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Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Titel: Die Abenteuer Des Jonathan Gullible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Schoolland
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daß ihn nach Hause bringen könnte.
    An einer Ecke hinter dem Jahrmarkt der Regierungen bemerkte
Jonathan eine stark geschminkte Frau in einem engen, knallroten
Kleid. Immer wenn ein Mann an ihr vorbeiging, lächelte die Frau und
ging einige Schritte in seine Richtung, um ihn in ein Gespräch zu
verwickeln. Sie sah nicht aus, als würde sie betteln. Nein, dachte
Jonathan, sie versuchte, etwas zu verkaufen. Wenn sie mit ihren
Bemühungen erfolglos war, drehte sich diese Verkäuferin schnell um
und suchte einen anderen Kunden.
    Jonathan fragte sich, ob ihr auffälliger Schmuck von Herrn Ponzi
auch zu einem öffentlichen Gut erklärt worden war. Dann sah er eine
andere Frau, die viel Farbe im Gesicht trug und Netzstrümpfe unter
einem sehr kurzen, schimmernden Rock. Sie schien besonders
freundlich, als sie verwegen zu Jonathan herüberstarrte. Er
entschied sich, sie nach dem Hafen zu fragen. Aber bevor er seinen
Mund zum Sprechen öffnen konnte, raste ein Polizeiwagen um die Ecke
und blieb mit einem Ruck vor ihm stehen.
    Mehrere schwarz gekleidete Polizeibeamte sprangen heraus,
griffen beide Frauen und zerrten sie unter Schreien und Fußtritten
in den Wagen. Die Männer schlugen die Türen zu und fuhren davon.
Einer der Polizisten blieb zurück und machte einige Notizen in ein
kleines schwarzes Buch, das er aus seiner Jackentasche gezogen
hatte.
    Jonathan wünschte sich, daß so viele Polizisten zur Stelle
gewesen wären, als er überfallen wurde. Warum waren sie überall,
nur nicht dort, wo er sie brauchte? Vielleicht konnte er den
Diebstahl jetzt melden und etwas Unterstützung bekommen.
»Entschuldigen Sie bitte. Ich möchte einen Raub melden.«
    »Das ist nicht meine Abteilung«, erwiderte der Polizist, ohne
von seinem Notizbuch aufzuschauen.
    Jonathan war verwirrt. »Was ist denn Ihre Abteilung?«
    »Unmoralische«, sagte der Mann.
    »Entschuldigung?«
    »Abteilung für Unmoralische, Kleiner. Unsere Abteilung
beschäftigt sich mit unmoralischem Verhalten.«
    »Ja, aber, sicherlich war der Raub, den ich melden wollte,
unmoralisch.« Da er keine Antwort erhielt, fragte Jonathan: »Warum
wurden diese Frauen denn festgenommen?«
    »Hast du das nicht an ihren Kleidern bemerkt?« Endlich schaute
der Mann von seinen Notizen auf und sah in Jonathans verblüfftes
Gesicht. »Diese Frauen haben sich schuldig gemacht, Männern
sexuelle Gefälligkeiten gegen Geld zu geben. Es wäre viel besser
für sie gewesen, wenn sie diese Gefälligkeiten statt dessen
getauscht hätten.«
    »Getauscht? Was meinen Sie mit ›getauscht‹?« fragte Jonathan,
der im Moment weniger mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt war als
mit seiner Neugier über diese Frauen.
    »Ich meine«, sagte der Polizist und betonte dabei jedes Wort,
»diese Frauen hätten ihre Begleiter unterhalten sollen, nachdem sie
zum Essen, Trinken, Tanzen und ins Theater eingeladen wurden, statt
Geld zu nehmen. Es ist besser für die örtliche Wirtschaft und
völlig legal.«
    Jonathan war noch mehr durcheinander als sonst: »Geld darf also
für sexuelle Gefälligkeiten nicht genutzt werden?«
    »Natürlich gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel kann Geld benutzt
werden, wenn der Vorgang gefilmt und allen Leuten in der Stadt
gezeigt wird. Dann ist es eine öffentliche, keine private
Angelegenheit und deshalb gestattet. Statt eingesperrt zu werden,
können die Teilnehmer sogar berühmt werden und mit den Verträgen
ein Vermögen verdienen.«
    »Also ist es der Austausch von Geld für rein private sexuelle
Aktivitäten, was strafbar ist?« fragte Jonathan.
    »Auch bei privaten Geldgeschäften gibt es Ausnahmen, besonders
wenn die Frauen bessere Kleider tragen als diese Straßendirnen«,
sagte der Mann verächtlich. »Kurzfristige Sachen für eine Stunde
oder eine Nacht sind illegal. Aber wenn ein Paar einen ständigen,
lebenslangen Vertrag schließt, kann Geld benutzt werden. Eltern
ermutigen ihre Kinder sogar manchmal, solche Verträge zu schließen.
Leute, die aufsteigen wollen, sind oft für dieses Verhalten geehrt
wurden. Das ist ein legitimes Mittel, um seinen sozialen Stand und
seine Sicherheit zu verbessern.«
    Der Polizist hörte auf, Notizen zu machen und griff in eine
Tasche. Er zog einen Steinamstock und einige Nägel heraus. »Würdest
du mir bitte hier helfen?«
    »Klar«, sagte Jonathan. Er grübelte über die Auskünfte, die ihm
der Mann über die Moral der Gesellschaft gegeben hatte.
    Der Polizist drehte sich um und ging zu einem Laden nebenan. Er
nahm einige lose

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