünde ist nicht Sünde, aber sündigen wollen.
    – Der Mensch ist ein himmlischer Mensch, dem alle Dinge nicht so viel sind, dass sie ihn berühren können.
    – Der Geist, der abgeschieden ist, dessen Adel ist so groß, dass, was immer er schaut, wahr ist und, was immer er begehrt, ihm gewährt ist. Der Mensch, der in voller Abgeschiedenheit steht, der wird in die Ewigkeit entrückt, dass ihn nichts Vergängliches mehr bewegen kann, dass er nichts mehr empfindet, was leiblich ist, und er heißt tot für die Welt, denn ihm schmeckt nichts, das irdisch ist.

ACHTES KAPITEL
     

1
     
    Was heißt: Etwas hat einen Sinn? Allegra meinte, Dinge, die sein können oder sind, ohne dass der Mensch ist, die haben keinen Sinn und können keinen haben und brauchen auch keinen zu haben. Eben das Weltall zum Beispiel. Aber wenn etwas tatsächlich einen Sinn hat, darf es nicht nur ein Begriff sein, es muss einen Namen haben und ist entweder gut oder böse. Da musste ich für mich denken: Also hat das Leben eines Menschen in jedem Fall einen Sinn. Und musste weiter denken: Also kommt niemand darum herum, in seinem Leben nach Gut und Böse zu suchen. Und ich suchte. Das wird Ihnen seltsam erscheinen und wird Sie sogar abstoßen: ein Mörder, ein Lügner, ein Dieb – und der borgt sich Philosophie aus, um Gewissenserforschung zu betreiben?
    Ein paar schöne Märztage hatten wir, bis das Wetter über die Osterwoche eintrübte. Wir spazierten auf den Kahlenberg und blickten über Wien, setzten uns mit dem Rücken an einen Holzzaun, an dem entlang das Gras vom vorangegangenen Jahr stand, nun gelb und borstig. Die Latten waren warm von der Sonne und wärmten meinen Rücken. Über uns in der weiten, erst wenig grünen Dolde einer Buche rief eine Taube – Gru-gru gru! Gru-gru gru. Allegra legte ihren Kopf in meinen Schoß, ich strich mit dem Daumen über ihre kräftigen Brauen. In einer perfekten Geraden lagen ihre Lippen aufeinander, die zwei Kerben zwischen ihren Brauen waren scharf gezogen. Ebenso wie ich nie in den klaren Nachthimmel schauen konnte, ohne erschüttert zu sein durch die bare Existenz der Sterne, wunderte ich mich immer über Augenbrauen, Nasenflügel, Mundwinkel und Stirnfalten, weil in ihnen die Seele, dieses theoretische Konzept, dieser reine Begriff, auf ihre reale Existenz hinzuweisen schien. Aber ist es so? Wie groß ist der Einfluss der Gedanken und Gefühle auf die Konturen eines Gesichts? Wie groß ist der

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