Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
Scharfesmetallamstock.«
»Wie war die Abstimmung?«
»Das Gericht stimmte äußerst knapp dafür, mir eine Patenturkunde
zu geben.«
»Was ist eine Patenturkunde?« fragte Jonathan.
Prahlerisch erklärte Arthur: »Es ist nur das wertvollste Stück
Papier auf der Insel. Es ist ein Brief vom Hohen Rat, der mir die
ausschließliche Nutzung einer revolutionären Idee zum Holzfällen
erlaubt. Niemand darf Scharfesmetallamstock ohne meine Erlaubnis
nutzen. Ich werde stinkreich!«
Jonathan dachte an die Frau, die er bei seiner Ankunft auf
Regulos gesehen hatte. »Wann haben Sie das erfunden?«
»Oh, das war nicht meine Idee. Charlie, der arme Trottel, hat es
sich ausgedacht und den Antrag beim Büro der Ideenkontrolle
eingereicht. Ich habe Charlie einen kleinen Betrag für die Rechte
an seinem Antrag bezahlt, und das wird sich bald gelohnt haben!
Charlie hätte selbst niemals alle diese Rechtsanwälte anstellen
können«, sagte Arthur und nickte seinem Gefolge in der Ecke zu.
»Und wer hat den Kampf verloren?« fragte Jonathan.
»Es war wirklich ein Kampf«, seufzte Arthur. »Hunderte andere
Kerle wie Charlie behaupteten, vor mir an dieses Ding gedacht zu
haben - äh, also vor Charlie, heißt das. Manche sagten, es war der
nächste logische Schritt nach der Entdeckung des Steinamstock. Ha!
Sogar Charlies Großmutter brachte einen Anspruch vor, sagte, sie
hätte ihn zu dem gemacht, der er heute ist. Und so ein
Schriftsteller platzte auch noch herein und sagte, daß Charlie die
Idee von ihm gestohlen hätte.«
Arthur hielt inne, um über seinen Kaffee zu blasen. »Aber diese
letzte Abstimmung war die schwierigste. Die Klägerin behauptete,
sie hätte schon vor langer Zeit die ersten Metall- und Holzstücke
zusammengebunden. Ich kann mich jetzt nicht einmal mehr an ihren
Namen erinnern. Ist ja auch nicht wichtig. Sie hatte mehr als
vierzig Zeugen. Sagte, es sei Neugier von ihr, ein Hobby - sagte,
sie versuchte nur, ihre Arbeit etwas leichter zu machen. Sie wollte
die Gutmütigkeit der Richter ausnutzen, als sie sagte, sie sei eine
arme Baumarbeiterin und daß sie nie das Geld für das
Anmeldeformular gehabt hätte. Pech was?«
»Pech?« erwiderte Jonathan.
»Ich glaube, sie wollte sich einen Platz in den
Geschichtsbüchern verschaffen. Jetzt wird niemand mehr etwas von
ihr hören.« Arthur stellte seine Tasse wieder zurück, lehnte sich
an die Wand und überprüfte die gepflegten Fingernägel an seiner
rechten Hand. Er genoß diesen Augenblick des Triumphes.
»Jeder dieser Fälle hatte einen besonderen Dreh«, fuhr Arthur
fort. »Einige meiner Gegner protestierten, daß es nicht möglich
sei, den Gebrauch einer Idee zu besitzen. Aber das Gericht sagt,
ich tu‘s - also tue ichs! Es gehört mir siebzehn Jahre lang. Ich
habe es fair und rechtmäßig erworben.«
»Siebzehn Jahre? Warum siebzehn Jahre?« fragte Jonathan.
»Wer weiß?« lachte er. »Magische Zahl, denke ich.«
»Aber wenn Ihnen der Gebrauch einer Idee gehört, warum hört das
nach siebzehn Jahren auf? Verlieren Sie auch Ihr ganzes anderes
Eigentum nach siebzehn Jahren?«
»Mm«, Arthur machte eine Pause und nahm seinen Kaffee wieder. Er
rührte ihn nervös um. »Gute Frage. Normalerweise gibt es keine
zeitliche Begrenzung des Eigentums, es sei denn, der Rat nimmt es
für einen höheren sozialen Zweck. Einen Moment.« Er hob die Hand
und sofort kam ein Mann aus der Ecke des Raumes angerannt.
Dieser Fatzke sprang fast an Arthurs Seite: »Was kann ich für
Sie tun, Arthur?«
»Paul, erklären sie meinem jungen Freund, warum ich eine
Patenturkunde nicht mehr als siebzehn Jahre besitzen kann.«
»Ja, mein Herr. Nun, das ist so. In den alten Zeiten gab eine
Patenturkunde den Freunden des Gerichts ein königliches Monopol.
Heute dient eine Patenturkunde allerdings dazu«, sagte Paul in
einem juristischen Gleichklang, »Erfinder zu motivieren, die
andernfalls keinen Grund hätten, nützliche Dinge zu erfinden. Vor
einem Jahrhundert überzeugte ein abergläubischer Erfinder den Hohen
Rat, daß ein Monopol für siebzehn Jahre genug Zeit sei, reich zu
werden.«
»Bitte verbessern Sie mich, wenn ich mich irre«, sagte Jonathan,
der sich anstrengte, alles zu verstehen. »Sie sagten, Erfinder
werden motiviert - von ihrem Wunsch, reich zu werden - indem Sie
andere daran hindern, Ideen zu nutzen?«
Arthur und Paul sahen sich verblüfft an. Paul erwiderte: »Was
könnte es sonst für ein Motiv geben?«
Jonathan empfand ihre schwache Vorstellungskraft
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