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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Ich fand die Asche einer Zigarre, die ich durch meine besondere Kenntnis von Tabakaschen als indische Zigarre bezeichnen kann. Ich habe, wie Sie wissen, dieser Frage einige Aufmerksamkeit gewidmet und eine kleine Monographie über die Aschen von einhundertvierzig verschiedenen Sorten Pfeifen-, Zigarren- und Zigarettentabak geschrieben. Als ich auf die Asche gestoßen war, sah ich mich um und entdeckte den Stummel im Moos. Es war eine indische Zigarre der Sorte, die in Rotterdam hergestellt wird.«
      »Und die Zigarrenspitze?«
      »Ich konnte feststellen, daß das Ende nicht im Mund gewesen ist. Deshalb muß er eine Spitze benutzt haben. Das Ende war abgeschnitten worden, nicht abgebissen, aber der Schnitt war nicht sauber, so schloß ich auf ein stumpfes Taschenmesser.«
      »Holmes«, sagte ich, »Sie haben ein Netz um diesen Mann geworfen, aus dem er nicht entfliehen kann, und Sie haben einem unschuldigen Menschen das Leben gerettet, gerade so, als hätten Sie das Seil, an dem er schon hing, durchschnitten. Ich sehe die Richtung, in die das alles weist. Der Verbrecher ist…«
      »Mr. John Turner«, rief der Hotelkellner, öffnete die Tür unseres Wohnzimmers und ließ den Besucher ein.
      Er war eine seltsame und beeindruckende Figur. Sein langsamer, humpelnder Gang und sein gebeugter Rücken vermittelten den Eindruck von Altersschwäche, und doch zeigten seine harten, tiefgefurchten, knochigen Züge und seine ungeheuren Gliedmaßen an, daß sein Körper wie sein Charakter außergewöhnlich stark war. Ein strup piger Bart, graues Haar und buschige, über die Augen hängende Brauen gaben der Erscheinung den Ausdruck von Würde und Kraft; aber sein Gesicht war aschfahl, während seine Lippen und die Ecken seiner Nasenflügel einen Anflug von Blau aufwiesen. Es war mir auf den ersten Blick klar, daß ihn ein tödliches chronisches Leiden gepackt hatte.
      »Bitte, nehmen Sie auf dem Sofa Platz«, sagte Holmes freundlich. »Haben Sie meine Nachricht bekommen?«
      »Ja, der Aufseher brachte sie. Sie schrieben, Sie möchten mich hier treffen, um einen Skandal zu vermeiden.«
      »Ich dachte an das Gerede der Leute, wenn ich zu Ihnen käme.«
      »Und weshalb möchten Sie mich sprechen?« Er blickte meinen Gefährten an mit Verzweiflung in den müden Augen, so als wäre seine Frage schon beantwortet.
      »Ja«, sagte Holmes, eher den Blick als die Worte quittierend. »Es ist so. Ich weiß alles über McCarthy.«
      Der alte Mann vergrub das Gesicht in den Händen. »Gott helfe mir«, rief er. »Aber ich hätte den jungen Mann nicht zu Schaden kommen lassen. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich gesprochen hätte, wenn der Prozeß zu seinen Ungunsten verlaufen wäre.«
      »Das freut mich zu hören«, sagte Holmes ernst.
      »Ich hätte auch gesprochen, wenn es nicht um mein geliebtes Kind gegangen wäre. Es würde ihr das Herz brechen – es wird ihr das Herz brechen, wenn sie erfährt, daß ich verhaftet bin.«
      »Vielleicht kommt es nicht dazu«, sagte Holmes.
      »Wie!«
      »Ich bin nicht von der Polizei. Es war Ihre Tochter, die meine Anwesenheit verlangt hat, und ich handle in ihrem Auftrag. Der junge Mann muß auf jeden Fall entlastet werden.«
      »Ich bin todkrank«, sagte der alte Turner. »Ich habe seit Jahren Diabetes. Mein Arzt sagt, es sei fraglich, ob ich noch einen Monat lebe. Dennoch würde ich lieber unter meinem eigenen Dach sterben als in einem Gefängnis.«
      Holmes erhob sich und setzte sich an den Tisch, die Feder in der Hand und einen Stoß Papier vor sich. »Erzählen Sie uns nur die Wahrheit«, sagte er. »Ich werde die Tatsachen festhalten. Sie unterschreiben, und Watson wird Zeuge sein. Dann könnte ich Ihr Geständnis als letzte Möglichkeit präsentieren, den jungen Mann zu retten. Ich verspreche Ihnen, daß ich es nicht benutzen werde, wenn es nicht absolut nötig ist.«
      »Mir soll es recht sein«, sagte der alte Mann, »es ist ohnehin fraglich, ob ich die Verhandlung erleben werde, also macht es mir wenig aus, nur möchte ich Alice den Schock ersparen. Jetzt werde ich die Sache vor Ihnen klarlegen; sie hat sich über eine lange Zeit entwickelt, aber es wird mich nicht viel Zeit kosten, sie Ihnen zu erzählen.
      Sie kannten den Toten nicht, diesen McCarthy. Er war der leibhaftige Teufel. Das kann ich Ihnen versichern. Gott möge Sie vor den Klauen eines solchen Mannes bewahren. Zwanzig Jahre lang war ich in seiner Hand, er hat mein Leben

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