Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
ist natürlicher als die Abfolge der Ereignisse, wenn die junge Dame sie erzählt, und nichts befremdlicher als die Schlüsse, wenn man die Dinge sieht, zum Beispiel, mit den Augen des Mr. Lestrade von Scotland Yard.«
      »Sie selber haben nicht geirrt?«
      »Gleich anfangs sind mir zwei Tatsachen aufge
    fallen: daß die Dame sich ganz aus freien Stücken der Trauungszeremonie unterzogen hat und daß sie ihr Tun bereits bereute, als sie nur ein paar Minuten zu Hause war. Offensichtlich hatte sich im Verlaufe des Morgens etwas ereignet, das diesen Gesinnungswandel herbeiführte. Was für ein Ereignis mochte das gewesen sein? Draußen konnte sie mit niemandem gesprochen haben, denn sie befand sich in Begleitung des Bräutigams. Hatte sie aber jemanden gesehen? Wenn dem so war, dann mußte dieser Jemand aus Amerika gekommen sein, denn sie hatte erst eine so kurze Zeit in unserem Land zugebracht, daß kein Mensch sie derart tief beeindruckt haben konnte, daß sein bloßer Anblick sie bewog, ihre Pläne völlig über den Haufen zu werfen. Wie Sie sehen, hat uns ein Prozeß des Ausschließens auf den Gedanken gebracht, sie könnte einen Amerikaner gesehen haben. Aber wer war dieser Amerikaner, und aus welchem Grund mochte er soviel Einfluß auf sie besitzen? Es mußte ein Liebhaber sein, vielleicht ein Ehemann. Ihre frühen Frauenjahre, das wußte ich, waren in rauher Umgebung und unter seltsamen Bedingungen verlaufen. So weit war ich bereits, ehe ich Lord St. Simons Bericht hörte. Als er uns von dem Mann im Kirchengestühl erzählte, von der Veränderung im Verhalten der Braut, von dem so durchsichtigen Kunstgriff, eine Nachricht zu erhalten, indem man ein Bouquet fallen läßt, davon, daß sie sich zu der vertrauten Zofe flüchtete, daß die sehr bezeichnende Redewendung ›einen Anteil fordern‹ fiel, die im Jargon der Goldminen soviel heißt wie etwas in Besitz nehmen, worauf man den älteren Anspruch hat – das alles machte mir die Situation absolut klar: Sie war mit einem Mann durchgegangen, und der Mann war entweder ein Liebhaber oder früherer Gatte, wobei mehr für letzteres sprach.«
      »Und wie, um alles in der Welt, haben Sie die beiden entdeckt?«
      »Das hätte schwierig werden können, aber unser Freund Lestrade hatte eine Nachricht in der Hand, deren Wert er nicht begriff. Die Initialen waren selbstverständlich höchst bedeutend, aber noch wertvoller fand ich, erfahren zu haben, daß der Mann in der letzten Woche seine Rechnung in einem der erlesensten Hotels von London beglichen hatte.«
      »Woher schlössen Sie darauf, daß es ein erlesenes Hotel war?«
      »Von den erlesenen Preisen. Acht Schilling für ein Bett und acht Pence für einen Sherry – das deutet auf eines der teuersten Hotels. Es gibt nicht viele in London, die solche Preise fordern. Im zweiten Hotel, in der Northumberland Avenue, erfuhr ich durch eine Prüfung des Gästebuchs, daß Francis H. Moulton, ein amerikanischer Gentleman, erst am Tage zuvor ausgezogen war, und als ich mir die ihn betreffenden Buchungen ansah, kam ich zu denselben Rechnungsposten, die auf der Quittung standen. Briefe an ihn sollten an die Adresse Gordon Square 226 nachgesandt werden. So fuhr ich dorthin, und ich hatte das Glück, das Liebespaar zu Hause anzutreffen; ich erdreistete mich, den beiden einige väterliche Ratschläge zu geben und ihnen klarzumachen, daß es in jeder Hinsicht besser sei, wenn sie ihren Stand offenlegten, vor der Allgemeinheit und vor Lord St. Simon im besonderen. Ich schlug ihnen vor, bei mir zusammenzukommen, und ich brachte auch, wie Sie erlebt haben, den Lord dazu, meine Einladung wahrzunehmen.«
      »Aber mit wenig Erfolg«, stellte ich fest. »Lord St. Simons Betragen war nicht besonders huldvoll.«
      »Ach, Watson«, sagte Holmes und lächelte, »vielleicht wären Sie auch nicht besonders huldvoll, wenn Sie sich nach allem Werben sofort nach der Heirat der Frau und eines Vermögens beraubt sähen. Ich glaube, wir sollten Lord St. Simon mit großer Nachsicht beurteilen und unserem Schicksal danken, daß wir wahrscheinlich nie in so eine Lage kommen werden. Rücken Sie näher mit Ihrem Sessel und geben Sie mir meine Geige; denn das einzige Problem, das uns noch zu lösen bleibt, ist, womit wir uns diese freudlosen Herbstabende vertreiben sollen.«

Die Beryll-Krone

    »Holmes«, sagte ich, als ich eines Morgens im Erker stand und auf die Straße hinunterblickte, »da kommt ein Verrückter. Es ist eine

Weitere Kostenlose Bücher