Die Abenteuer des Joel Spazierer: Roman (German Edition)
Gladiator gewesen war und siebzig Jahre vor der Geburt Christi von den Römern hingerichtet wurde. Zusammen mit anderen Leidgenossen war er aus einer Gladiatorenschule ausgebrochen und durch das Land gezogen und hatte Sklaven von den Latifundien um sich gesammelt, bis sein Heer auf 200.000 Mann angewachsen war. Auf seinem Zug von Süden nach Norden lieferte er dem römischen Heer zahlreiche Schlachten, die er alle für sich entschied. Das Anliegen des Spartakus war es, die Sklaven in ihre Heimatländer zurückzuführen, wo sie in Würde leben sollten, über sich keinen Herrn, unter sich keinen Knecht.
Schließlich schickte der Senat acht Legionen, um die Aufständischen zurückzuschlagen. Spartakus wurde nach Süden gedrängt, an der Straße von Messina wollte er nach Sizilien übersetzen, wurde aber verraten und von den heranrückenden Soldaten vernichtend geschlagen. Er und sechstausend seiner Leute wurden gefangen genommen und entlang der Via Appia gekreuzigt.
Interessant war auch der Beitrag über den französischen Revolutionär Jean Paul Marat, ohne dessen Zeitung Ami de Peuple die Revolution nicht gesiegt hätte. Interessant auch das Leben von Patrice Lumumba, dem ersten Ministerpräsidenten des unabhängigen Kongo. Er war ein normaler Briefträger gewesen, irgendwann hatte er genug von der Grausamkeit der belgischen Kolonialherrschaft und ging in die Politik. In einer großartigen Rede in Anwesenheit des belgischen Königs Baudouin I. prangerte er dessen Herrschaft an. Bald darauf wurde er ermordet.
In weiteren Filmen wurde uns von Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, erzählt, dem Vater der Sowjetunion, von Ho Chi Minh, dem Vater der Demokratischen Republik Vietnam, und von Rosa Luxemburg, der deutschen Revolutionärin, die auf dreifache Weise von Rechtsradikalen ermordet worden war, einmal niedergeschlagen mit einem Gewehrkolben, dann in den Kopf geschossen und schließlich in einen Kanal geworfen.
In den beiden längsten Filmen wurden der kubanische Revolutionär Ernesto Che Guevara und der deutsche Kommunistenführer Ernst Thälmann vorgestellt. Von Che Guevara hatte mir Allegra schon ausführlich erzählt. Ich hatte viele Fotos von ihm gesehen, auf dem berühmtesten habe er Haare wie ich, hatte sie einmal gesagt. Che wollte allen Menschen helfen, der ganzen Welt wollte er helfen. Er sah sehr lässig aus, aber ich hielt nicht allzu viel von ihm. Er kam mir unstet vor und sein Handeln schien mir wenig überlegt, er fing immer etwas an und brachte es nicht zu Ende. Er war Arzt, bekleidete nach der Revolution zunächst den Posten des Generalstaatsanwalts und des Oberaufsehers in einem Gefängnis, leitete eine Zeitlang die kubanische Nationalbank, anschließend war er Industrieminister. Am Ende habe er jede Konvention hingeworfen und sei nach Afrika und Bolivien gezogen, um dort an der Seite der Ärmsten der Armen die Revolution voranzutreiben. Ich glaubte, es war leichter, ihn zu einem Gott als zu einem interessanten Menschen zu machen.
Besser gefiel mir der deutsche Ernst Thälmann. Der blieb am Boden und bei einer Sache, er war stur und ließ sich von Niederlagen nicht unterkriegen. Auch mühsame Kleinarbeit und Vereinsmeierei waren ihm nicht zu blöd, nie verlor er das Ziel einer klassenlosen Gesellschaft aus den Augen. Er war nicht unnachgiebig aus Schwäche und nicht tapfer aus Furcht. Er war stark genug, das Unglück anderer zu ertragen, aber er wollte es nicht ertragen. Es gab zwar kein heldenhaftes Foto von ihm wie von Che Guevara, aber ein Held war er trotzdem. Und zwar der größte Held der Deutschen Demokratischen Republik. Ich gewann sogar den Eindruck, ohne ihn wäre in diesem kleinen Land längst alles verloren. Jeder in der Deutschen Demokratischen Republik kannte Ernst Thälmann. Schwerindustriebetriebe waren nach ihm benannt, ebenso Offiziersschulen und normale Schulen und Kindergärten, außerdem Fußballclubs, Handballclubs, Schachclubs, Ruderclubs, aber auch Volkshochschulen, Lesezirkel, Volkstheatergruppen und regionale Musikvereine. Auf Briefmarken wurde sein Porträt gedruckt und auf Münzen. Der wichtigste Platz in Ost-Berlin trug seinen Namen und der schönste Park und das höchste Denkmal auch. Die größte Jugendvereinigung des Landes waren die Ernst-Thälmann-Pioniere mit ihren roten Halstüchern. Drei Filme sind über ihn gedreht worden. Aber nicht nur in der Deutschen Demokratischen Republik war er hochverehrt. In Tadschikistan war ein Dorf nach ihm benannt worden, in
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