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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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sprechen müssen, ehe ich das Haus verließ. Aber ich war ganz durcheinander und wußte nicht, was ich tun oder sagen sollte, seit ich Frank wiedergesehen hatte. Ich wundere mich nur, daß ich nicht ohnmächtig vor dem Altar hingefallen bin.«
      »Möchten Sie vielleicht, Mrs. Moulton, daß mein Freund und ich das Zimmer verlassen, während Sie Ihre Erklärung abgeben?«
      »Wenn ich meine Meinung äußern dürfte«, sagte der fremde Herr, »ich finde, es hat in der Sache schon ein bißchen viel Geheimnistuerei gegeben. Ich für meinen Teil möchte, daß ganz Europa und Amerika die Wahrheit hören.« Er war ein kleiner, drahtiger, sehr lebhafter Mann, sonnengebräunt und mit scharfen Gesichtszügen.
      »Dann will ich unsere Geschichte auf der Stelle erzählen«, sagte die Dame. »Frank und ich lern ten uns im Jahre ‘81 in McQuires Camp kennen, nahe der Rockies, wo mein Vater eine Schürfstelle besaß. Wir verlobten uns. Aber dann stieß mein Vater eines Tages auf ein reiches Goldnest und machte ein Vermögen, während der arme Frank eine Schürfstelle besaß, die erschöpft war, und zu nichts kam. Je reicher Papa wurde, um so ärmer wurde Frank, so daß schließlich Pa nichts mehr von unserer Verbindung hören wollte und mich nach Frisco brachte. Frank gab aber nicht auf. Er folgte mir, und wir trafen uns, ohne daß Pa das geringste davon erfuhr. Er wäre nur wütend geworden, und so machten wir alles unter uns ab. Frank sagte, er würde es auch zu einem Vermögen bringen und seinen Anspruch auf mich erst dann erheben, wenn er genauso viel hätte wie Pa. Da versprach ich ihm, bis ans Ende der Zeit auf ihn zu warten, und schwor, keinen anderen zu heiraten, solange er lebte. ›Warum sollten wir dann nicht auf der Stelle heiraten‹, sagte er, ›so weiß ich, daß ich dich sicher habe, aber ich werde auf meinen Rechten als dein Mann nicht bestehen, bis ich wieder bei dir bin.‹ Nun, wir beredeten es, und er hatte alles so nett vorbereitet und auch schon einen Geistlichen mitgebracht, daß wir es sofort taten. Frank ging dann weg, sein Glück zu suchen, und ich ging zurück zu Pa.
      Als nächstes erfuhr ich von Frank, er sei in Montana, und dann zog er auf Goldsuche nach Arizona; zuletzt hörte ich von ihm aus New Mexico. Danach las ich einen langen Zeitungsbericht über ein Goldschürferlager, in das Apachen einge fallen waren. Und Franks Name stand auf der Liste der Getöteten. Ich fiel in Ohnmacht und lag Monate sehr krank. Pa dachte, ich hätte die Schwindsucht, und schleppte mich zu den Ärzten von halb Frisco. Ein Jahr und länger kriegte ich keine Nachricht, so daß ich nicht daran zweifelte, daß Frank wirklich tot war. Dann kam Lord St. Simon nach Frisco, und dann fuhren wir nach London, und die Trauung wurde arrangiert, und Pa war sehr angetan. Aber ich fühlte die ganze Zeit, daß kein Mann der Welt würde den Platz einnehmen können, den ich meinem armen Frank eingeräumt hatte.
      Dennoch wäre ich meinen Pflichten nachgekommen, wenn ich mit Lord St. Simon verheiratet gewesen wäre. Wir können unserer Liebe nicht befehlen, wohl aber unserem Tun. Ich ging mit ihm mit dem Vorsatz zum Altar, ihm eine so gute Frau zu sein, wie es mir nur möglich war. Aber Sie können sich vorstellen, was ich fühlte, als ich kurz vorm Altar zurückblickte und sah, wie Frank aus der ersten Bankreihe mich anschaute. Erst dachte ich, es sei sein Geist, aber auch als ich ein zweites Mal hinguckte, war er noch da, mit einer Frage in den Augen, als ob er wissen wollte, ob ich froh sei, ihn wiederzusehen, oder ob ich es bedauerte. Ich wundere mich jetzt noch, daß ich nicht umgefallen bin. Ich erinnere mich, daß sich alles um mich drehte und daß die Worte des Geistlichen mir wie das Summen einer Biene in den Ohren klangen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Konnte ich die Zeremonie unterbrechen und eine Szene in der Kirche machen? Ich warf Frank wieder einen Blick zu, und er schien zu wissen, was ich dachte, denn er hob einen Finger an die Lippen, wie um mir zu bedeuten, ich sollte still sein. Dann sah ich, daß er etwas auf ein Stück Papier kritzelte, und ich wußte, er würde mir eine Nachricht zukommen lassen. Als ich beim Hinausgehen an seinem Platz war, ließ ich ihm mein Bouquet in den Schoß fallen, und er schob mir die Nachricht in die Hand, als er die Blumen zurückgab. Es war nur eine Zeile. Er bat mich, zu ihm zu kommen, wenn er das Zeichen gab. Natürlich zweifelte ich keine Sekunde, daß ich vor

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